Sprache, Geschichte: Warum sich Bulgarien gegen EU-Beitritt Nordmazedoniens sperrt

Bulgarische Flagge
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Von euronews
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Die bulgarische Regierung erachtet Nordmazedonisch als einen bulgarischen Dialekt. Warum ist das Verhältnis der Nachbarländer so angespannt?

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Gespräche über einen möglichen Beitritt Nordmazedoniens zur Europäischen Union wird es nur geben, wenn auch Bulgarien zustimmt. Die Verbindung der beiden Länder gleicht einem Auf und Ab. 1992 war Bulgarien der erste Staat, der ein unabhängiges Mazedonien anerkannte, erachtet die mazedonische Sprache andererseits nur als einen Ableger des Bulgarischen.

Bulgarische Regierung will nordmazedonische Eingeständnisse

euronews-Reporter Damian Wodenitscharow erläutert: „Eine Einigung zu finden ist wegen der historischen und geografischen Gemeinsamkeiten so schwierig. Bulgarien hat eine eigene mazedonische Region, Pirin-Mazedonien. Dieser Name stammt von dem Gebirge, das man hinter mir sieht und das sich bis zur griechischen Grenze erstreckt. Das Gebiet entspricht der heutigen Oblast Blagoewgrad, die zwischen Nordmazedonien und Griechenland liegt. Die bulgarischen Behörden befürchten, dass hier neue Minderheiten und der Wunsch nach Eigenständigkeit entstehen.“

Für die bulgarische Regierung ist der Fall klar: Nordmazedonien ist am Zug und muss Zugeständnisse machen. Bulgarien verlangt unter anderem, Skopje möge anerkennen, dass es keine mazedonische Minderheit in Bulgarien gebe und Mazedonisch bloß ein bulgarischer Dialekt sei.

Bulgariens Verteidigungsminister Krassimir Karakaschanow sagt: „Diese Schwierigkeiten können durch die Unterzeichnung eines einfachen Schriftstücks behoben werden. Leider lehnt Skopje die Lösung ab und ist nicht bereit, über diese Themen zu sprechen. Das bedeutet: Bulgarien hat keine andere Wahl, als sich bei der Festlegung eines Termins für erste Beratungen, die den Beginn von Beitrittsgesprächen bedeuten würden."

Man schiebe dem keinen Riegel vor, es handele sich um eine Verzögerung, so der bulgarische Verteidiungsminister, der betonte, dass nicht sein Land dafür verantwortlich zu machen sei.

Bulgariens Regierung unter Druck

Bulgarien und Nordmazedonien sind beide Mitglieder im Militärbündnis NATO. Seit 2007 gehört Bulgarien der Europäischen Union an, Nordmazedonien hat bei der EU bisher den Status eines Kandidatenlandes. Politikwissenschaftlerin Vessela Tschernewa macht die bulgarische Regierung für die Lage verantwortlich. „Ich habe leider das Gefühl, dass die politische Krise in Bulgarien und die Instabilität der amtierenden Regierung der Grund sind, weshalb es rhetorisch derartig aus dem Ruder gelaufen ist, vor allem seitens von Nationalisten“, so Tschernewa.

Zwischen Juni und Oktober kam es in Bulgarien zu Protesten gegen die Regierung, der von ihren Gegnern Vetternwirtschaft und Machtmissbrauch vorgeworfen werden. Die erhebliche Wiederausbreitung des Coronavirus hat die Proteste zuletzt ausgebremst.

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