Frauen in der Wirtschaft: Mit Technologie die gläserne Decke durchbrechen?

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In diese Folge von The Exchange geht es um Frauen, die Barrieren überwinden und eine vielfältigere Generation von Führungskräften inspirieren.

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In diese Folge von The Exchange geht es um Frauen, die Barrieren überwinden und eine vielfältigere Generation von Führungskräften inspirieren.

Einige der mächtigsten und wichtigsten Positionen der Welt werden von Frauen bekleidet - Ursula von der Leyen in der Europäischen Kommission, Christine Lagarde in der Europäischen Zentralbank, Janet Yellen als US-Finanzministerin und Ngozi Okonjo-Iweala in der Welthandelsorganisation. Sie zeigen, dass Frauen in Machtpositionen genauso erfolgreich sein können wie ihre männlichen Kollegen. Eine der Möglichkeiten, wie mehr Frauen in diese Spitzenpositionen gelangen können, besteht darin, den Frauenanteil in traditionell von Männern dominierten Branchen zu erhöhen.

Die Glasdecke durchbrechen

In Europa hat sich die Organisation Stemettes zum Ziel gesetzt, die nächste Generation von Frauen für eine Karriere in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) zu begeistern, indem sie eine Vielfalt von Menschen vorstellt, die in diesen Bereichen arbeiten.

Die Vorstandsvorsitzende und Gründerin, Dr. Anne-Marie Imafidon, ist Autorin und Unternehmensführerin. Die Mathematikerin wurde im Jahr 2020 zur einflussreichsten Frau in der Technologiebranche Großbritanniens gewählt.

"Es gibt noch viele Dinge, die wir tun müssen. Ich denke, der größte Hebel, den wir haben, um etwas zu verändern, sind die sozialen Normen. Wenn wir uns mal die Lohngleichheit heute und damals in den 1960er Jahren ansehen, als wir zumindest hier in Großbritannien die Gesetze hatten, die das sicherstellen sollten. Und natürlich ist die MINT-Branche einer der Bereiche, in dem die Menschen sehr gut bezahlt werden, in vielen verschiedenen MINT-Funktionen und Organisationen."

"Die Unterrepräsentation von Frauen in der MINT-Branche bedeutet, dass wir der Lohngleichheit viel näher wären, wenn wir besser repräsentiert wären", so Dr. Anne-Marie gegenüber Euronews. 

Die Technik, die Frauen schützt

Der technologische Fortschritt hat aber auch die Gefahren für Frauen weltweit vergrößert, wenn um Trolling, die Preisgabe persönlicher Daten, die Verfolgung ihres Standorts oder Überwachungskameras geht. Allerdings nutzen Frauen dieselbe Technologie auch, um sich zu wehren.

Als ich jünger und unterwegs war, habe ich bereits Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht. Deshalb wusste ich, dass eine App wie unsere notwendig ist.
Emma Kay, Gründerin von WalkSafe

Im Vereinigten Königreich ist die Nachfrage nach Ideen, die Frauen helfen, sich auf der Straße sicher zu fühlen, enorm gestiegen. Und das spornt Frauen an, innovative technologiebasierte Lösungen zum Schutz anderer zu entwickeln. Emma Kay ist die Erfinderin von WalkSafe, der am schnellsten wachsenden Sicherheits-App in Großbritannien. Nach Angaben der ehemaligen Kosmetikerin wird die App bald in ganz Europa und in den USA verfügbar sein.

"Wir verwenden echte polizeiliche Kriminaldaten und sind damit die einzige App auf dem Markt, die das macht", so Emma Kay gegenüber Euronews.

WalkSafe hat in der ersten Venture Capital Investitionsrunde 100.000 Dollar bekommen. Um die App kostenlos und für alle verfügbar zu halten, geht das Unternehmen jetzt in die zweite Finanzierungsrunde.

Emmas App ermutigt Menschen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um sich nicht in gefährliche Situationen zu begeben. An anderer Stelle hat Uta de Veer eine App entwickelt, mit der Menschen schnell reagieren können, wenn sie sich in Gefahr befinden.

