Heimatlos während der Pandemie: "Wir schlagen Alarm"

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Von Anelise BorgesEuronews
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Ob ohne Obdach auf Pariser Straßen, oder schutzlos im Camp Moria auf Les´bos. Sozial entwurzelte Menschen werden zur Zeit oft ihrem Schicksal überlassen.

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Während die Welt ihre Aufmerksamkeit auf die Coronavirus-Pandemie lenkt, sind andere Krisen nicht von der Bildfläche verschwunden.

Die Not der Asylsuchenden an der türkisch-griechischen Grenze, die Situation der Migranten ohne Papiere auf den griechischen Inseln, das Leid der Menschen ohne Heimat geht weiter.

Wenn ganze Nationen abgesperrt werden und die Menschen aufgefordert sind, zu Hause zu bleiben, was passiert dann mit denen, die nirgendwo hingehen können? Euronews-Reporterin Anelise Borges ist der Frage in ihrem Bericht nachgegangen.

Der Ausbruch des Coronavirus hat die Aufmerksamkeit der Welt von der Notlage von Menschen wie Pascal in Paris abgelenkt, der seit fünf Jahren auf der Straße lebt.

Pascal: "Ich habe früher auf dem Bau gearbeitet."

Anelise Borges: "Und das hat nicht mehr funktioniert?"

Pascal: "Ich hatte einen Schlaganfall und dann...deshalb habe ich Schwierigkeiten beim Sprechen."

Obdachlosenhilfe in Paris eingestellt

Diese Bilder, die im Januar gefilmt wurden, bevor die Epidemie die Schlagzeilen beherrschte, zeigen eine Gruppe junger Menschen, die in den Straßen von Paris Lebensmittel für Obdachlose verteilen - eine Unterstützung, auf die die Menschen aufgrund der kürzlich in Frankreich eingeführten Sperrmaßnahmen nicht mehr zählen können.

Der französische Präsident Emmanuel Macron versprach, mit Nichtregierungsorganisationen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Menschen Schutz und Nahrung erhalten.

Dazu Anelise Borges in Paris: "Während die Behörden sich darum bemühen, Pläne zum Schutz ihrer eigenen Bürger zusammenzustellen, bleiben diejenigen, die aus ihren Ländern geflohen sind - um Gewalt oder Armut zu entkommen - extrem verwundbar."

"Es muss Verbesserungen geben"

Humanitäre Organisationen warnen davor, dass ein Coronavirus-Ausbruch unter den Gemeinschaften von Migranten und Flüchtlingen verheerend wäre.

Jan Egeland ist Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrates: "Sie leben unter sehr schlechten hygienischen und sanitären Bedingungen. Sie leben in stark überfüllten Lagern, Sammelunterkünften, Gemeinden. All den Dingen, durch die sich das Virus verbreitet, sind sie ausgesetzt. Wir schlagen Alarm - es muss Verbesserungen geben bei der Wasserversorgung, sanitären Einrichtungen, der Hygiene, der Entstauung der Lager und so weiter, bevor es zu spät ist".

Virus "unmöglich einzudämmen"

Auf der griechischen Insel Samos, wo 8.000 Menschen in einem für 600 Personen errichteten Lager zusammengepfercht sind, sagen Ärzte, dass das Virus unmöglich einzudämmen sei.

Stefan Corders ist auf Samos Feldkoordinator für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen: "Wir können uns nicht wirklich vorstellen, was passieren wird, wenn sich dieses Virus hier im Lager verbreitet. Wir haben nur einen Isolationscontainer für eine Person. Wenn das Virus also hierher kommen würde, wäre es auf jeden Fall eine Tragödie."

Der Ausbruch des Coronavirus hat die Welt in unbekanntes Gebiet geführt, und niemand weiß, wie lange es noch dauert, bis die Pandemie vorbei ist.

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Sicher ist nur, dass diejenigen ohne ein Zuhause oder Dokumente am schwersten zu schützen sein werden.

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