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Achtung, Kontrollwoche! Handy am Steuer kann jetzt richtig teuer werden

Achtung Verkehrskontrollen: Ablenkung am Steuer erhöht das Unfallrisiko um 50 Prozent.
Achtung Verkehrskontrollen: Ablenkung am Steuer erhöht das Unfallrisiko um 50 Prozent. Copyright  AP Photo
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Von Franziska Müller
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In dieser Woche startet europaweit eine Kontrolloffensive gegen Ablenkung am Steuer. Wer mit dem Handy erwischt wird, muss 2025 tief in die Tasche greifen.

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Ein kurzer Blick aufs Handy, weil sich eine neue Nachricht ankündigt, kann schwerwiegende Folgen haben. Wer beim Autofahren kurz abgelenkt ist, riskiert nicht nur seinen Führerschein, sondern trägt auch zu einem höheren Unfallrisiko - im schlimmsten Fall mit Personenschaden - bei.

Von 6. bis 12. Oktober werden in manchen deutschen Bundesländern - und auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern - verstärkt Verkehrskontrollen durchgeführt. Unter dem Motto "Focus on the Road" will die Polizei insbesondere gegen die Ablenkung am Steuer sensibilisieren - ob durch das Handy, In-Car-Entertainment oder durch Unaufmerksamkeit.

Die sogenannte ROADPOL Kontrollwoche findet bereits seit mehreren Jahren statt. Unter dem Dach der NGO "European Roads Policing Network" sind mehrere Verkehrspolizeien der Mitgliedsländer der Europäischen Union vereint. Sie zielen darauf ab, die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten nach Verkehrsunfällen auf Europas Straßen zu reduzieren.

2 Sekunden abgelenkt: Wie lange wird der "blinde" Fahrweg?

"Pling" - eine neue Nachricht auf dem Handy. Es könnte etwas wichtiges sein, also kurz schauen. Oder sogar kurz antworten, das man gerade unterwegs ist.

Wer deshalb auch nur zwei Sekunden nicht auf das Handy blickt, fährt in der Stadt bei 50 km/h allerdings 28 Meter blind. Diese Strecke liegt beispielsweise in Kurven zwischen zwei Leitpfosten.

Mit 130 km/h auf der Autobahn sind es sogar 72 Meter Straße, die man verpasst. Gerade das Handy am Steuer wird dabei immer öfter die Ursache von Verkehrsunfällen.

"Ablenkung im Straßenverkehr ist ein unterschätztes Risiko", mahnt auch Innenministerin Tamara Zieschang aus Sachsen-Anhalt. Auch ihr Bundesland nimmt an der ROADPOL-Aktion 2025 teil. "Taucht in dieser Zeit ein unaufmerksamer Fußgänger auf der Fahrbahn auf oder eine unvorhersehbare Gefahrenstelle, bleibt keine Chance mehr, rechtzeitig zu reagieren", sagt sie und fordert, dass alle sicher an ihr Ziel kommen sollen.

"Die Benutzung von Handys während der Fahrt kostet Menschenleben. Da werden Existenzen vernichtet", sagt auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul bei dem Kontrolltag im vergangenen Jahr. "Telefonieren ist genauso gefährlich wie das Fahren mit mehr als 0,8 Promille Alkohol im Blut. Und beim Texten von Nachrichten fährt es sich sogar wie mit 1,0 Promille Alkohol. Das muss in die Köpfe rein", so Reul.

Mehr Unfälle durch Nutzung von Elektronik am Steuer

Ablenkung ist "die am meisten unterschätzte Unfallursache auf unseren Straßen", so Jörg Kubitzki, Sicherheitsforscher im Allianz Zentrum für Technik. Eine Studie der Allianz aus dem Jahr 2023 hat die Ablenkung auf Verkehrswegen untersucht. Kubitzki ist Autor dieser Studie.

Heraus kam, dass bei weitem nicht nur das Handy allein, sondern die Interaktion mit technischen Geräten, also etwa auch dem Auto-Bordcomputer, generell stark zugenommen hat.

Inzwischen geht es nicht mehr nur um das Handy am Ohr, sondern auch um das Navigieren, Sprachsteuerung und das Bedienen des Autoradios über den Bordcomputer. Bei einem Vergleich zweier Umfragen der Studie ergibt sich sogar, dass das Telefonieren zurückgeht, die Nutzung der Freisprechanlage und das Bedienen des Bordcomputers allerdings zunimmt. Insgesamt würde das Bedienen moderner Techniken beim Autofahren das Unfallrisiko um 50 Prozent erhöhen.

