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Spanien: Stromausfall entfacht Debatte über Kernenergie neu

Kernkraftwerk Almaraz.
Kernkraftwerk Almaraz. Copyright  'Euronews' / Roberto Macedonio.
Copyright 'Euronews' / Roberto Macedonio.
Von Roberto Macedonio Vega & María Muñoz Morillo, Christoph Debets
Zuerst veröffentlicht am
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Der massive Blackout in Spanien, der unter anderem auf die hohe Einspeisung von Solarstrom zurückzuführen ist, hat in Spanien die Debatte über den Atomausstieg neu entfacht. Ein Blick nach Almaraz, wo das AKW bald vom Netz gehen soll.

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Der massive Stromausfall in Spanien hat die Debatte über die Kernenergie neu entfacht. Ersten Untersuchungen zufolge könnte der Zusammenbruch, der das Land lahmgelegt hat, auf die hohe Einspeisung von Solarstrom ins spanischen Stromnetz zurückzuführen sein. Von "euronews" befragte Energieexperten betonen, dass Kernenergie mehr Stabilität bietet. Dieser Vorfall stellt den von der Regierung Sánchez eingeleiteten ökologischen Wandel in Frage.

Obwohl die Europäische Union die Kernenergie als saubere Energie betrachtet, hat Teresa Ribera, ehemalige spanische Ministerin für den ökologischen Wandel und derzeitige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, 2019 die Schließung der spanischen Kernkraftwerke angeordnet, beginnend mit der Stilllegung von Almaraz in diesem Jahr. Diese Entscheidung ist immer noch gültig, obwohl die Kommission selbst, der Ribera jetzt angehört, Atomkraftwerke befürwortet.

Kernkraftwerke sind von entscheidender Bedeutung, da sie uns Netzstabilität und Versorgungssicherheit bieten.
Patricia Rubio
Ingenieurin AKW Almaraz

Patricia Rubio, Ingenieurin im Kernkraftwerk Almaraz, warnt vor den Gefahren des Verzichts auf diese Technologie. "Wir setzen die Lebensfähigkeit bestimmter Technologien aufs Spiel, die wir brauchen und die lebenswichtig sind, da sie uns Netzstabilität, Versorgungssicherheit und stets wettbewerbsfähige Preise bieten", sagt Rubio. Almaraz vom Netz zu nehmen könnte die Stromversorgungsprobleme noch verschärfen.

Die spanische Regierung hält jedoch am Atomausstieg bis 2035 fest. Ministerpräsident Pedro Sánchez bestreitet, dass das Fehlen von Kernkraftwerken eine Rolle beim Blackout gespielt hat. Die Pläne, Almaraz vom Netzt zu nehmen werden unverändert verfolgt.

Diese Entscheidung löst in den von dem AKW abhängigen Regionen Besorgnis aus. Man befürchtet eine Abwanderung aufgrund der Schließung eines Kraftwerks, vom dem direkt und indirekt zahlreiche Arbeitsplätze abhängen.

Rubio will nicht, dass Almaraz abgeschaltet wird. "Aus technischer Sicht gibt es keinen Grund, denn es handelt sich um eine moderne Anlage, in die jährlich 50 Millionen Euro investiert werden, um die Technologie auf den neuesten Stand zu bringen und die Sicherheit zu verbessern", sagt sie. Die Anlage kann weiterbetrieben werden, aber die politische Entscheidung steht. Rubio verweist auf das Kernkraftwerk North Anna in Virginia (USA), dessen Laufzeit um zwei weitere Jahrzehnte verlängert wurde.

In Belvís de Monroy, in der Nähe von Almaraz, plädieren die örtlichen Behörden für eine Kombination aus erneuerbaren Energien und Kernkraft. Sie argumentieren, dass Solar- und Windenergie zwar positiv sind, aber die Kernenergie ergänzen und nicht vollständig ersetzen sollten. Andere Länder seien Beispiele für diese Koexistenz. Auch Belgien, wo die Inbetriebnahme von zwei neuen Reaktoren genehmigt wurde.

Fernando Sánchez, Bürgermeister von Belvís, kritisiert die spanische Position. In Deutschland diskutiere man über den Atomaussstieg und "Italien will neue Kernkraftwerke bauen, ebenso Polen und sogar Belgien, wo zwei neue Reaktoren von Teresa Ribera genehmigt wurden", sagt er.

Wirtschaftliche Auswirkungen der Schließung von Almaraz

Teresa Ribera, ehemalige spanische Ministerin und derzeitige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, hat sich für die Abschaltung der Kernkraftwerke in Spanien eingesetzt. Als EU-Kommissarin unterstützt sie jetzt jedoch die Nutzung dieser Anlagen in anderen Ländern. Riberas Team hat es abgelehnt, sich zur Situation in Spanien zu äußern . Das Ministerium für den ökologischen Wandel verweist seinerseits auf die Äußerungen von Präsident Sánchez zu den Problemen mit der Kernenergie.

Die Regionalregierung der Extremadura fordert, die geplante Abschaltung von Almaraz rückgängig zu machen. Die Region befürchtet verheerende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. PP und PSOE haben sich auf eine Vereinbarung geeinigt, in der die Zentralregierung aufgefordert wird, die Abschaltung des Kraftwerks rückgängig zu machen.

María Fe Gutiérrez, von der Regionalregierung von Extremadura, bekräftigt diese Position. "Die Regionalregierung befürwortet die Kontinuität auf regionaler Ebene, ebenso wie das Präsidium der Junta de Extremadura und die beiden Provinzräte", erklärt sie. Das Kraftwerk ist für die lokale Wirtschaft von entscheidender Bedeutung, insbesondere in einer Region, die zu den fünf Regionen Spaniens gehört, die am stärksten unter Landflucht leiden. Der Atomausstieg droht dieses Problem noch zu verschärfen.

Almaraz vom Netz zu nehmen birgt nicht nur Risiken, was die Stromversorgung angeht, sondern auch wirtschaftliche Risiken. Iván Hidalgo, der Vorsitzende der Handelskammer von Moralo, warnt vor den Folgen. "Die Arbeitnehmer werden auf der Suche nach Arbeit in andere Teile Spaniens abwandern müssen, so dass Bevölkerung verloren geht und der Komsum sinkt", erklärt er. Die Region würde an wirtschaftlicher Dynamik und aktiver Bevölkerung verlieren, so der Verband.

Experten zufolge könnte die Abschaltung zu Stromausfällen in Spanien führen. Außerdem wäre die Regierung dann gezwungen, in einem Umfeld höchster internationaler Spannungen Energie im Ausland einzukaufen. Redeia, die Muttergesellschaft des spanischen Netzbetreibers Red Electrica, warnte vor zwei Monaten vor der Gefahr von Stromabschaltungen aufgrund des hohen Anteils erneuerbarer Energien, ein Problem, das nach Ansicht von Experten durch den jüngsten Stromausfall noch verdeutlicht wurde.

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