Nordkorea übt "nuklearen Gegenschlag"

Südkoreanischer Militärwachposten im Imjingak-Pavillon in Paju, Südkorea, Montag, 20. März 2023
Südkoreanischer Militärwachposten im Imjingak-Pavillon in Paju, Südkorea, Montag, 20. März 2023 Copyright Lee Jin-man/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Euronews mit AP, AFP. dpa
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Nordkorea fühlt sich durch die gemeinsamen Militärübungen von Südkorea und den USA provoziert und übt den nuklearen Gegenangriff. Experten sehen auf der koreanischen Halbinsel das Potenzial für einen Atomkrieg.

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Nordkorea fühlt sich durch die gemeinsamen Militärübungen von Südkorea und den USA provoziert und übt den nuklearen Gegenangriff. Experten sehen auf der koreanischen Halbinsel das Potenzial für einen Atomkrieg.

Bilder des nordkoreanischen Fernsehsenders KCTV zeigen Militärübungen, bei denen ein "nuklearer Gegenschlag" simuliert wird, einschließlich Abschuss einer ballistischen Rakete mit einem simulierten Atomsprengkopf.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un äußerte sich zufrieden. Die Übrungen, die er am  Wochenende durchführen ließ, dienten dazu, "die betreffenden Einheiten mit den Abläufen für die Durchführung ihrer taktischen Nuklearangriffsmissionen vertraut zu machen", heißt es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.

"Freedom Shield" proviziert Pjöngjang

Die Übungen waren die fünfte Machtdemonstration Pjöngjangs innerhalb einer Woche und fanden während "Freedom Shield" statt - der größten gemeinsamen Militärübung der USA und Südkoreas seit fünf Jahren. Angesichts der wachsenden militärischen und nuklearen Bedrohung durch Pjöngjang haben Seoul und Washington ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich intensiviert. 

Das hat auch Südkorea und Japan dazu veranlasst, ihre Streitigkeiten aus der Vergangenheit beizulegen und die Sicherheitszusammenarbeit zu verstärken. Kim Jong Un fühlt sich offenbar bedroht. 

Kim Jong Un fühlt sich offenbar bedroht. Nordkorea bezeichnet die US-amerikanisch-südkoreanischen Übungen als eine Probe für eine Invasion. Die Übung sei eine "stärkere Warnung" an die Vereinigten Staaten und Südkorea, die "unverhohlen versuchen, einen Krieg gegen den Norden zu entfesseln", so die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.

Südkoreas Generalstabschefs erklärten am Sonntag, die ballistische Kurzstreckenrakete sei 800 Kilometer weit geflogen, bevor sie im Ostmeer, auch bekannt als Japanisches Meer, landete. Sie bezeichneten dies als "ernste Provokation", die gegen die Sanktionen der Vereinten Nationen verstoße.

Yang Uk, Forscher am Asan Institute for Policy Studies, sagte, die Übungen vom Wochenende zeigten, dass Nordkoreas nukleare Haltung "ein wenig realistischer" werde. "Es scheint, als wolle Nordkorea zeigen, dass es über genügend praktische nukleare Angriffsfähigkeiten verfügt, um umfassende taktische Trainings für seine Fronteinheiten durchzuführen", sagte er.

"Potenzial für einen Atomkrieg"

Experten hatten bereits zuvor vermutet, dass Nordkorea die gemeinsamen Militärübungen zwischen den USA und Südkorea wahrscheinlich als Vorwand für weitere Raketenstarts und vielleicht sogar einen Atomtest nutzen werden. 

Das verwandelt die koreanische Halbinsel in einen "Krisenherd mit höherem Potenzial für einen Atomkrieg", so Lim Eul-chul, Professor am Institut für Fernoststudien der Kyungnam-Universität. "Mit der zunehmenden Intensität der Übungen zwischen Südkorea und den USA steigt die Möglichkeit unvorhergesehener Situationen, und infolgedessen kann es auch zu echten physischen Zusammenstößen kommen", so Lim Eul-chul. 

Im vergangenen Jahr erklärte sich Nordkorea zu einer "unumkehrbaren" Atommacht, und Kim forderte kürzlich eine exponentielle Steigerung der Waffenproduktion, einschließlich taktischer Atomwaffen.

Nordkoreanischer Rekord an Raketentests

Nordkorea hat bereits ein Rekordjahr in Sachen Tests hinter sich: 2022 wurden mehr als 70 Raketen abgefeuert. Kim beschleunigt seine Waffenentwicklung, um die Vereinigten Staaten zu zwingen, den Norden als Atommacht zu akzeptieren und aus einer Position der Stärke heraus über die dringend benötigte Lockerung der Sanktionen zu verhandeln.

Nordkoreanische Fotos deuten darauf hin, dass es sich bei dem jüngsten Start um eine Feststoffrakete handelte, die offenbar dem russischen mobilen ballistischen System Iskander nachempfunden ist, das der Norden seit 2019 testet. Die Raketen sind so gebaut, dass sie in geringer Höhe fliegen und im Flug manövrierfähig sind, was theoretisch ihre Chancen erhöht, der südkoreanischen Raketenabwehr zu entgehen.

Nordkorea verfügt wahrscheinlich über Dutzende von Nuklearsprengköpfen, aber es gibt unterschiedliche Einschätzungen darüber, wie weit der Norden bei der Miniaturisierung und Entwicklung dieser Waffen fortgeschritten ist, so dass sie in die neueren Waffen, die er in den letzten Jahren getestet hat, passen könnten.

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