Flüchtling berichtet: "Folter und sexuelle Gewalt" in libyschem Lager

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Von Anelise Borges
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Ausharren unter unmenschlichen Bedingungen in libyschem Gefangenenlager: Ein Flüchtling hat Euronews erzählt, was ihm widerfahren ist.

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In der Wüste im Westen Libyens sind hunderte afrikanische Migranten monatelang unter unzumutbaren Bedingungen in Gefangenenlagern festgehalten worden. Gewalt und Folter hinterließen nicht nur physisch, sondern auch psychisch ihre Spuren. Eine Gruppe von Ärzten in Cosenza im Süden Italiens tat sich 2012 zusammen und kümmert sich seitdem um Menschen, die aus diesen Lagern flohen.

"Albträume, Panikattacken und chronische Depressionen"

Euronews sprach mit einem von ihnen. Ibrahim* ist 25 Jahre alt und ursprünglich aus Gambia. 2013 verließ er seine Heimat und wurde auf der Flucht zweimal gefangen genommen - in Algerien und Libyen. 2016 kam er nach Italien:

"Ich leide immer noch unter Albträumen, Panikattacken und chronischen Depressionen aufgrund von Folter und sexueller Gewalt."

Ibrahim begann vor zehn Monaten in Cosenza mit einer Therapie.

"Ein in weiterer Ort, an dem sie Menschen festhalten, ist Talanda", sagt er. "Es ist wie ein Militärlager voller Menschen unter Kontrolle der Tuareg, sie sind schlimmer als die Menschen in Libyen. Sie behandeln dich wie Tiere."

Gezeichnet für's Leben

Laut Berichten italienischer Mediziner passen die Beschreibungen der erlittenen Folter zu den Wunden an den Körpern.

"Es gibt eine große Übereinstimmung zwischen der geschilderten Folter und dem, was die Untersuchungen ergeben - sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene", sagt Gianfranca Gentle, medizinische Leiterin der regionalen Gesundheitsbehörde in Cosenza.

Eine der Mitbegründerinnen des Ärzte-Teams ist Emilia Corea. "Vor der medizinischen Untersuchung gibt es ein Gespräch zum Hergang der Flucht", so Corea. "Der Moment, den ich am meisten fürchte, ist die Stille. Die Menschen, die hierher kommen, sind am Boden zerstört. Oft reicht es, ihnen in die Augen zu sehen, um zu erkennen, wie traumatisiert sie sind."

Hoffen auf eine bessere Zukunft

Doch trotz Folter und Misshandlungen verweigerte die Ministerialkommission für Asylrecht in Italien vielen den internationalen Schutz. Eine Stellungnahme seitens der territorialen Flüchtlingskommission von Crotone in Kalabrien gab es nicht. Jurist Francesco Cirino meint:

"Die Flüchtlingskommission ist Teil des Innenministeriums, deshalb wäre es nach der Ratifizierung des Memorandums mit Libyen peinlich gewesen, wenn die Kommissare die Migranten gefragt hätten, was in Libyen passiert ist."

Ibrahim fühlt sich bei den italienischen Medizinern gut aufgehoben.

"Hier hat sich mein Leben komplett verändert", erklärt er. "Selbst in meinem Land habe ich jahrelang mit niemandem über meine Probleme gesprochen."

*Der Name wurde zum Schutz des Interviewten geändert.

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