Pistorius: Taurus-Leck durch "individuellen Anwendungsfehler"

Ein Taurus-Marschflugkörpern fliegt während einer Übung über die Westküste von Südkorea.
Ein Taurus-Marschflugkörpern fliegt während einer Übung über die Westküste von Südkorea. Copyright Verteidigungsministerium Südkorea via AP
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Von Euronews mit AP
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Das Abhören eines Gesprächs von Bundeswehr-Offizieren über das Waffensystem Taurus wurde laut Bundesverteidigungsminister Pistorius durch Unachtsamkeit eines Teilnehmers ermöglicht.

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Der russische Mitschnitt eines Gesprächs von hochrangigen Bundeswehr-Offizieren ist Verteidigungsminister Boris Pistorius zufolge durch einen "individuellen Anwendungsfehler" ermöglicht worden. Der Fehler gehe auf den Teilnehmer zurück, der von Singapur aus an dem Gespräch teilgenommen habe. Er habe sich über eine "nicht sichere Datenleitung" eingewählt, erklärte Pistorius in Berlin.

Das Online-Gespräch habe vorschriftsgemäß über die Plattform Webex stattgefunden, die von der Bundeswehr in unterschiedlich geschützten Versionen für solche Gespräche genutzt werde. Dass es trotzdem abgehört werden konnte, gehe darauf zurück, dass sich der Teilnehmer in Singapur nicht an das sichere Einwahlverfahren gehalten habe.

Pistorius: Gesprächsmitschnitt war "Zufallstreffer"

Persönliche Konsequenzen stünden "derzeit nicht auf der Agenda", stellte der Verteidigungsminister klar. Es seien disziplinarische Vorermittlungen gegen alle an dem Gespräch beteiligten Personen eingeleitet worden. Sollte dabei "nichts Schlimmeres" herauskommen, werde er keinen seiner besten Offiziere Putins Spielen opfern, sagte Pistorius.

Zum Zeitpunkt des Gesprächs fand in Singapur die Branchenmesse Singapore Airshow statt. In diesem Umfeld und den genutzten Hotels hätten "flächendeckend" gezielte Abhöraktionen russischer Geheimdienste stattgefunden, so Pistorius. Der Zugriff auf die Webex-Konferenz der Bundeswehr-Offiziere sei ein "Zufallstreffer im Rahmen einer breit angelegten, gestreuten Vorgehensweise" gewesen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)AP Photo

Scholz gegen Taurus-Lieferung

In dem offenbar abgehörten 38-minütigen Gespräch zwischen drei hochrangigen Offizieren und Luftwaffenchef Ingo Gerhartz ging es um Waffenlieferungen an die Ukraine. Konkret wurde über Einzelheiten einer möglichen Lieferung und eines Einsatzes von Taurus-Marschflugkörpern gesprochen.

Bundeskanzler Scholz lehnt eine Taurus-Lieferung an die Ukraine ab. Er sieht die Gefahr, dass Deutschland zur Kriegspartei wird, weil man mit dem Taurus mit einer Reichweite von 500 Kilometern auch Moskau erreichen könne. Die bislang gelieferten Marschflugkörper der europäischen Partner fliegen nur 250 Kilometer weit. Außenministerin Annalena Baerbock und Pistorius gelten im Gegensatz zu Scholz eher als Befürworter einer Taurus-Lieferung.

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