In einer Berechnung der Risikoerhöhung durch bestimmte Tätigkeiten ergab sich aus den Studienergebnissen eine Rangliste mit einer Reihe an möglichen Ablenkungen und dem jeweiligen Unfallrisiko.

Seit 2021 wird die Kategorie "Ablenkung" auch bei der polizeilichen Unfallaufnahme registriert. Bei Unfällen, in denen Ablenkung eine Rolle spielte, verletzten sich 2021 laut Statistischem Bundesamt 8.233 Menschen, 117 starben, das sind knapp fünf Prozent aller Getöteten (2.562).

"Das Vorgehen der amtlichen Erhebung ist sehr defensiv", bewertet Kubitzki. Erfasst werde nur, wer sich identifizierbar vom Verkehr wegwende, nicht aber Unaufmerksamkeit generell. Diese ist generell schwer nachzuweisen. Kubitzki geht daher von einer hohen Dunkelziffer aus.

Verkehrsberichte aus verschiedenen Bundesländern in Deutschland zeigen ein ähnliches Bild: Zwar sinkt die Zahl der Unfälle bundesweit und generell, doch die statistisch erfasste Ursache "Ablenkung" hat zugenommen.

In Hessen beispielsweise wurde hier eine Steigerung um 21,5 Prozent binnen zwei Jahren festgestellt. Waren es 2022 noch 199 Verkehrsunfälle mit Personenschäden, ist Ablenkung 2024 bei 243 Unfällen eine der erfassten Ursachen gewesen. Manche Verkehrsteilnehmende würden sich nicht mehr vollständig auf die Straße konzentrieren, meldete die Polizei. Auch im laufenden Jahr nimmt Hessen an der Kontrollwoche teil.

Hände weg vom Handy: Diese Strafen gelten

Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, muss mit Strafen rechnen. Diese wurden in den vergangenen Jahren immer wieder verschärft. Vorneweg: Telefonieren per Freisprechanlage ist erlaubt.

Vereinfacht gilt und auf der sicheren Seite ist, wer während der Autofahrt das Handy gar nicht erst in Reichweite liegen hat und in die Hand nimmt. Wird das Smartphone gleichzeitig als Navigation genutzt, ist nur eine kurze Blickzuwendung erlaubt, auch wenn es in einer Halterung im Sichtfeld der Fahrers angebracht ist.

Die Bedienung aller elektronischen Geräte, die der Kommunikation, Information und Organisation dienen, ist verboten. Auch Tablets, MP3-Player, DVD-Spieler und Navigationsgeräte fallen in diese Kategorie.

Laut ADAC und der ARAG Versicherung droht ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro, wenn beim "Führen eines Kraftfahrzeuges", so das Gesetz, ein elektronisches Gerät rechtswidrig benutzt wird. Außerdem wird ein Punkt fällig.

Bei zusätzlicher Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer durch das Nutzen eines Handys werden 150 Euro und 2 Punkte in Flensburg fällig, bei Sachbeschädigung 200 Euro und 2 Punkte. Hier können Fahrer außerdem mit einem mindestens einmonatigen Fahrverbot rechnen, je nach Schwere des Vergehens.

Übrigens gilt das Handyverbot auch für Radfahrer. Diese müssen bei Kontrollen 55 Euro Bußgeld zahlen.

Italien greift hart durch - mit klarer Bilanz

Italien greift in diesen Fällen besonders hart durch. Im Dezember 2024 hat das Land seine Straßenverkehrsordnung, den "Codice della strada" verschärft. Die Bilanz der ersten drei Monate des Jahres 2025 zeigen Wirkung: Aufgrund von Verstößen gegen die Verkehrsordnung wurden innerhalb dieses Zeitraums 17.607 Fahrern die Führerscheine entzogen. In rund der Hälfte aller Fälle war Handy-Nutzung am Steuer der Grund. Deshalb sei 8.912 Mal die Fahrerlaubnis entzogen worden, so das italienische Innenministerium.

Außerdem drohen den Fahrern mit Handy in der Hand hohe Geldbußen. Wer erwischt wird, muss beim ersten Mal zwischen 250 und 1.000 Euro Strafe zahlen. Wer bereits einen Eintrag wegen eines Verstoßes gegen die Verkehrsregeln hat, zahlt eine Strafe zwischen 350 und 1.400 Euro.

Nach Einschätzung des italienischen Innenministeriums zeigt die Unfallstatistik gleichzeitig, dass die Verschärfung der Straßenverkehrsordnung richtig war. Die Zahl der Verkehrstoten sei binnen dieser kurzen Zeit um 20,4 Prozent gesunken, zeige ein Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

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