Keine "Fischwäsche" mehr in Thailand

Mit Unterstützung von The European Commission
Keine "Fischwäsche" mehr in Thailand
Von Denis LoctierSabine Sans
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Europäische Kommission nimmt „gelbe Karte“ gegen das südostasiatische Land aufgrund seiner Maßnahmen gegen illegale Fischerei zurück.

Illegale Fischerei schädigt die Umwelt und gefährdet den Erhalt der Bestände - und niemand will, dass der von ihm gekaufte Fisch dazu beiträgt. Europa importiert viel Fisch aus Ländern wie Thailand - das bis vor Kurzem auf der Beobachtungsliste von Ländern mit zweifelhaften Praktiken stand. Jetzt wurden dort die Methoden verbessert und die EU hat ihre "gelbe Karte" zurückgezogen. Wie hat Thailand die Wende geschafft, und wie können andere Länder folgen?

"Ich patrouilliere seit 30 Jahren auf dem Meer. In der Vergangenheit konnten wir die Fischerei nicht wirklich kontrollieren. Die Fischer haben die Bestände ausgebeutet, große und kleine Fische gefangen, während der Laichzeit gefischt. Mit den neuen Gesetzen haben sich die Dinge verändert", sagt Jaroonsak Petchsri, Leiter der thailändischen Fischereipatrouille.

"Gelbe Karte" der EU war Weckruf für Thailand

Weit draußen auf See fängt die thailändische Patrouille ein Fischerboot zur Inspektion ab. Jahrelang war Überfischung ein Problem im Golf von Thailand: Boote fischten in Sperrgebieten und dezimierten ganze Arten aufgrund mangelnder Aufsicht. Viele dieser illegal gefangenen Fische landeten auf den Tellern europäischer Verbraucher. Auf Thailand nahm der internationale Druck zu, seine Fischereiaufsicht zu überarbeiten. 2015 nach der "gelben Karte" der EU folgte Thailand dem Ruf.

"Ich finde die Inspektionen gut, die illegale Fischerei muss ein Ende haben. Wir haben jetzt einen Satelliten-Tracker auf unserem Boot, es gibt Kontrollen in den Häfen, wir protokollieren alles, was wir täglich tun, jetzt wäre es wirklich schwer, illegal zu fischen", sagt Bootskapitän Prasitchai Woraratyanont.

Kontrolle über GPS-Tracking

40 Kilometer südwestlich von Bangkok liegt Mahachai, eines der größten Fischerzentren Thailands. Hier legen viele Boote an, um ihren frischen Fang zu entladen. Meeresfrüchte sind ein Grundnahrungsmittel der thailändischen Küche, die Fischerei ist ein wichtiger Arbeitgeber in Küstengemeinden. Alle großen Boote melden sich vor und nach jedem Fischfang bei den Behörden. Die Offiziere nutzen ein neues Computersystem, das detaillierte Informationen über jedes Schiff und seine Fahrten aufzeigt. Scheint etwas verdächtigt, empfiehlt das Programm eine Inspektion:

"Wichtig für uns ist auch, die Fischer zu schulen und ihnen zu erklären, welche Vorschriften sie befolgen müssen. Mit diesen Inspektionen stellen wir sicher, dass mit dem Schiff, der Besatzung und dem Fang alles in Ordnung ist", sagt Sagultem Peera, Leiter des Samut Sakhon Port In/Port Out Center.

Ein Inspektor klettert den Mast hinauf, um zu überprüfen, ob der Satelliten-Tracker - das Schiffsüberwachungssystem - nicht manipuliert wurde. Sie sind seit Kurzem obligatorisch für jedes Fischerboot.

Dank dieser Tracker kann das Fischereiüberwachungszentrum in Bangkok rund um die Uhr etwa 6000 Boote verfolgen. Das Zentrum ist brandneu, es wurde 2018 in Betrieb genommen. Bundit Kullavanijaya, Leiter der Arbeitsgruppe Schiffsüberwachungssystem des Fischereiamts: "Wir erhalten Daten über die Geschwindigkeit und Fahrtrichtung jedes Bootes in Echtzeit. Wenn ein Trawler sich verlangsamt und in einer Sperrzone fischt, beginnen wir mit dem Abfangverfahren."

Auch die Zollkontrollen wurden verschärft. Container mit gefrorenem Fisch werden jetzt durchleuchtet und mit neuen elektronischen Schlössern gesichert. Früher konnten illegale Fänge aus anderen Ländern über Thailand in die Europäische Union transportiert werden. Unter Hinweis auf die mangelnde Kontrolle hat die EU Thailand 2015 mit einer "gelben Karte" belegt, d.h. damit gedroht, die Einfuhr von Seefischereierzeugnissen zu verbieten.

Euronews-Reporter Denis Loctier: "Unter dem Druck Europas geht Thailand das Problem an. Aber das Land ist nur eines von vielen, die mit unlauteren Fangmethoden zu kämpfen haben. Schätzungsweise ein Fünftel der weltweiten Fangmengen ist illegal, nicht gemeldet oder unreguliert - das entspricht einem Wert von schätzungsweise 10 Milliarden Euro pro Jahr."

Keine "Fischwäsche" mehr in Thailand

Auch illegale Fänge Dritter landeten in Thailand: Kühlfrachtschiffe wurden auf hoher See von kleineren Booten mit illegalem Fang beliefert, der anschließend in thailändischen Fabriken verarbeitet und von dort exportiert wurde. Eine Praxis, die als "Fischwäsche" bekannt ist. Thailand ist jetzt einem internationalen Abkommen der Hafenstaaten zur Bekämpfung illegaler Fischerei beigetreten. Das hat unter anderem zu Folge, dass ausländische Schiffe thailändische Häfen nur noch anlaufen dürfen, wenn ihre Ladung ordnungsgemäß zertifiziert ist:

"Mit den reformierten Gesetzen können wir ausländische Schiffe kontrollieren und inspizieren. Ein lückenloses Überwachungssystem, mit dem wir jede Dose Thunfisch bis zu dem Schiff zurückverfolgen können, das den Fisch gefangen hat", sagt Jamaree Rakbangleam, Hafen-Inspektorin.

Hilfreicher Druck Europas

In Anerkennung der Verbesserungen hat die EU im Januar dieses Jahres ihre "gelbe Karte" zurückgezogen. Thailändische Beamte begrüßen den Druck Europas, der geholfen habe, notwendige Reformen durchzuführen:

"Als größter Importeur von Meeresfrüchten der Welt nutzt die EU ihre Macht, um das Problem anzugehen. Deshalb beschwerten wir uns überhaupt nicht über die gelbe Karte. Die gelbe Karte war uns wie ein Weckruf: Ok, das ist das Problem, jetzt müssen wir aufwachen und es lösen", meint Adisorn Promthep, Generaldirektor der thailändischen Fischereibehörde.

Journalist • Denis Loctier

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