Der FTX-Schock: Warum viele durch die Insolvenz der Krypto-Börse wohl viel verlieren werden...

Kryptobörse FTX ist pleite
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Von Kirsten Ripper mit AP
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Auf Twitter kommuniziert FTX-Gründer @sbf Sam Bankman-Fried weiterhin mit seinen Followern, doch das einstige Wunderkind ist als CEO zurückgetreten. Und die Insolvenz der Krypto-Börse ist ein Schock für die Blockchain-Welt.

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"Am Sonntag habe ich fast alles, was ich auf FTX hatte, abgeräumt. Dabei dachte ich, FTX sei super sicher. Alle dachten das." Viele junge Leute auch im deutschsprachigen Raum legen ihre Ersparnisse in Bitcoin, Ethereum, Tether oder FTT an - oft über die nutzerfreundliche Plattform FTX. Aber die Insolvenz der größten US-Krypto-Börse schickt Schockwellen durch die Blockchain-Welt.

Der als Wunderkind gehandelte CEO von FTX Sam Bankman-Fried (30) ist von seinem Posten zurückgetreten - kurz nachdem sein Unternehmen in den USA Insolvenz nach Kapitel 11 angemeldet hatte. Diese Form der Insolvenz bedeutet, dass noch irgendwie versucht wird, den Anleger:innen ihre Einlagen zu erstatten. 

Bankrott sind 130 Firmen der FTX Group, darunter Krypto-Start-ups, an denen FTX beziehungsweise Alameda Research beteiligt ist. Alameda Research ist Bankman-Frieds Trading-Unternehmen, an das er illegal etwa 4 Milliarden US-Dollar (etwa genausoviel in Euro) von FTX überwiesen haben soll.

Noch in der vergangenen Woche war Sam Bankman-Fried einer der reichsten (jungen) Menschen der Welt - doch er hat auf einen Schlag etwa 15 Milliarden Euro verloren. "Ich war schockiert, als ich sah, wie sich die Dinge Anfang der Woche auflösten", schrieb Bankman-Fried auf Twitter, wo er noch immer mit seinen mehr als 950.000 Followern kommuniziert und sich SBF nennt.

Zu den Stars, die mit Sam Bankman-Fried arbeiteten, zählen NFL-Legende Tom Brady und dessen damalige Ehefrau, das Supermodel Gisele Bündchen. SBF hat viel dafür gezahlt, das die FTX Arena in Miami den Namen seiner Krypto-Börse trägt. Und der Jungunternehmer hatte Joe Bidens Präsidentschaftskampagne und die Demokratische Partei unterstützt.

SBF entschuldigt sich

Entschuldigt hat er sich schon vor einigen Tagen mit den Worten: "Es tut mir leid, das ist das Wichtigste. Ich hab es vermasselt und hätte es besser machen sollen."

Eigentlich war der junge Mann aus Kalifornien, der in Boston Physik an der MIT studiert, in New York als Trader gearbeitet und in Hongkong gelebt hat, dazu erzogen worden, Gutes zu tun. Gut getan hat er seinen Kundinnen und Kunden zuletzt nicht.

Der Einfluss von Binance

Vor einigen Tagen hatte Changpeng Zhao, der CEO von Binance, der größten Krypto-Börse der Welt, angekündigt, dass er FTX doch nicht retten könne. Einige sprechen von einem Duell der Giganten zwischen SBF und CZ. CZ steht für Changpeng Zhao. Der Kanadier hatte in der vergangenen Woche erklärt, alle FTT-Tokens – also digitale Anteilsscheine an FTX – abstoßen zu wollen. Auch andere Expert:innen meinen, FTX habe sich zu abhängig vom eigenen Token FTT gemacht. Token sind Krypto-Währungen wie Bitcoin. 

Der Binance-Chef hatte nach der Überprüfung der FTX-Akten noch mehr Zweifel angemeldet und damit den Konkurrenten weiter ins Minus gestürzt.

Ermittlungen der US-Behörden

Sam Bankman-Fried ist inzwischen weltweit in Verruf geraten. Anonymen Quellen zufolge ermitteln in den USA das Justizministerium und die Börsenaufsichtsbehörde in Sachen FTX. Firmensitz von FTX sind die Bahamas - dort waren die Behörden schon vorher hellhörig geworden. Das weltweite Geschäft hat SBF bisher über das Steuerparadies Bahamas abgewickelt. Nur FTX-US ist in und für die USA.

Die Insolvenz von FTX sorgt für Aufruhr. Eine sicher geglaubte und eine der international wichtigsten Krypto-Börsen ist von heute auf morgen pleite. Bereits jetzt schreiben Unternehmen, die FTX unterstützt haben, ihre Investitionen ab. Politiker:innen und Aufsichtsbehörden fordern eine strengere Aufsicht über die Kryptowährungen - weltweit. 

Der gesamte Marktwert aller digitalen Währungen ist laut CoinMarketCap.com in der vergangenen Woche um etwa 150 Milliarden Dollar gefallen.

Bitcoin stürzte unmittelbar nach dem FTX-Crash ab und wird unter 17.000 Dollar gehandelt. Monatelang hatte sich die ursprüngliche Krypto-Währung um die 20.000 Dollar herum bewegt, kurzzeitig war der Bitcoin-Kurs sogar auf 15.500 Dollar gesunken.

Laut Insolvenz-Erklärung beziffert FTX seine Vermögenswerte auf 10 bis 50 Milliarden Dollar, die Verbindlichkeiten wurden ähnlich hoch geschätzt. Zum neuen CEO ernannte FTX John Ray III, einen langjährigen Konkursverwalter, der vor allem dafür bekannt ist, dass er nach dessen Zusammenbruch den US-Energieriesen Enron aus dem Chaos führen musste. Enron-Aktionäre bezeichneten John Ray III als einen Mann, der ihre Interessen "wie ein Pitbull" verteidigt habe. Ob er die Interessen der FTX-Anlger:innen jetzt ebenso gut verteidigen kann, bleibt abzuwarten.

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