"Es schmerzt, die Heimat leiden zu sehen"

"Es schmerzt, die Heimat leiden zu sehen"
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Trisha Kehaulani Watson – Interessenvertreterin der Hawaiianer:

“Früher bei Hochwasser – also bei einem Wasserstand höher als ich – … brachte mich mein Großvater an den Fluss, weil das sensationell war. Er sagte: “Komm, wir schauen uns den Strom an”, wenn es stark geregnet hatte.

Jetzt ist alles anders. Nach den Regenfällen der letzten Zeit trat der Strom regelmäßig über die Ufer. Also wir reden jetzt nicht nur über mannshohe Wasserstände, sondern über das Doppelte. Sowas gab es noch nie.

Und das passiert in allen Tälern auf Hawaii. Rekordhochwasser, wie sie die Menschen früher vielleicht einmal in ihrem Leben sahen, kommen inzwischen alle paar Jahre vor.

Und was wirklich verheerend ist – wir können nicht mehr ins Wasser, wegen der Leptospiren. Sie lösen eine manchmal lebensgefährliche Krankheit aus, die Leptospirose. Und das kommt von der Erderwärmung. Wir hören immer, dass die Erreger in stehenden und warmen Gewässern gedeihen. Die gab`s hier früher einfach nicht.

Ich kann meine Ahnenreihe auf dieser Insel zurückverfolgen über vielleicht 40 Generationen. Unsere Vorfahren waren überzeugt, dass Hawaiianer aus dem Land entstanden sind. Wir haben keine Ahnung von Zahlen, Prozentsätzen und Daten. Alles, was wir verstehen, ist … das Land ist verletzt.

Es klingt so verrückt wenn man sagt, dass sich “etwas falsch anfühlt im Land”. Aber jeder von uns Ureinwohnern beschreibt es so. Dieses Unbehagen, als wäre ein Familienmitglied krank. Der Bauch sagt einem, dass hier etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist – irgendwas stimmt hier nicht. Uns geht es nicht gut.

Zum Beispiel dieser Strand: Ich würde sagen er war früher mindestens 20 oder 30 Meter breit. Ein Anschauungsbeispiel für den Anstieg des Meeresspiegels – sehr, sehr realistisch. Große Anstrengungen werden unternommen, um die Küstenlinie zu halten, mithilfe einer Betonwand zum Beispiel. Nichts von dem gab es, als ich klein war. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals zum Strand hinuntersteigen mussten.

Ein riesiges Projekt sieht vor, Sand in die Küste zu pumpen, um die Strände zu verstärken. Aber Sie können Sand aus allen nur denkbaren Rohren pumpen – das Wasser ist nicht zu stoppen. Man kann nicht diese Wassermassen nicht zurückdrängen, wenn die Meere wachsen. Die Küsten werden auf jeden Fall in Mitleidenschaft gezogen.

Ich liebe diese Gegend. Es tut weh. Es schmerzt, die Heimat leiden zu sehen. Ich denke, viele Wissenschaftler kapieren das nicht. Uns passiert das gerade. Nehmen Sie das so wie ich es sage – es passiert nicht der Landschaft, sondern uns.

Es geht um das Land, um uns, um unsere Familien, die Gemeinschaft unseren Lebensstil, unsere Kultur. Ich hasse die Vorstellung, dass mein Sohn nicht in den Bächen schwimmen kann, in die ich als Kind reingesprungen bin. Ein Horror für mich. Es nimmt ihm die Möglichkeit, eine Beziehung zu unserem Tal aufzubauen… so wie ich sie bekam.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Hot, hot, hot: Amerika ächzt unter der großen Hitze

Hochwasser in Russland: 20.000 vor Fluten evakuiert

April-Wetter: Wie lange dauert die Kältewelle mit Nachtfrost noch?