Unterwegs auf umweltfreundlicheren Reifen

Unterwegs auf umweltfreundlicheren Reifen
Von Euronews
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Ist es möglich, umweltfreundlichere und widerstandsfähigere LKW-Reifen zu entwickeln, die weniger Sprit verbrauchen?

Quietschende Reifen auf einer Teststrecke in Luxemburg. Der Fahrer testet eine neue Generation von LKW-Reifen, entwickelt von Wissenschaftlern des europäischen Lorry-Projekts. Ihr Ziel: Die Entwicklung von Reifen, die weniger Sprit verbrauchen, sich langsamer abnutzen und gleichzeitig sicherer sind.

Der Projektleiter Benoît Duez erklärt: “Wir arbeiten an der Entwicklung neuer Materialien und neuer Reifenprofile. Unser Ansatz, bei dem es um ein besseres Verständnis des physikalischen Verhaltens von Reifen geht, ist innovativ. Dadurch gewährleisten wir eine bessere Widerstandsfähigkeit beim Fahren. Hierzu untersuchen wir zum Beispiel, wie die Materialien innerhalb des Reifens strapaziert werden.”

In den Laboren setzen die Wissenschaftler auf neue Rezepturen, um innovative Reifen zu erstellen. Herkömmliche Zutaten wie natürliches Gummi und Schwefel werden mit neuen Mischungen aus Ruß oder neu entwickelter Kohlenstoffnanoröhrchen-Struktur angereichert.

Biochemiker Tom Linster des Goodyear Innovationszentrums in Luxembourg meint, “um einen geringen Rollwiderstand zu gewährleisten, verwenden wir Produkte, die nicht viel Energie verschwenden. Wir müssen auch eine bessere Widerstandsfähigkeit von Gummi und anderen rohen Materialen gewährleisten, damit sich der Reifen langsamer abnutzt. Deswegen wird das Gummi im richtigen Verhältnis mit Ruß angereichert.”

Danach werden die neuen Prototypen unter die Lupe genommen, um die Reifen-Einfederung, den Rollwiderstand, Ermüdungsbruch und das Verschleißverhalten zu bewerten. Seitdem neue Materialien ausprobiert werden, arbeiten Wissenschaftler auch an der Optimierung ihrer Testmethoden.

Physiker Stephan Westermann fasst die Ziele zusammen: “Es ist einerseits dann eben der Fokus: Haben neue Materialkonzepte auch Anwendungspotential im Produkt, um die Ziele der Europäischen Kommission durch das Lorry-Projekt zu unterstützen? Und zweitens natürlich auch um zu gucken, ob wir bessere Testverfahren brauchen und entwickeln können.”

Wissenschaftler wollen mikroskopisch genau analysieren und verstehen, wie die unterschiedlichen Inhaltsstoffe aufeinander reagieren und wie sie in ihrer Wirksamkeit weiter verbessert werden können.

Physikerin Petra Wahlbring meint, “wenn wir dann einen Reifen hier untersuchen in einer mikroskopischen Untersuchung des Schnittes, dann sehen wir, wo als erstes eine Ablösung stattgefunden hat oder ein Interface aufgegangen ist. Und das sind dann die Stellen an denen wir weiter entwickeln können, auch wenn es erst zu einem Zeitpunkt passiert ist, wo die Kräfte schon viel größer waren, als man das normalerweise gesehen hätte.”

Mit ihren Forschungen hoffen die Wissenschaftler, den LKW-Herstellern, den Fahrern und der Umwelt zu helfen. Lorry-Projektleiter Duez wagt den Blick in die Zukunft: “5% des eingesparten Spritverbrauchs eines jeden LKW eines Fuhrparks mit mehreren Hundert anderen Lastern führt zu einer enormen Kostensenkung auf europäischen Straßen, wodurch letztendlich auch die CO2-Bilanz im Transportwesen verbessert werden kann.”

Diese neu entwickelten Reifen könnten nach Schätzung der Wissenschaftler in etwa drei Jahren auf Europas Straßen zum Einsatz kommen.

Mehr zum Thema:
www.lorryproject.eu

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