Überraschungsbesuch bei Erdbebenopfern: Assad kritisiert den Westen

Baschar al-Assad beim Besuch eines Erdbebengebiets in Nordsyrien am 10. Februar 2023
Baschar al-Assad beim Besuch eines Erdbebengebiets in Nordsyrien am 10. Februar 2023   -  Copyright  AP/AP
Von Euronews mit AP, dpa

Assad warf dem Westen während eines Interviews in einem Trümmerfeld vor, Politik über Humanität zu stellen. Und er stellte Zusammenhänge mit der Kolonisierung her.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad ist überraschend in ein Erdbebengebiet im Norden des Landes gereist. Im Gegensatz zu anderen Gebieten in Nordsyrien wird die Provinz Aleppo nicht von Rebellen kontrolliert. In Syrien tobt seit 2011 ein Bürgerkrieg. Die Regierungstruppen beherrschen rund zwei Drittel des Landes.

Assad besuchte ein Krankenhaus in der Stadt Aleppo. Nach Angaben von Beschäftigten der Klinik sagte Assad, Ärzte seien die Helden der Katastrophe. 

Dem Westen warf Assad bei einem Interview in einem Trümmerfeld vor, die Katastrophe zu politisieren: "Es scheint, dass der Westen der Politik den Vorrang vor einem humanitären Fall gegeben hat, was nicht korrekt ist. Die politische Angelegenheit ist jedoch vorhanden, der humanitäre Fall jedoch nicht. Es liegt auf der Hand, etwas Natürliches zu politisieren, aber das menschliche Mitgefühl ist nicht vorhanden. Weder jetzt noch in der Vergangenheit, noch während der Kolonisierung oder vor der Kolonisierung oder nach der Kolonisierung. Die Kolonisierung basiert seit 600 Jahren auf dem Töten, auf der Enteignung von Menschen."

Russland transportierte unterdessen 20 Tonnen Hilfsgüter nach Syrien. Die USA hoben vorübergehend Sanktionen auf, um Lieferungen zu humanitären Zwecken zu erleichtern. In Syrien sind unbestätigten Angaben zufolge bereits mehr als 3 000 Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Schätzungen gehen von wesenlich mehr Getöteten aus.

Immerhin erreichte an diesem Freitagmorgen ein zweiter Hilskonvoi aus Lkw Nordsyrien. Er bringt dringend benötigte Güter nach Idlib. Der erste Konvoi unter Leitung der Vereinten Nationen war erst Donnerstag, also drei Tage nach dem Erdbeben eingetroffen. Bislang ist weiterhin nur ein Grenzübergang zwischen der Türkei und Nordsyrien geöffnet.

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