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Minister reisen in Baku an: Entscheidende Woche der Weltklimakonferenz beginnt

COP29-Klimagipfel in Baku, Aserbaidschan, 16. November 2024
COP29-Klimagipfel in Baku, Aserbaidschan, 16. November 2024 Copyright  Rafiq Maqbool/AP Photo
Copyright Rafiq Maqbool/AP Photo
Von Daniel Bellamy & Heilika Leinus (Voiceover und Übersetzung), Euronews mit AP
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die UN-Klimakonferenz in Baku ist in vollem Gange, und die Verhandlungsführer versuchen, ein Abkommen auszuhandeln, das Hunderte von Milliarden Euro wert sein könnte.

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Mehrere Experten sind der Ansicht, dass mindestens eine Billion Dollar pro Jahr benötigt wird, um bisherige Schäden zu kompensieren und einen Übergang zu sauberer Energie zu finanzieren, den sich die meisten Länder der Welt aus eigener Kraft nicht leisten können.

Das bisherige Ziel von 100 Milliarden Dollar (knapp 95 Milliarden Euro) jährlich bis 2025 wurde jedoch erst vor zwei Jahren erreicht. Deshalb könnte es für die Teilnehmer der Konferenz schwierig werden, sich auf die zehnfache Summe zu einigen.

"Wir haben eine Studie durchgeführt und ein Modell erstellt, um einen Rahmen für das neue Ziel festzulegen. Wir haben ein Dokument herausgegeben, das besagt, dass das Ziel für das kommende Jahr bei 1,1 Billionen US-Dollar liegen sollte", sagte Rebeca Grynspan, Vorsitzende der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD).

Die Frage ist aber nicht nur, ob die Staaten in die Tasche greifen und das Geld bereitstellen werden, sondern auch, ob sie schnell handeln werden.

"Wir erwarten von den Regierungen, dass sie sich damit befassen. Wir erwarten, dass die Regierungen mit dem gleichen Engagement und der gleichen Intensität an die Sache herangehen, wie bei der globalen Finanzkrise, und dass sie handeln," erklärte der Generalsekretär der Internationalen Handelskammer, John WH Denton.

Selbst wenn das Geld zur Verfügung steht, müssen gut durchdachte Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels vorhanden und umsetzungsbereit sein. "Ein Ziel zu haben, ist nicht die Lösung an sich. Es ist ein Mittel", erklärte Odile Renaud-Basso, Präsidentin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Dabei seien die Ziele, die sich die einzelnen Länder im Bereich Klimaschutz setzen, besonders wichtig. "Denn Geld ohne Projekte wird nichts bringen", betonte Renaud-Basso.

Steigende Frustration

Bisher waren Beobachter über das langsame Tempo der Fortschritte enttäuscht. "Es war die schlechteste erste Woche einer COP in den 15 Jahren, in denen ich an diesem Gipfel teilgenommen habe", sagte Mohamed Adow von der Klima-Denkfabrik Power Shift Africa. "Es gibt keine Klarheit über das Ziel der Klimafinanzierung, die Qualität der Finanzierung oder darüber, wie sie den gefährdeten Ländern zugänglich gemacht werden soll. Ich spüre hier eine große Frustration, vor allem unter den Entwicklungsländern."

Panamas Umweltminister Juan Carlos Navarro stimmte dem zu und sagte der Associated Press, er sei "nicht ermutigt" von dem, was er bisher auf der COP29 gesehen habe. "Was ich sehe, ist viel Gerede und sehr wenig Handeln", sagte er. Navarro fügte hinzu, dass Panama zu denjenigen Ländern gehöre, die am wenigsten für die Erderwärmung verantwortlich sind, aber am anfälligsten für die von ihr verursachten Katastrophen sind. Man müsse verstehen, wie dringlich die entsprechenden Probleme sind und dementsprechend handeln.

Samir Bejanov, stellvertretender Verhandlungsführer der diesjährigen Klimagespräche, sagte auf einer Pressekonferenz, dass die Gespräche über die Klimafinanzierung zu langsam vorankämen. "Ich möchte alle Parteien noch einmal nachdrücklich dazu auffordern, so viele Fortschritte wie möglich zu machen", sagte er. "Wir brauchen jeden, der diese Aufgabe mit Dringlichkeit und Entschlossenheit angeht".

Giganten der fossilen Brennstoffe werfen einen Schatten auf den Gipfel

Am Freitag veröffentlichten Umweltschützer Berichte, in denen sie den Einfluss der Industrie für fossile Brennstoffe auf der Weltklimakonferenz beklagten. Gleichzeitig wurde in einem Brief, der von einem ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen und mehreren ehemaligen Klimaunterhändlern unterzeichnet wurde, eine drastische Reform gefordert. Der Chefunterhändler der Konferenz erklärte ebenfalls, die Gespräche gingen zu langsam voran.

All dies führte dazu, dass man sich vor allem auf den Prozess und nicht auf die Ergebnisse konzentrierte. In einem Brief, der vom ehemaligen UN-Chef Ban Ki-Moon, der ehemaligen UN-Klimasekretärin Christiana Figueres und der ehemaligen irischen Präsidentin Mary Robinson unterzeichnet wurde, wird eine "grundlegende Überarbeitung der COP" gefordert. "Wir brauchen einen Wechsel von der Verhandlung zur Umsetzung", heißt es darin.

