Schock für Mieter? Wohnungsgenossenschaft rationiert Warmwasser in Sachsen

Wasser aus dem Wasserhahn, Köln, 18.08.2008
Wasser aus dem Wasserhahn, Köln, 18.08.2008 Copyright Roberto Pfeil/AP2008
Von Euronews mit dpa
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Maximal 10 Stunden heißes Wasser am Tag: damit müssen die Mieter:innen einer Wohnungsgenossenschaft in Dippoldiswalde derzeit leben.

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Eine sächsische Wohnungsgenossenschaft nimmt den Aufruf, vorsorglich Energie zu sparen, sehr Ernst. Sie hat per Aushang in 260 ihrer insgesamt 600 Wohnungen in Dippoldiswalde die Einschränkung der Warmwasserversorgung ab dem 1. Juli angekündigt.

Nur noch in Stoßzeiten, wie morgens, mittags und abends kommt heißes Wasser aus der Leitung. Auch die Heizkörper werden wohl bis September kalt bleiben. Begründet wird dies mit den steigenden Energiepreisen, für die die Vermieter in Vorleistung gehen müssen.

Nach dem Bekanntwerden des Vorgehens der Wohnungsgenossenschaft wurde Kritik laut - und zwar nicht nur im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge oder im Internet. Auch die deutsche Bauministerin Klara Geywitz (SPD) dazu geäußert. Sie erklärte: "Einfach das Warmwasser zeitweise abzustellen, ist rechtswidrig."

Der Deutsche Mieterbund schrieb, dass fehlendes warmes Wasser ein Grund für eine Mietminderung sei. Mieter:innen hätten einen gesetzlichen Anspruch auf Warmwasser.

Der Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft Falk Kühn-Meisegeier findet den Schritt berechtigt und erklärte: "Der Bund hätte festschreiben können, dass ab dem 1. Juli die Heizung ausgestellt werden muss. Das hat er nicht getan. Also gehen wir jetzt voran." Man brauche im Sommer kein warmes Wasser in der Nacht - dies sei ein Luxus, den man sich nicht mehr leisten könne. Es gehe auch nicht darum, die Mieter zu ärgern, sondern "sich auf das einzustellen, was wir im nächsten Jahr vielleicht sonst nicht mehr bezahlen können", so Kühn-Meisegeier weiter. Zudem würden die Maßnahmen auch bei den Mieter:innen auf Verständnis stoßen.

Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk zeigen einige der Betroffenen durchaus Verständnis für die eingeschränkte Warmwasserversorgung. Sobald man sich an die Zeiten gewöhnt habe, wäre es kein Problem mehr, meinen einige. Andere sind überhaupt nicht einverstanden. "In meinen Augen ist es ein Eingriff in meine Körperhygiene. Ich habe ein kleines Kind, wenn in der Nacht mal etwas ist (...)  ich muss es mit kaltem Wasser waschen. Das funktioniert nicht in meinen Augen", erklärt eine junge Mutter. Auch Mieter:innen, die im Schichtdienst, wie etwa in der Pflege arbeiten, finden die Einschränkungen nicht hinnehmbar.

Gegenüber ntv erklärte der Chef der Genossenschaft, dass man bereits im April die Höhe der Vorauszahlungen für die Betriebskosten verdoppelt habe. Statt der sonst üblichen 100.000 Euro fielen nun 400.000 Euro an, die die Genossenschaft dem örtlichen Energieversorger zahlen müsse. 

Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, verteidigte das Vorgehen gegenüber der Funke-Mediengruppe mit der Besonderheit einer Genossenschaft: "Der Zweck sind Energie- und Kosteneinsparungen, die alleine den Genossenschaftsmitgliedern zu Gute kommen sollen und von denen die Vermieterseite selbst nichts hat." Allerdings müsste dazu eine vorherige einvernehmliche Absprache mit allen Mieter:innen erfolgen.

Weitere Quellen • mdr, ntv

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