Heiß, heißer 2019: In ihrem jährlichen Klimabericht veröffentlicht die EU alarmierende Zahlen. Die Corona-Krise könnte die Erderwärmung sogar noch vorantreiben.
Der Corona-Shutdown gönnt unserer Erde eine Atempause: weniger Autos auf den Straßen, kaum Flugzeuge am Himmel, viele Fabriken stehen still. Der Ausstoß von Treibhausgasen wird in 2020 deutlich zurückgehen. Die Pandemie ist effektiver als alle grünen Maßnahmen zuvor.
Corona und Klima: Nur die Ruhe vor dem Sturm
Gute Nachrichten fürs Klima – allerdings nur kurzfristig. Auf lange Sicht könnte die Krise den Klimawandel sogar vorantreiben. Denn viele Staaten verschulden sich hoch. Und dieses Geld wird am Ende bei der Energiewende fehlen. Bereits jetzt ist abzusehen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich zurückgehen wird.
Umweltschützer mahnen die EU, trotz allem an ihrem “Green Deal” festzuhalten. Denn wie schlecht es um die Erde steht, zeigt der heute veröffentlichte jährliche Klimabericht des europäischen EU-Satellitenprogramms Copernicus.
2019: Heißer denn je
Der Bericht kommt zu dem Schluss: 2019 war das heißeste Jahr in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das ist keine Ausnahme, sondern längst ein Trend: Elf der zwölf wärmsten Jahre fallen in die letzten zwei Jahrzehnte.
Und die Entwicklung halte an – trotz aller Bemühungen. Im Jahr 2019 stieg die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) weiter. Laut den Wissenschaftlern muss Millionen von Jahren zurückblickt werden, um ähnliche Werte zu finden.
Hitzewellen im Juni und Juli
2019 war ein Jahr voller Extreme. Hervorgehoben werden im Bericht die Hitzewellen im Juni und Juli. Sie führten zu Dürren und Temperaturrekorden in vielen europäischen Ländern. Deutschland knackte erstmals die 42-Grad-Marke. Die Bauern erlitten bittere Ernteeinbußen, in Frankreich galt in vielen Regionen ein Limit für den Wasserverbrauch.
Auch schon Ende Februar hatte es im vergangenen Jahr ungewöhnlich milde Tage gegeben – mit Rekordtemperaturen über 20 Grad in der Bundesrepublik, aber auch in Großbritannien.
Viele Sonnenstunden und Brände
Eine der auffälligsten Veränderungen im letzten Jahr war die extrem hohe Anzahl an Sonnenstunden im Westen Europas. In keinem Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war die Sonnenscheindauer länger als 2019.
Die schweißtreibenden Stunden dürften viele noch lebhaft in Erinnerung haben – genau wie die Bilder verheerender Waldbrände. In der Summe war 2019 laut Copernicus aber ein recht “normales” Waldbrandjahr. Besorgniserregend war aber die große Anzahl an Bränden in oder nahe der Polarregionen – auch in Grönland. Dort führte die Hitze zudem zu einer Rekordeisschmelze.
Extrem nasser November
Herbst und Winter 2019 waren niederschlagsreich wie lange nicht. Der November geht als einer der nassesten überhaupt in die Geschichte ein. In Westeuropa war die Regenmenge viermal höher als üblich.
In Ländern Frankreich und Italien kam es zu Überschwemmungen, Österreich versank im Schnee. Venedig kämpfte wochenlang gegen Rekordfluten. Über Spanien zogen gleich mehrerer zerstörerische Stürme hinweg.
Das Hochwasser fiel vielerorts besonders heftig aus, weil Frühjahr und Sommer in Europa viel zu trocken waren. Es zeichnet sich also immer deutlicher ein gefährlicher Trend ab: Auf Dürre folgt Starkregen. Die trockenen Böden können die viele Flüssigkeit nicht aufnehmen.
"Klimanotstand“ in mehreren Ländern
Eine ganze Reihe von Ländern rief angesichts des Extremwetters im vergangenen Jahr den sogenannten "Klimanotstand" aus. Spanien, nachdem es vom Sturm Gloria heimgesucht worden war, aber auch Italien, Frankreich und Portugal.
Zahlreiche Regionen und Städte gaben ähnliche Notrufe ab. Allein in Deutschland waren es im vergangenen Jahr 68 Kommunen.
Vor der UN-Klimakonferenz in Madrid erklärte auch das Europaparlament den Klimanotstand. Die Abgeordneten wollten so die EU-Kommission dazu verpflichten, alle neuen Vorschläge mit dem Ziel im Einklang zu bringen, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.
Copernicus stellt die erhobenen Daten hier öffentlich zur Verfügung. Denn der europäische Klimabeobachtungsdienst ist sich sicher: Nur wer Verlauf und Folgen des Klimawandels versteht, kann auch mit ihnen umgehen und auf lange Sicht die Erderwärmung begrenzen.