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Wie olympisches Surfen eine Umweltkontroverse auf Tahiti auslöste

Der Kampfrichterturm steht an einem Trainingstag vor dem Start der Olympischen Sommerspiele 2024 im Surfen.
Der Kampfrichterturm steht an einem Trainingstag vor dem Start der Olympischen Sommerspiele 2024 im Surfen. Copyright Ed Sloane/Pool Photo via AP
Copyright Ed Sloane/Pool Photo via AP
Von Rosie Frost
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Seit zwei Jahrzehnten steht an diesem Surfbreak ein hölzerner Richterturm, aber die Organisatoren hatten Pläne, etwas Größeres zu bauen.

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Fast 16.000 km vom Hauptevent in Paris entfernt finden die olympischen Surfwettbewerbe in Teahupo'o, Tahiti, Französisch-Polynesien, statt.

Seit der Bekanntgabe des Austragungsortes war die Veranstaltung umstritten: Es wurde befürchtet, dass die von den Olympia-Organisatoren geplanten Bauarbeiten die unberührten Korallenriffe beschädigen könnten.

Einwohner und Einwohnerinnen Tahitis, Surfer und Surferinnen, Umweltaktivistinnen und -aktivisten sowie die größte Surferorganisation der Welt haben sich gegen die geplanten Arbeiten ausgesprochen.

Im Zentrum der Kontroverse um den Austragungsort der erst zweiten Olympischen Spiele, bei denen diese Sportart ausgetragen wird, steht ein Turm. Ein Turm, der bei professionellen Wettkämpfen an einem der berühmtesten Surfspots der Welt von den Schiedsrichtern genutzt wird.

Wie wurde ein Kampfrichterturm zum Mittelpunkt eines Skandals?

Teahupo'o ist ein kleines Dorf mit einigen hundert Einwohnern auf der Halbinsel Tahiti. Es scheint ein ungewöhnlicher Ort für eine Veranstaltung im Rahmen der Olympischen Spiele in Paris zu sein, aber die Surfbedingungen an französischen Spots wie Hossegor sind zu dieser Jahreszeit nicht besonders gut.

Vor der Küste der französisch-polynesischen Insel sind die Wellen dagegen Ende Juli und Anfang August am größten.

Da die Brandung von Teahupo'o vor der Küste bricht, müssen die olympischen Schiedsrichter so weit wie möglich in der Lagune sein.

Zwei Jahrzehnte lang stand ein hölzerner Kampfrichterturm am Strand, doch die Organisatoren erklärten, dass er nicht mehr den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprach. Ursprünglich war geplant, ihn durch einen dreistöckigen Aluminiumturm mit Toiletten, Klimaanlage und Platz für 40 Personen zu ersetzen - nur fünf mehr als der alte Turm.

Kritiker und Kritierinnen befürchteten, dass der Bau eines neuen Richterturms die unberührten Korallen des Riffs beschädigen könnte. Das Riff ist mitverantwortlich für die unglaublichen Bedingungen in Teahupo'o, und die Surfer befürchteten, dass eine Beschädigung den Charakter der Wellen für immer verändern könnte.

Ein doppelter Regenbogen ist in der Nähe des Juryturms am Ende der ersten Runde des Surfwettbewerbs der Olympischen Sommerspiele 2024 zu sehen.
Ein doppelter Regenbogen ist in der Nähe des Juryturms am Ende der ersten Runde des Surfwettbewerbs der Olympischen Sommerspiele 2024 zu sehen.Ben Thouard/Pool Photo via AP

Korallenriffe bestehen auf empfindlichen wirbellosen Meerestieren, sie beherbergen ebenfalls eine große Artenvielfalt und sind, wenn sie geschädigt werden, viel anfälliger für Hitzewellen. Die Verankerung des Turms oder die Verlegung von Rohrleitungen für die Toiletten könnten Narben am Riff hinterlassen, die sich erst nach Jahren wieder erholen würden.

Nach monatelangen Debatten einigten sich lokale Aktivist:innen, Surfer:innen und die Olympia-Organisator:innen schließlich auf einen Kompromiss. Doch der Weg dorthin war steinig.

Ein Überblick über die Kontroverse um den Teahupo'o-Turm

September 2023 - Die Olympia-Organisation kündigt an, den Holzturm durch eine dreistöckige Aluminiumkonstruktion im Wert von 5 Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) ersetzen zu wollen, die mit Klimaanlage, Toiletten und Platz für 40 Personen ausgestattet sein soll. Paris 2024 behauptet, dies sei notwendig, um die Sicherheitsstandards zu erfüllen.

Kurz darauf begannen lokale Umweltschutzgruppen und Anwohner:innen mit friedlichen Protesten gegen den Bau des Turms. Kampagnen in den sozialen Medien, angeführt vom tahitianischen Profisurfer Matahi Drollet, fanden große Unterstützung auf Instagram und TikTok.

Die Aktivist:innen argumentieren, dass das Internationale Olympische Komitee, das sich dem Leitsatz "Sport für die Natur" verschrieben hat, die Pflicht hat, das Riff in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als es vor dem Wettkampf war.

