Es ist schon jetzt eines der schwersten Schiffsunglücke im Mittelmeer: Südwestlich von Griechenland ist ein Boot mit Migranten gesunken. Eine Rettungsaktion ist angelaufen. Derweil befragen Behörden mutmaßliche Schleuser.
Nach dem Untergang eines Schlepperschiffs vor der griechischen Küste ist eine großangelegte Suchaktion in internationalen Gewässern angelaufen. Zahlreiche Patrouillenboote, Hubschrauber und Frachter waren im Einsatz.
Die Hafenstadt Kalamata auf der Halbinsel Peloponnes wurde zum Krisenzentrum: Ins dortige Krankenhaus und in andere Kliniken in der Region wurden Überlebende gebracht, die zum Teil wegen Unterkühlung behandelt werden mussten.
Die Behörden gehen davon aus, dass rund 400 Menschen an Bord gewesen sein könnten. Bislang wurden mehr als 100 Personen gerettet. Nach offiziellen Angaben sind bislang mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Doch die Opferzahl könnte noch weiter steigen, befürchteten die Behörden. Das Boot soll schnell gesunken sein, viele Menschen hätten sich eingepfercht unter Deck befunden und sich womöglich nicht ins Freie retten können, hieß es.
Panik als mögliche Unglücksursache
Das Unglück ereignete sich in der Nacht zu Mittwoch. Das Boot war am Mittwochmorgen rund 50 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes in internationalen Gewässern gekentert und gesunken. Zuvor sei den Menschen von der Küstenwache und vorbeifahrenden Frachtern mehrfach Hilfe angeboten worden, die sie jedoch abgelehnt hätten. Stattdessen hätten sie erklärt, sie wollten nach Italien, sagte der Sprecher der Küstenwache.
Zur Ursache des Unglücks gibt es bisher nur Spekulationen. Das Wetter in der Meeresregion war zu dem Zeitpunkt relativ ruhig. Die Behörden vermuten eine plötzliche Panik an Bord. Die Küstenwache habe das Boot nach der Kontaktaufnahme weiterhin beobachtet und plötzlich abrupte Bewegungen wahrgenommen. Dann sei der Kutter gekentert und gesunken.
Mutmaßliche Schleuser befragt
Wie der Staatssender ERT berichtet, würden die griechischen Behörden drei Überlebende vernehmen. Sie stünden im Verdacht, als Schleuser agiert zu haben.
Nach Angaben Überlebender war das Fischerboot von Libyen aus in See gestochen. Die Migrantinnen und Migranten sollen unter anderem aus Afghanistan, Pakistan und Syrien kommen. Unter den Passagieren seien Schwangere und kleine Kinder gewesen, hieß es.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich erschüttert. Sie sei zutiefst betrübt über die vielen Toten und sehr besorgt angesichts der Zahl der vermissten Menschen, schrieb sie auf Twitter. "Wir müssen weiterhin mit den Mitgliedstaaten und Drittländern zusammenarbeiten, um solche Tragödien zu verhindern."