Angst in Hongkong: Verbreitet sich das Coronavirus durch die Kanalisation?

Die Behörden in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong ziehen die Möglichkeit in Betracht, dass sich das Coronavirus über die Kanalisation verbreiten kann. In zahlreichen Hochhäusern der dicht besiedelten Millionenstadt hatte sich so 2002-2003 das SARS-Virus wie ein Lauffeuer unter den Einwohnern verbreitet. 299 Einwohner kamen ums Leben, 42 von ihnen lebten im selben Gebäude.
Sanitärexperten befürchten nun, dass dieser Fall wieder eintreten könnte. Anlass ist die Lage in einem Wohnhaus mit dem Namen Hong Mei House auf der Insel Tsing Yi vor Hongkong. Rund 100 Bewohner des Hochhauses mit 35 Stockwerken im Nordwesten der Stadt wurden in der Nacht auf Dienstag zu Evakuierungszwecken aus ihrem Schlaf gerissen.
Mitarbeiter des Gesundheitswesens in weißen Ganzkörperanzügen und Gesichtsmasken machten sich unverzüglich an die Desinfektion der Räume.
Kurz zuvor war bestätigt worden, dass eine etwa 60-jährige Bewohnerin des Wolkenkratzers mit dem Coronavirus infiziert ist. Ihre Wohnung im dritten Stock liegt genau zehn Etagen unter dem eines anderen Infizierten. Derzeit gibt es laut WHO in Hongkong 49 bestätigte Fälle des Coronavirus.
SARS - von einem Badezimmer ins nächste
Als Vorsichtsmaßnahme wurden die Bewohner der Appartments, die direkt unter oder über denen der beiden Patienten liegen, für 14 Tage unter Quarantäne gestellt; nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden vier von ihnen mit Symptomen im Krankenhaus isoliert.
Zur Zeit von SARS hatten Untersuchungen gezeigt, dass die schwere virale Lungenentzündung unter anderem durch Abwasserohre in Gebäuden von einem Badezimmer zum anderen zirkulierte - eine Katastrophe in einer Riesenstadt wie Hongkong mit 7 Millionen Einwohnern, wo der Großteil der Bevölkerung in Wolkenkratzern lebt.