Ich habe von den Schulen meiner Kinder E-Mails bekommen, in denen zur Wachsamkeit aufgerufen wurde, weil einige Mütter überfallen worden sind.
Uta de Veer, Mitbegründerin von One Scream

Die sprachgesteuerte App wird durch einen Panikschrei oder sogar ein geflüstertes Schlüsselwort ausgelöst und sendet ein SOS-Signal an die Personen in der Notfalldatenbank der Nutzerin.

One Scream, so der Name der App, bietet seit kurzem kostenpflichtige Abonnements an und bemüht sich um Investitionen durch ein Startup-Beschleunigungsprogramm in den USA.

Während Kritiker sagen, dass die Sicherheitsprobleme von Frauen nicht allein durch Technologie gelöst werden können, zeigen aber die zunehmenden Klicks zum Herunterladen, dass die Apps nachgefragt werden und sich Frauen mit ihnen offenbar sicherer fühlen.   

Geschlechtsspezifische Finanzierungslücke

Für andere von Frauen geführte Start-ups ist es immer noch nicht einfach, Finanzmittel zu erhalten. Es gibt Bemühungen und Kampagnen, um die Finanzierungslücke zu schließen, aber nur 2 Prozent des Risikokapitals geht an Start-ups, die von Frauen geführt werden.

Ich denke, dass Erfolg auch weiterhin Erfolg hervorbringen wird. Und ich glaube, dass 2022 ein bedeutendes Jahr für die Gesundheitsversorgung von Frauen sein wird.
Maria Velissaris, Gründungspartnerin von SteelSky Ventures

Und das, obwohl Studien zeigen, dass geschlechtsspezifische Vielfalt zu höheren finanziellen Erträgen führt.

Maria Velissaris ist die Gründungspartnerin von SteelSky Ventures, ein Risikokapitalfonds, der ausschließlich in in Unternehmen investiert, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung von Frauen verbessern.

"Weniger als 12 Prozent der Risikokapitalgeber sind Frauen, und wir können nicht jedes einzelne Unternehmen im Bereich der Frauengesundheit finanzieren. Die Leute, die über das Geld verfügen, können die Lösungen sein, die wir sehen. Wenn wir diese Mischung ändern und diversifizieren, wer die Macht hat und Kapital zuteilen kann, dann glaube ich, dass es eine Verschiebung geben wird – bei den Arten von Unternehmen, die entwickelt werden, bei den Gründern, die eine Finanzierung erhalten."

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Einige wichtige Fakten

Auch wenn EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen enttäuscht war, dass es so lange gedauert hat: Mit einer EU-Vereinbarung über Regeln für Frauen in Aufsichtsräten hat Europa mit einer Reihe hochkarätiger Führungspersönlichkeiten in bedeutenden Firmen Fortschritte erzielt.  

  • Norwegen war das erste europäische Land, das 2008 Quoten für die Besetzung von Vorstandsetagen einführte.
  • In Frankreich ist der Frauenanteil in den Vorstandsetagen der größten börsennotierten Unternehmen mit 45 Prozent derzeit am höchsten.
  • Nach Angaben der Harvard Business Review trägt die weibliche Wirtschaft jedes Jahr 15 Billionen Dollar zu den weltweiten Einnahmen bei. Frauen sind nach wie vor eine wichtige Triebkraft für die Konsumausgaben - trotz Covid, das die Erwerbsbevölkerung getroffen hat. 
  • Aus den Zahlen der Vereinten Nationen geht hervor, dass Frauen weltweit nur 77 Cent für jeden von Männern verdienten Dollar erhalten. Trotz aller Kampagnen prognostizieren die Vereinten Nationen, dass bei dem derzeitigen Tempo der Fortschritte bis 2069 keine Lohngleichheit erreicht wird.

Es könnte eindeutig mehr getan werden, um Frauen zu helfen, die gläserne Decke zu durchbrechen, egal in welchem Bereich sie tätig sind. Die Pandemie mag die Gleichstellung der Geschlechter zurückgeworfen haben, aber das gibt Regierungen und Organisationen umso mehr Anlass, ihre Bemühungen zu verstärken, um eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu schaffen.

Und je mehr Frauen in Machtpositionen auftauchen, desto entschlossener wird gehandelt, und desto größer ist der Nutzen für uns alle.

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