Zwei Unterzeichner, Figueres und Johan Rockstrom, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, erklärten, dass der Brief in böser Absicht als Kritik an den Klimaverhandlungen an sich missinterpretiert werde. Sie sagten, dass der Brief die Unterstützung für den Prozess zeigen sollte. Ihrer Meinung nach habe dieser Prozess funktioniert und müsse nur in einen neuen Modus übergehen.

Anstatt große Konferenzen zu veranstalten, die jährlich rund 70.000 Menschen anziehen, sollten kleinere Treffen häufiger stattfinden, sagt Rockstrom. Dabei sollte man sich seiner Meinung nach darauf konzentrieren, das bereits Vereinbarte in die Tat umzusetzen. "Es geht darum, die COP zu stärken", betonte er. "Es geht darum, zu erkennen, dass wir so viel erreicht haben, dass wir alles haben, was wir brauchen. ... Wir müssen uns wirklich ernsthaft mit der Umsetzung beschäftigen."

Eine Analyse der Koalition "Kick Big Polluters Out" ergab am Freitag, dass auf der offiziellen Anwesenheitsliste der Gespräche mindestens 1.770 Personen standen, die die Interessen der Industrie für fossile Brennstoffe vertreten.

Catherine Abreu, Direktorin von International Climate Politics Hub, schlug vor, dass es eine "Firewall" zwischen den Lobbyisten der fossilen Brennstoffe und den übrigen Teilnehmern der Weltklimakonferenz geben sollte. "Wir wissen, dass über 1.700 Lobbyisten für fossile Brennstoffe auf der COP29 anwesend sind. Das ist nicht akzeptabel", sagte sie.

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore stellte am Freitag neue Daten über Standorte der Kohlenstoffverschmutzung vor. "Es ist bedauerlich, dass die Industrie der fossilen Brennstoffe und die Petrostaaten die Kontrolle über den COP-Prozess in einem ungesunden Ausmaß übernommen haben", beklagte er.

Der Verhandlungsführer der COP29, Yalchin Rafiyev, verteidigte seinerseits den Prozess. "Der Prozess hat bereits etwas gebracht, der COP-Prozess hat die prognostizierte Erwärmung reduziert und den Bedürftigen Finanzmittel zur Verfügung gestellt", sagte Rafiyev. "Er ist besser als jede Alternative."

Wer sind die großen Umweltverschmutzer?

Bei den Gesprächen am Freitag wurden neue Daten einer von Al Gore mitbegründeten Organisation vorgestellt, die Beobachtungen und künstliche Intelligenz kombiniert. Sie hat herausgefunden, dass Städte in Asien und den Vereinigten Staaten die meisten Treibhausgase ausstoßen, wobei Shanghai die größte Verschmutzung aufweist.

Mithilfe von Beobachtungen und künstlicher Intelligenz quantifiziert Climate Trace die Wärme speichernden Gase Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid sowie andere herkömmliche Luftschadstoffe weltweit, zum ersten Mal auch in mehr als 9.000 städtischen Gebieten.

2023 stießen sieben Bundesstaaten und Provinzen jährlich mehr als eine Milliarde Tonnen Treibhausgase aus. Sechs davon befinden sich in China, aber auch Texas gehört dazu.

Die Gesamtverschmutzung der Erde durch Kohlendioxid und Methan stieg im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent auf 61,2 Milliarden Tonnen, wobei die Menge des kurzlebigen, aber besonders starken Treibhausgases Methan um 0,2 Prozent zunahm. Die Zahlen sind höher als bei anderen Datensätzen, "weil wir eine so umfassende Abdeckung haben und mehr Emissionen in mehr Sektoren beobachtet haben, als normalerweise verfügbar", sagte Gavin McCormick, Mitbegründer von Climate Trace.

Schanghai stößt jährlich 256 Millionen Tonnen Treibhausgase aus und belegt damit den ersten Platz in der Liste der Städte, die einen besonders negativen Einfluss auf das Erdklima haben. Tokio landet mit 250 Millionen Tonnen auf Platz zwei. Wäre die Hauptstadt Japans ein Land, würde sie weltweit unter den Top 40 der Länder rangieren.

New York City stößt jährlich 160 Millionen Tonnen Treibhausgase aus und Houston 150 Millionen Tonnen. Die beiden Städte würden unter den Top 50 der Länder rangieren. Die südkoreanische Hauptstadt Seoul belegt mit 142 Millionen Tonnen den fünften Platz unter den Städten, die die größte Menge an Treibhausgasen ausstoßen.

Auch die Ölfelder des Bermian Basin in Texas sind für die Umwelt und das Klima besonders schädlich. Die Ölindustrie in diesem fossilen Sedimentbecken stellt sogar Standorte in Russland und China "in den Schatten", so Gore.

In China, Indien, dem Iran, Indonesien und Russland stiegen die Emissionen von 2022 bis 2023 am stärksten, während sie in Venezuela, Japan, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten am meisten zurückgingen.

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