Dass ein Bundeskanzler im ersten Wahlgang durchfällt gab es in der Bundesrepublik noch nie. Eine Blamage. Merz und seine Koalition gehen nun geschwächt in die kommenden vier Regierungsjahre.
Der Erleichterung war groß. Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler. Mit 325 Ja-Stimmen erreichte er im zweiten Wahlgang die absolute Mehrheit im Bundestag. Mit "nein" stimmten 289 Abgeordnete.
Doch ein Selbstläufer war diese Wahl nicht. Denn am Vormittag nahm das Merzsche Debakel seinen Lauf, als Bundestagspräsidentin Julia Klöckner nach dem ersten Wahlgang ein Ergebnis verkündete, mit dem kaum jemand gerechnet hatte.
"Ich gebe das Ergebnis der Wahl bekannt: Mitgliederzahl 630, abgegebene Stimmen 621, ungültiger Stimmzettel einer. Mit "ja" haben gestimmt 310 Abgeordnete, mit "nein" haben gestimmt 307, Enthaltungen 3. Der Abgeordnete Friedrich Merz hat die erforderliche Mehrheit von mindestens 316 Stimmen nicht erreicht. Er ist gemäß Artikel 63, Absatz 2 des Grundgesetzes zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland nicht gewählt."
Ein krachender Fehlstart
Für die erfolderliche absolute Mehrheit fehlten also sechs Stimmen. Achtzehn Mitglieder seiner künftigen Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD hatten ihm die Unterstützung verweigert. Viele Abgeordnete wirkten geschockt. Merz selbst verlies sofort das Plenum. Dass ein Bundeskanzler im ersten Wahlgang durchfällt gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie. Eine Blamage - auch für den künftigen Koalitionspartner SPD.
Merz musste in den zweiten Wahlgang. Doch da die Wahl zum Bundeskanzler geheim ist, war unklar, wer gegen Merz gestimmt hat. Und auch aus welcher Partei die Nein-Stimmen kamen. Aus der CDU, der CSU oder der SPD?
CDU-Mann Merz und sein künftiger SPD-Vize-Kanzler Lars Klingbeil mussten kräftig Überzeugungsarbeit leisten in den Fraktionen. Am Nachmittag dann die zweite Abstimmung. Und diesmal klappte es. Eine erneutes Debakel konnte vermieden werden.
Die Rechtspopulisten reiben sich die Hände
Das Vertrauen in die politischen Institutionen ist durch die Abstimmung weiter beschädigt worden. AFD-Chefin Alice Weidel versuchte daraus kurz nach dem ersten Wahlgang direkt Kapital zu schlagen.
Friedrich Merz geht nun mit einer großen Hypothek in die kommenden vier Regierungsjahre. Und es stellt sich die Frage, ob zukünftige Abstimmungen seiner Koalition auch zu Zitterpartien werden. Nützen wurde das vor allem der AfD.