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Rekordverdächtig hohe Strompreise in Schweden: Ministerin "wütend auf die Deutschen"

Die schwedische Energieministerin Ebba Busch beschuldigt die deutsche Energiewende an den hohen Strompreisen in Skandinavien.
Die schwedische Energieministerin Ebba Busch beschuldigt die deutsche Energiewende an den hohen Strompreisen in Skandinavien. Copyright  Michael Buholzer/AP
Copyright Michael Buholzer/AP
Von Heilika Leinus
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Die schwedische Energieministerin ist "wütend auf die Deutschen", weil die Bundesregierung ihrer Meinung nach die Energiepreise in Schweden und anderen skandinavischen Ländern in die Höhe treibt.

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In Skandinavien sind die Energiepreise so hoch, wie schon lange nicht mehr. Der Grund dafür: In den vergangenen Tagen musste viel Strom über Unterseekabel nach Deutschland exportiert werden. 

Deutschland teilt einen gemeinsamen Energiemarkt mit anderen Anrainerstaaten der Ostsee. Das heißt auch: Sobald wenig erneuerbarer Strom in Deutschland zur Verfügung steht, schießen die Energiepreise in Sakndinavien sowie im Baltikum in die Höhe.

Eine Folge der Abschaltung der Kernkraftwerke

Die schwedische Energieministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ebba Busch macht die deutsche Bundesregierung für die miserable Lage verantwortlich. "Die Achterbahnfahrt der Strompreise ist furchtbar", schrieb sie am Mittwoch auf X. "Morgen wird er in Südschweden zwischen 17 und 18 Uhr knapp über acht Schwedische Kronen liegen. Das ist eine Folge der Abschaltung der Kernkraftwerke. Wenn der Wind nicht weht, haben wir mit diesem gescheiterten Stromsystem so hohe Strompreise wie in Deutschland, etwa zehn schwedische Kronen pro Kilowattstunde." 

Norwegischer Minister: "eine absolut beschissene Lage"

Zehn Schwedische Kronen sind etwa 0,87 Euro. Tatsächlich kostete der Strom in Deutschland am Donnerstagabend knapp 0,94 Euro pro Kilowattstunde (936 Euro pro Megawattstunde). 

In Norwegen kostete eine Kilowattstunde Strom am Donnerstagnachmittag allerdings noch mehr: 1,09 Euro – etwa 20 Mal mehr als in der vergangenen Woche. Damit erreichte der dortige Strompreis den höchsten Stand seit 2009, wie die "Financial Times" berichtete. 

Deshalb hat sich der norwegische Energieminister Terje Aasland ebenfalls ungewöhnlich scharf geäußert. "Es ist eine absolut beschissene Lage", sagte Aasland der "Financial Times".

Nun erwäge die norwegische Regierung, Norwegen vom gemeinsamen europäischen Energiemarkt abzukoppeln. Man prüfe, ob man die Leitung nach Dänemark abschalten und mit Deutschland und Großbritannien nachverhandeln könne. Somit könnte Norwegen seinen aus Wasserkraft günstig hergestellten Strom selbst nutzen, anstatt ihn zu exportieren.  

Estnische Strompreise 100 Mal höher als in Finnland

Auch Estland, Lettland und Litauen sind von den hohen Preisen getroffen. Am Mittwoch kostete der Strom in Estland 223,47 Euro pro Megawattstunde, in Lettland 225,89 Euro pro Megawattstunde und in Litauen 232,56 Euro pro Megawattstunde, wie die größte estnische Tageszeitung "Postimees" mitteilte. Doch, am 5. Januar dieses Jahres erreichten die Preise auch dort 890,54 Euro pro Megawattstunde. 

Damit sind die estnischen Preise im Dezember zwar unter den schwedischen und norwegischen geblieben, aber sind rund 100 Mal höher als die finnischen. Der Grund für die günstigen Preise in Finnland: Mitte April hat das Land nach einer langen Verzögerung den neuen dritten Reaktor des Kernkraftwerks Olkiluoto in Betrieb genommen. Die Fertigstellung des Reaktors war ursprünglich für 2009 geplant. 

Keine schnelle Lösung in Sicht

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag sagte Busch, dass es keine schnelle Lösung für die hohen Energiepreise gibt. Denn genauso wie die anderen Anrainerstaaten der Ostsee, teilt Schweden den Energiemarkt mit Deutschland, wo es derzeit nicht genug Kapazitäten für die Energieerzeugung gibt.  

Deutschland hat 2022 seine letzten Atomkraftwerke ausgeschaltet, im Frühling 2024 folgten mehrere Braun- und Steinkohlekraftwerke, weil die Bundesregierung auf grüne Energie setzt. Dies wiederum bedeutet, dass der Strom in Deutschland nicht ausreicht, wenn der Wind nicht weht und dicke Wolken den Himmel bedecken. 

Hätte Deutschland diese Kraftwerke nicht ausgeschaltet, hätte es bessere Strompreise für alle in Europa bedeutet, so Busch. "Sie haben eine Entscheidung für ihr Land getroffen, zu der sie das Recht haben. Aber es hat sehr schwerwiegende Folgen, auch für die Wettbewerbsfähigkeit der EU," betonte die schwedische Energieministerin. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sei bereits deutlich gesunken, fügte sie hinzu.

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