Nach Butscha: Weitere Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine befürchtet

Borodjanka am 6. April
Borodjanka am 6. April Copyright Efrem Lukatsky/ Associated Press
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Von euronews
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Die ukrainische Regierung und die westlichen Partner befürchten, dass die bisher entdeckten Verbrechen nur die Spitze des Eisbergs sind.

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Nach der Entdeckung von Massengräbern und vielen toten ZivilistInnen in dem Kiewer Vorort Butscha befürchten ukrainische Behörden weitere hohe Opferzahlen. In der nahegelegenen Kleinstadt Borodjanka wurden laut Generalstaatsanwaltschaft 26 Leichen aus zwei ausgebombten Wohnhäusern geborgen.

Die Untersuchung der Blockade in Borodjanka habe begonnen, so Präsident Wolodymr Selenskyj, die Lage sei noch schlimmer als in Butscha, es gebe noch mehr Opfer der russischen Besatzer. Was werde erst passieren, wenn die Welt die ganze Wahrheit über die Taten des russischen Militärs in Mariupol erfahre? Dort zeige sich in fast jeder Straße die gleiche Grausamkeit, die die Welt schon in Butscha und anderen Orten bei Kiew gesehen habe.

Um Leben zu retten, brauche man sofort mehr Hilfe, hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba als Gast auf einem Nato-Gipfel in Brüssel gefordert. Das Bündnis entschloss sich zu einem Paradigmenwechsel und will nun auch schwere Waffen wie Kampfpanzer in die Ukraine liefern. Jeden Tage gebe es mehr und mehr glaubhafte Berichte über Vergewaltigungen und Tötungen, so US-Außenminister Antony Blinken. Auf jedes Butscha kämen viele weitere Orte, die Russland besetzt habe und noch besetze. Man müsse davon ausgehen, dass russische Soldaten dort jetzt gerade weitere Gräueltaten begehen.

Moskau bestreitet, dass russische Soldaten für die Misshandlungen und Tötung verantwortlich sind und spricht von einer Inszenierung.

Russland erkärte, man habe bisher über 130.000 Menschen aus Mariupol ohne die Hilfe der ukrainischen Behörden aus dem umkämpften Mariupol in Sicherheit gebracht. Kiew und Moskau beschuldigen sich gegenseitig, Evakuierungen zu behindern. Dem Bürgermeister der Stadt zufolge wurden in Mariupol seit Beginn der russischen Offensive mehr als 5000 Zivilist:innen getötet.

Der Chef der ukrainischen Eisenbahnbehörde warf Russland vor, es habe die letzte Eisenbahnlinie bombardiert, die aus zwei Städten im Donbas nach Westen führt und noch unter ukrainischer Kontrolle steht. Die ukrainische Regierung ruft Zivilist:innen in den Rebellengebieten im Osten dazu auf, zu fliehen, bevor es zu spät ist. Moskau hatte angekündigt, sich auf die Kämpfe im Osten des Landes zu konzentrieren und dort verstärkt Truppen einzusetzen. Aus dem Norden des Landes haben sie sich laut ukrainischen und westlichen Angaben zurückgezogen.

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