Tödliche Tornado Alley: Ist der Klimawandel schuld?

Sullivan im US-Bundesstaat Indiana am 1. April 2023
Sullivan im US-Bundesstaat Indiana am 1. April 2023 Copyright AP Photo
Von Charlotte Elton
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Es ist schwer zu bestimmen, inwieweit der Klimawandel bei der Entstehung der jüngsten Wirbelsturm-Serie in den USA eine Rolle gespielt hat. tornado

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Mehr als 50 Menschen sind in den vergangenen zwei Wochen bei einer Reihe von Tornados in den USA ums Leben gekommen. Die Wirbelstürme wüteten in Alabama, Illinois, Mississippi, Tennessee und Arkansas, zerstörten Häuser und Geschäfte. 

Für Millionen von Amerikaner:immem gelten nach wie vor Unwetterwarnungen. Es ist unmöglich, genau zu bestimmen, inwieweit der Klimawandel bei der Entstehung der jüngsten Stürme eine Rolle gespielt hat.

Wissenschaftler:innen warnen aber davor, dass solche verheerenden Wetterereignisse mit der Erwärmung des Weltklimas immer häufiger und heftiger werden könnten.

Was sind Tornados?

Ein Tornado ist eine schmale, sich heftig drehende Luftsäule, die sich von einem Gewitter bis zum Boden erstreckt. Tornados entstehen aus sogenannten Superzellengewittern, die in ihrem Zentrum einen sich drehenden Aufwind haben. Wenn der Sturm zunimmt, kippt diese Luftsäule - also der "Wirbel" des Gewitters - und zieht warme Luft und Feuchtigkeit nach oben. Der Wirbel bläht sich mit Wasserdampf auf, während kalte Luft nach unten gedrückt wird.

Dieser konkurrierende Druck drückt die Trichterwolke auf den Boden, so dass die für Tornados typische "Kegelform" entsteht.

Diese dramatischen Phänomene sind überall auf der Welt anzutreffen, am häufigsten jedoch in den USA.  Dort gibt es etwa 75 Prozent der weltweiten Tornados, die sich auf rund Tausend pro Jahr belaufen. 

Die meisten Tornados treten im Laufe eines Jahres in der Region mit dem bezeichneden Namen "Tornado Alley" auf, die sich von Texas bis South Dakota erstreckt. Sie kommen vor allem dort vor, weil Tiefdruckgebiete warme, feuchte Luft aus dem Golf von Mexiko und kühle, trockene Luft aus den Rocky Mountains anziehen.

Die meisten sind harmlos und dauern nur ein paar Minuten. Die zerstörerischsten können jedoch Stunden dauern, sich über mehrere Kilometer erstrecken und sich mit 480 km/h drehen.

Julio Cortez/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
Charles Shields und Robbie Diffey sitzen auf dem Dach einer Garage, nachdem ein Tornado ihre Häuser zerstört hat, 27. März 2023, Rolling Fork, Mississippi.Julio Cortez/Copyright 2023 The AP. All rights reserved

Wie wird sich der Klimawandel auf Tornados auswirken?

Wenn es um extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen geht, ist der Klimawandel ganz offensichtlich der Grund. Bei Tornados ist der Zusammenhang weniger eindeutig, aber neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Wettermuster ändern und Tornados häufiger auftreten könnten.

Laut einer in der Zeitschrift "American Meteorological Society" veröffentlichten Studie wird die durchschnittliche jährliche Zahl der Superzellengewitter, die die Ostküste der USA treffen, bis zum Jahr 2100 um 6,6 Prozent ansteigen.

Diese Zunahme lässt sich teilweise durch die Erwärmung der Temperaturen erklären. Stürme entstehen, wenn warme, feuchte Luft in Bodennähe mit trockener, kalter Luft in der oberen Atmosphäre zusammenstößt.

Die warme Luft strömt nach oben, die kalte Luft nach unten. Die Feuchtigkeit in der warmen Luft kondensiert und bildet Niederschlag.

Die globalen Temperaturen werden innerhalb eines Jahrzehnts um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigen. Das bedeutet mehr warme Luft in Bodennähe - und damit mehr Instabilität in der Atmosphäre, mehr Stürme und mehr Tornados.

Die Tornado-Saison könnte länger werden und sich weiter ausbreiten

Wie sich der Klimawandel auf andere wichtige Merkmale von Tornados wie Windrichtung und -geschwindigkeit auswirken wird, ist schwer zu bestimmen. Doch trotz der Komplexität der Wissenschaft ist das Gesamtbild nicht positiv.

"Wir verändern die Zutaten, aus denen ein Tornado besteht, grundlegend und bereiten den Weg hin zu schwereren Stürmen", sagte Walker Ashley, Hauptautor der Superzellenstudie, dem US-Nachrichtensender ABC News.

"Wir erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir im 21. Jahrhundert mehr schwere Tornados haben werden, und wir sehen diese Veränderung bereits. Die Gefahren, die von diesen Stürmen ausgehen, werden wahrscheinlich auch größer werden."

Die Tornadosaison dauert in den USA normalerweise von Anfang Mai bis Juli. Sie könnte sich jedoch verlängern, weil die kühlen Winter kürzer werden - ein Beweis dafür sind die Tornados, die Anfang April in den USA gewütet haben. In Teilen des Südens der USA hat es gerade die aktivste Winter-Tornado-Saison seit Beginn der Aufzeichnungen gegeben. 

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Außerdem scheint sich der Tornadogürtel nach Osten zu verschieben, so Ashley. Es ist schwer zu sagen, warum - aber Städte wie Atlanta, Charlotte und Nashville könnten schon bald zum Gürtel gehören. Mit dem Bevölkerungswachstum in diesen Städten steigt auch das Risiko, sagt Ashley.

"Wir nennen es das sich ausbreitende Bullseye", warnt er. "Ein Tornado, der vor 50 Jahren außerhalb von Jackson, Mississippi, auftrat, hätte wahrscheinlich nicht viel getroffen. Aber jetzt sind die Auswirkungen viel größer."

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