Ab 2026 wird ein neues europäisches System namens CO2MVS Satellitenaufnahmen und Computermodelle kombinieren, um besser bestimmen zu können, wer wann was emittiert.
Was hat der Klimagipfel COP26 in Glasgow an Ergebnissen gebracht? Im Nachgang geht es um ein neues europäisches System, das die CO2-Emissionen von Städten und Fabriken erfasst. Außerdem schauen wir uns an, wann die in Glasgow gefassten Beschlüsse Wirkung zeigen. Darum geht es dieses Mal in Climate Now.
Klimarisiken und Klimarealitäten
In dieser Sonderfolge geht es um die Klimarisiken und -realitäten für die Europäer im kommenden Jahrzehnt.
Akutelle Klimadaten
Aber zunächst die aktuellen Temperaturdaten des Copernicus Climate Change Service:
Der Oktober 2021 lag um 0,4 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 und war damit der drittwärmste Oktober aller Zeiten.
Ein Blick auf die Karte der Temperaturanomalien zeigt, dass Europa zwischen Nordwesten und Südosten zweigeteilt war. Norwegen lag sogar 1,9 Grad über dem Durchschnitt, während die Temperaturen von Griechenland bis zum Kaspischen Meer deutlich unter dem Durchschnitt für diese Jahreszeit lagen.
Am auffälligsten war jedoch das Geschehen im Norden Kanadas: Dort lagen die Temperaturen an einigen Stellen sieben Grad über dem Durchschnitt. In der Folge herrschten in Gebieten, die normalerweise zu dieser Jahreszeit Eis und Frost verzeichnen, im Oktober zum ersten Mal über null Grad. Das ist ein neues Symptom für die rasche Erwärmung, die man in den vergangenen Jahren in der Arktis beobachten konnte.
Überwachung der C02-Emissionen
Was wird der Klimagipfel COP26 in Zukunft ändern? Unter anderem wird ein Durchbruch bei der Überwachung der Kohlendioxid-Emissionen begrüßt. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, genau zu messen, wie viel CO2 von großen Industrieanlagen, Städten und sogar Ländern in die Atmosphäre gepumpt wird. Alles stützt sich auf indirekte Schätzungen. Eine neue europäische Initiative will dieses Problem lösen.
Kohlendioxid ist farb- und geruchlos und verteilt sich sofort in die Atmosphäre. Deshalb ist es äußerst komplex zu messen, wie viel verschiedene Quellen ausstoßen. Doch ab 2026 wird ein neues europäisches System namens CO2MVS Satellitenaufnahmen und Computermodelle kombinieren, um besser bestimmen zu können, wer wann was emittiert.
"Es wird die Möglichkeit geben, die Emissionen mit Hilfe eines numerischen Modells zu überprüfen und mit den eingehenden Beobachtungen zu vergleichen", erklärt Vincent-Henri Peuch, Direktor des Copernicus Atmosphere Monitoring Service. "Auf diese Weise stellt man sicher, dass das, was wir an CO2-Emissionen zu emittieren glauben, auch tatsächlich in der Atmosphäre ist."
CO2MVS verspricht eine Auflösung von zwei Kilometern. Das bedeutet, dass Länder genau herausfinden werden, woher das CO2 kommt - einschließlich der Entdeckung von Quellen, die bisher unterschätzt, überschätzt oder einfach unsichtbar waren. Peuch weiter: "Ich glaube nicht, dass es unser Wissen über die Emissionen in Europa revolutionieren wird, aber in anderen Teilen der Welt wird es vielleicht eine Rolle spielen."
CO2-Konzentration steigt weiter an
Obwohl auf dem Klimagipfel über die Reduzierung der Emissionen gesprochen wurde, steigen die tatsächlichen CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre weiter an.
Das zeigt die obige Grafik von Satellitendaten: Es gibt jahreszeitliche Schwankungen, aber der Wert steigt weiter an. Wir befinden uns jetzt auf einem beispiellosen Höchststand in der Geschichte der Menschheit.
Klima in den kommenden zehn Jahren
Wie wird sich das Klima in den kommenden zehn Jahren entwickeln? Wir haben Experten gefragt. Die erste Frage ist, ob die in Glasgow getroffenen Entscheidungen bis 2030 Auswirkungen haben werden? Da unser Klimasystem nur langsam reagiert, lautet die einfache Antwort "Nein":
Und Ed Hawkins erklärt: _"Im nächsten Jahrzehnt wird es wärmer werden, egal was mit unseren Emissionen passiert. Bei den Emissionsreduktionen, über die wir auf dem Gipfel sprechen, geht es um die Langfristigkeit, um das, was nach 2030, bis 2050 und darüber hinaus passiert."
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Der Wissenschaftler ist Professor für Klimawissenschaft an der University of Reading und einer der Leitautoren des Sechsten Sachstandsbericht des IPCC.
Wetterextreme werden intensiver und treten häufiger auf
Einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird, hatten wir dieses Jahr schon. Die mit dem Klimawandel verbundenen Extreme reichten von Waldbränden bis hin zu einer Hitzewelle in Südeuropa mit Temperaturen von fast 50 Grad zu todbringenden Überschwemmungen in Deutschland und Belgien. In den nächsten Jahrzehnten werden solche Wetterextreme in einigen Regionen voraussichtlich häufiger und intensiver auftreten.
"Bis 2030 erwarten wir eine weitere Zunahme der Hitzewellen", so Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima Dynamik an der ETH Zürich. "Eine weitere Zunahme von Starkniederschlägen, vor allem in Nordeuropa und auch in Mitteleuropa; und auch eine Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Dürren, insbesondere in Südeuropa, aber auch in Mitteleuropa."
Selbst bei einer raschen Verringerung der Emissionen werden die Auswirkungen des Klimawandels bis zum Ende des Jahrhunderts und darüber hinaus zu spüren sein.