Ukraine: 5 Entwicklungen im russischen Angriffskrieg auf das EU-Nachbarland

Russische Minenräumer in der Region Mariupol in der Ukraine
Russische Minenräumer in der Region Mariupol in der Ukraine Copyright AP/Copyright 2022 The Associated Press.
Copyright AP/Copyright 2022 The Associated Press.
Von euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Nordkorea hat die sogenannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk als eigenständige Staaten anerkannt. Deutschland versucht, einem Gasmangel im Winter zuvorzukommen. Und: ESA kündigt Zusammenarbeit mit Roskosmos auf.

1. Gouverneur: Russland legt Donbas absichtlich in Schutt und Asche

WERBUNG

Bei einer Reihe von Artillerieeinschlägen im ganzen Land hat es in den vergangenen Tagen mindestens zehn Tote und fast 20 Verletzte in den östlichen und südlichen Regionen gegeben.

Russische Raketen schlugen zuletzt auch in der Stadt Saporischschja ein. Beobachter werten den Angriff als eine Hinweis darauf, dass Moskau entschlossen ist, das Gebiet im Düsen der Ukraine zu halten und im Osten weiter vorzurücken. Einige der zivilen Todesopfer waren in der Provinz Donezk zu beklagen. Die Stadt Bachmut wurde besonders stark beschossen, so der Verwaltungschef von Donezk, Pavlo Kyrylenko.

In der benachbarten Provinz Luhansk, die von russischen und separatistischen Kräften so gut wie erobert worden ist, kämpften ukrainische Soldaten unter russischem Beschuss um die Kontrolle über zwei abgelegene Dörfer, wie Gouverneur Serhiy Haidai sagte. Die Russen "legen den Donbas absichtlich in Schutt und Asche, und es wird einfach keine Menschen mehr in den eroberten Gebieten geben", so Haidai.

Luhansk und Donezk bilden zusammen die ukrainische Donbass-Region, eine überwiegend russischsprachige Region mit Stahlwerken, Bergwerken und anderen für die ukrainische Wirtschaft wichtigen Industrien.

2. Russischer Anti-Kriegs-Dissident muss in Haft bleiben

Der russische Oppositionspolitiker Ilja Jaschin soll noch für zwei Monate hinter Gittern bleiben. Das hat ein Moskauer Gericht angeordnet. In der Zwischenzeit soll eine Untersuchung über die angebliche Verbreitung "falscher Informationen" über die russische Armee abgeschlossen werden.

"Russland wird frei sein!" rief Jaschin vor Gericht, nachdem der Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben hatte. Demnach soll er bis zum 12. September eingesperrt bleiben.

Ein neues russisches Gesetz verbietet öffentliche Äußerungen, die die russischen Streitkräfte "diskreditieren" oder Informationen aus nicht-offiziellen Quellen zitieren. Diese Maßnahme wurde vom Westen als weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit kritisiert.

Jaschin, ein Verbündeter des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny und Mitglied des Moskauer Bezirksrats Krasnoselskij, hatte geschworen, trotz der drohenden Verhaftung in Russland zu bleiben. Er hatte Präsident Wladimir Putin und Russlands Vorgehen in der Ukraine offen kritisiert.

Jaschins Anwalt Vadim Prochorow erklärte, die Anklage beziehe sich auf ein Video, das Jaschin auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht hatte und in dem er sich über das russische Vorgehen in Bucha bei Kiew äußerte. Russland hat bestritten, Gräueltaten begangen zu haben.

3. ESA beendet Zusammenarbeit mit Russland bei Mars-Rover-Mission

Die Europäische Raumfahrtagentur hat ihre Zusammenarbeit mit dem russischen Staatsunternehmen Roscosmos bei der ExoMars-Mission offiziell beendet. Bereits im März hatte die ESA entschieden, das Programm vorerst auszusetzen, wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. 

Die ESA und die russische Raumfahrtagentur Roscosmos hatten bisher zusammengearbeitet, um mit dem europäischen ExoMars-Rover nach Anzeichen von Leben auf dem Mars zu suchen.

Die Beziehungen zwischen den russischen und den westlichen Partnern haben sich in den vergangenen Monaten auch mit Blick auf die ISS verschlechtert.

Am 4. Juli veröffentlichte Roscosmos Fotos, auf denen russische Kosmonauten die Flaggen zweier russisch besetzter Regionen der Ukraine halten. Am 7. Juli veröffentlichte die NASA eine Erklärung, in der sie Russland für diese Fotos kritisierte.

4. Nordkorea erkennt pro-russisch besetzte Gebiete in Ukraine als eigenständige Staaten an

Im Osten der Ukraine liegen die beiden von pro-russischen Kräften kontrollierten Regionen Donezk und Luhansk. Moskau spricht von "Volksrepubliken" und hat sie als eigenständige Staaten anerkannt. Nun ist Nordkorea dem Beispiel des Kreml gefolgt. 

Vor dem diktarorisch geführten Land hatte auch der syrische Machthaber Bashar al-Assad Donezk und Luhansk als Staaten anerkannt. Beide unterhalten diplomatische Vertretungen in Moskau. Diese posteten Fotos in den sozialen Netzwerken, die die Übergabe eines Anerkennungsschreiben durch den Botschafter Nordkoreas zeigen. 

5. Deutschland: fünftes LNG-Terminal zur Diversifizierung der Gasversorgung

Die Bundesrepulik hat in dieser Woche entscheidende Schritte zur künftigen Inbetriebnahme eines fünften schwimmendes Terminals zum Import von Flüssigerdgas unternommen. Daran ist der französische Konzern TotalEnergies beteiligt. Berlin versucht, eine Energiekrise im kommenden Winter zu vermeiden. Hintergrund sind die drohenden Importkürzungen von Gas aus Russland. 

Die Partner unterzeichneten eine Vereinbarung über die Einrichtung und den Betrieb des Terminals in Lubmin an der Ostsee. Dort kommt kommt auch die umstrittene Nord-Stream-Pipeline an Land. 

"Ab dem 1. Dezember 2022 wird das Terminal 4,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Netz einspeisen", hieß es in einer Erklärung.

WERBUNG

Es handelt sich um das fünfte schwimmende LNG-Terminalprojekt, das Deutschland seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine Ende Februar in Angriff genommen hat. Seit dem Einmarsch der russischen Truppen bemüht sich Berlin um eine Diversifizierung seiner Gaslieferungen, die zuvor von Russland dominiert wurden.

Berlin befürchtet, dass Moskau die Lieferungen vollständig unterbricht, denn die Nord-Stream-Pipeline wird noch bis zum 21. Juli gewaratet. Deutschland war Anfang Juni noch zu 35 % von russischen Gasimporten abhängig, vor dem Krieg in der Ukraine waren es 55 %. LNG-Terminals ermöglichen die Einfuhr von Erdgas auf dem Seeweg, da es durch Verflüssigung verdichtet und damit transportfähiger gemacht wird.

Weitere Quellen • afp, ap, Reuters

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Schwarzes Meer: Urlaub trotz Kriegsminen

Vermisste nach Angriff auf ukrainische Stadt Winnyzja

Angriff auf ukrainische Großstadt Winnyzja: Mindestens 23 Tote – darunter Kinder