Oktober 2023 - Bewohner:innen und Besucher:innen von Teahupo'o und Māòhi Nui starten eine Petition, in der sie fordern, den ursprünglichen Plan zu verwerfen. Die Organisatoren werden aufgefordert, den ursprünglichen Holzturm für den olympischen Wettbewerb zu verwenden.

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Die Petition erhält mehr als 250.000 Unterschriften aus aller Welt, darunter auch von einem der erfolgreichsten Profisurfer aller Zeiten, Kelly Slater.

17. November 2023 - Nach diesen Protesten beschließen die Organisatoren, darunter Paris 2024 und die Regierung von Französisch-Polynesien, einen kleineren und leichteren Turm auf dem Gelände zu bauen. Der Turm soll zwar immer noch im Riff gegründet werden, aber nicht so tief wie in den früheren Plänen, und es wird weniger Baumaterial benötigt.

"Die polynesische Regierung, Paris 2024 und das Haut-Commissariat haben in den vergangenen Wochen alle möglichen Optionen zur Verbesserung des Projekts geprüft", heißt es in einer Erklärung.

"Diese Optionen haben sich im Lichte der Bedenken ergeben, die hinsichtlich der Installation eines neuen Kampfrichterturms und seiner Fundamente für die Organisation der olympischen Surfwettbewerbe und anderer Wettbewerbe geäußert wurden."

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1. Dezember 2023 - Einwohner von Tahiti berichten, dass ein Lastkahn, der für den Bau des neuen olympischen Surfturms verwendet wurde, am Riff hängengeblieben ist und die Korallen in der Nähe des Wettkampfgeländes beschädigt hat. Filmmaterial von "Save Teahupo'o Reef" - einem Zusammenschluss von Einheimischen, Surfern und Umwelt-NGOs - tauchte auf, das die Schäden zeigen soll.

Die Arbeiten am neuen Turm werden wegen der Schäden eingestellt.

7. Dezember - Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera schließt trotz der Schäden am Riff eine Verlegung der olympischen Surfwettbewerbe aus Tahiti aus.

"Wir sind auf dem besten Weg, einen neuen, größeren Kampfrichterturm zu bauen, der den Wünschen der Einheimischen entspricht", sagt sie.

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19. Dezember 2023 - Der Weltverband der Surfer, die International Surfing Association (ISA), schließt sich den Gegnern des Turms an.

Sie gibt bekannt, dass sie "den Bau des neuen Kampfrichterturms aus Aluminium in Teahupo'o nicht unterstützen wird". In einer Erklärung heißt es, die ISA habe zuvor umweltfreundlichere Lösungen vorgeschlagen, wie etwa den Bau des Turms an Land oder den Einsatz von Digitalkameras auf dem Holzturm, um die Bilder an die Kampfrichter zu übertragen.

Diese Vorschläge wurden von den Organisatoren mit der Begründung abgelehnt, dass die Kampfrichter vom Ufer aus nicht gut genug zu sehen wären und das Filmen von den Booten aus eine gute Beobachtung des Wettkampfes unmöglich machen würde.

Die Organisatoren sagen, dass sie trotz der Einwände der ISA mit dem Bau des kleineren und leichteren Turms fortfahren werden und behaupten, dass der Plan von der Bevölkerung unterstützt wird.

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Januar 2024 - Die Organisatoren von Paris 2024 beginnen mit monatlichen öffentlichen Treffen, bei denen Verbände, Anwohner und Interessenvertreter ihre Bedenken äußern können. Vertreter der Verbände werden auch zu jeder Phase des Turmbaus eingeladen.

Der polynesische Regierungschef Moetai Brotherson erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, er sei mit dem Verlauf der Bauarbeiten "absolut zufrieden", nachdem er die Bauarbeiter "sehr dazu verpflichtet" habe, damit keine weiteren Korallen zerstört würden.

Der Franzose Joan Duru reitet eine Welle während der dritten Runde des Surfwettbewerbs der Olympischen Sommerspiele 2024.
Der Franzose Joan Duru reitet eine Welle während der dritten Runde des Surfwettbewerbs der Olympischen Sommerspiele 2024.AP Photo/Gregory Bull

April 2024 - Die Organisatoren enthüllen einen hochmodernen, zusammenklappbaren Turm, der Platz für 25 bis 30 Personen bietet. Er kann abgebaut werden, wenn kein Surf-Event stattfindet.

Annick Paofai, Präsidentin der Vereinigung zur Verteidigung von Fenua 'aihere, die sich anfangs gegen das Projekt ausgesprochen hatte, erklärt: "Die Kontroverse ist damit beendet. Einige kritisieren immer noch, dass überhaupt gebaut wurde, während andere froh sind, dass die schlimmsten Pläne nicht verwirklicht wurden."

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Eine Veranstaltung der World Surf League dient als Generalprobe vor Beginn der olympischen Wettkämpfe am 27. Juli.

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