Tod durch Erhängen - Schock über Hinrichtung eines früheren Spitzenpolitikers im Iran

Akbari (Archivbild)
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Von Andrea Büring mit dpa
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2019 war Akbari wegen Spionageverdachts festgenommen worden. An diesem Mittwoch durfte ihn seine Familie ein letztes Mal im Gefängnis im Iran besuchen.

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Der britische-iranische Staatsbürger Aliresa Akbari ist im Iran wegen Spionageverdachts hingerichtet worden. Das vollstreckte Todesurteil rief eine Welle der  Empörung hervor. 

Empörung und heftige Kritik

Der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von einer "grausamen und feigen Tat, ausgeführt durch ein barbarisches Regime". Die iranische Regierung hätten keinen Respekt für die Menschenrechte ihres eigenen Volkes. 

Auch die USA hatten sich zuvor für eine Begnadigung eingesetzt. 

Erzwungenes Geständnis?

Am Mittwoch waren Akbaris Angehörige aufgefordert worden, den Gefangenen zum letzten Mal zu besuchen. Nach Angaben seiner Frau befand er sich in Alleinhaft. 

Früher in dieser Woche hatte der Iran ein Video gepostet, in dem der Inhaftierte offenbar unter Folter erzwungene Geständnisse machte. 

Der frühere stellvertretende Verteidigungsminister war 2019 verhaftet worden. Ihm wurde vorgeworfen, für Großbritannien zu spionieren. Vorwürfe, die Akbari und seine Familie zurückwiesen. In einem Prozess wurde er wegen Geheimnisverrats zum Tode verurteilt.

Akbari war zwischen 1997 und 2002 Vizeverteidigungsminister im Iran. Unklar ist, wie Akbari überhaupt die britische Staatsangehörigkeit erhalten konnte. Im Iran dürfen Doppelstaatler keine politische Spitzenämter übernehmen.

Zwischen 2014 und 2015 hatte Akbari als militärischer Berater die Iran-Delegation zu den Atomverhandlungen in Wien begleitet. Nach Darstellung der iranischen Sicherheitsbehörden soll er in beiden Funktionen geheime Informationen an den britischen Geheimdienst weitergegeben haben.

Mehr als "3.500 Stunden gefoltert"

Vor seinem Prozess hatte Akbari eine Audiobotschaft aufgenommen. Darin heißt es, er habe vor einigen Jahren im Ausland gelebt, als er auf Ersuchen eines iranischen Spitzendiplomaten, der an den Atomgesprächen beteiligt war, in den Iran eingeladen wurde.

Dort sei er vom Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran, Ali Shamkhani, beschuldigt worden, "als Gegenleistung für eine Flasche Parfüm und ein Hemd" streng geheime Informationen erhalten zu haben.

Akbari behauptete, er sei von Geheimdienstmitarbeitern "mehr als 3.500 Stunden lang verhört und gefoltert" worden.

"Mit physiologischen und psychologischen Methoden brachen sie meinen Willen, trieben mich in den Wahnsinn und zwangen mich, alles zu tun, was sie wollten", sagte er. "Mit Waffengewalt und Todesdrohungen brachten sie mich dazu, falsche und korrupte Behauptungen zu gestehen."

Außerdem beschuldigte er den Iran, "sich durch meine Hinrichtung am Vereinigten Königreich rächen zu wollen".

Interner Machtkampf

Nach Einschätzung von Beobachtern geht es in dem Fall um einen internen Machtkampf. Das eigentliche Ziel der Hardliner um Präsident Ebrahim Raisi sei eine Diskreditierung Schamchanis - des fürheren Verteidigungsministers, heißt es. Dieser soll sich kritisch über die Polizeigewalt gegen die Demonstranten geäußert und sich um Vermittlung bemüht haben.

Die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Iran haben sich in den letzten Monaten verschlechtert, seit das Vereinigte Königreich als Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen des Landes gegen Regierungsgegner Sanktionen gegen die iranische Sittenpolizei und andere führende Sicherheitskräfte verhängt hat.

Der Iran hat in den letzten Jahren Dutzende von Iranern mit doppelter Staatsangehörigkeit oder ständigem Wohnsitz im Ausland verhaftet, meist wegen Spionage und nationaler Sicherheit.

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