Massaker von Butscha - "In Mariupol ist es viel schlimmer"

In Butscha bei Kiew
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Von Euronews mit afp, dpa
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Die Schrecken in Butscha seien nur die Spitze des Eisbergs, sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Die Behörden rechnen mit mehr Opfern in anderen Orten der Ukraine.

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Moskau schlägt eine weltweite Welle der Empörung entgegen. Die Bilder aus dem Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen auf den Straßen Leichen von Bewohner:innen lagen, hatten am Wochenende für Entsetzen gesorgt.

Forderungen nach härteren Sanktionen werden jetzt noch lauter, besonders nach einem Verbot russischer Gasimporte. US-Präsident Joe Biden will den russischen Staatschef Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen vor Gericht stellen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warnte nach Gesprächen mit Amtskollegen in Polen, dass die Morde in Butscha nicht die letzten sein werden. Die ukrainische Behörden rechneten mit mehr Opfern in anderen Orten.

Butscha ist nur die Spitze des Eisbergs

"Die Schrecken, die wir in Butscha gesehen haben, sind nur die Spitze des Eisbergs aller Verbrechen, die von der russischen Armee auf dem Gebiet der Ukraine begangen wurden, und ich kann Ihnen ohne Übertreibung, aber mit großem Bedauern sagen: die Situation in Mariupol ist viel schlimmer", so Kuleba.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Videobotschaft. 

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft verzeichnete nach eigenen Angaben mehr als 7000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Agentur Unian zufolge. "Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen." Die Generalstaatsanwaltschaft arbeite an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hingegen sagte, die Bilder aus dem Kiewer Vorort seien eine "inszenierte antirussische Provokation". Eine sofortige Sitzung des UN-Sicherheitsrats wurde Russland verweigert. Sein UN-Botschafter Vassily Nebenzia wollte dort Beweise präsentieren, dass die Videos gefälscht seien.

"Es war von Anfang an klar, dass es sich um nichts anderes handelt, als eine weitere inszenierte Provokation, mit dem Ziel, das russische Militär zu diskreditieren und zu entmenschlichen und politischen Druck auf Russland auszuüben", sagte Vassily Nebenzia in New York.

"Wir haben Beweise, die das belegen. Wir wollen sie dem Sicherheitsrat so bald wie möglich vorlegen, damit die internationale Gemeinschaft nicht durch die von Kiew und seinen westlichen Sponsoren verbreitete falsche Darstellung in die Irre geführt wird."

Russland hat einen Großteil seiner Streitkräfte aus der Hauptstadtregion abgezogen. Nun schickt es Truppen und Söldner in den Osten der Ukraine, um die Kontrolle über den Donbas zu erlangen, eine weitgehend russischsprachige Industrieregion, zu der auch das belagerte Mariupol gehört.

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