Metallkäfige für Asow-Kämpfer in Mariupol? Russland plant offenbar Schauprozesse in der Ukraine

Zerstörtes Azovstal-Werk in Mariupol im Juli 2022
Zerstörtes Azovstal-Werk in Mariupol im Juli 2022 Copyright AP/Copyright 2022 The Associated Press.
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Fotos von Metallkäfigen in einem Konzertsaal im von Russland besetzen Mariupol in der Ukraine sorgen für Empörung. Offenbar sollen dort Asow-Kämpfer vor Gericht gestellt werden.

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Die weitgehend zerstörte Hafenstadt Mariupol ist seit dem vergangenen Mai unter der Kontrolle der russischen Armee. Jetzt äußern sich Menschenrechtsbeauftragte der UNO in Genf besorgt über offenbar geplante Schauprozesse von Kriegsgefangenen. Es gebe Fotos und Videos, die zeigten, dass in einer Konzerthalle der ukrainischen Stadt Metallkäfige gebaut worden seien, "offenbar um Kriegsgefangene während des Prozesses einzusperren", heißt es in einer UN-Mitteilung.

Die (vorherige) ukrainische Stadtverwaltung von Mariupol hat die Fotos der Metallkäfige auf Telegram veröffentlicht. Dazu steht im Text: "Jetzt bauen die russischen Besatzer auf der Bühne der Mariupoler Kammerphilharmonie Gefängniszellen. (...) Im September planen die Invasoren einen Schauprozess gegen die Verteidiger der Ukraine."

Russland hat schon Prozesse gegen ausländische Kämpfer im von pro-russischen Separatisten verwalteten Donezk abgehalten.

Asow-Regiment gilt in Russland als "Terrororganisation"

Wochenlang hatten Kämpfer des Asow-Regiments - verschanzt im Stahlwerk von Mariupol - Widerstand gegen Russlands Armee geleistet. Auf Befehl aus Kiew gaben sie schließlich auf und wurden von russischen Truppen gefangen genommen. 

Russlands Justiz hatte das zur Armee der Ukraine gehörende Asow-Regiment am 2. August zur Terror-Organisation erklärt. Deshalb gehen Beobachter davon aus, dass den Gefangenen wegen Terrorismus der Prozess gemacht werden könnte.

Das ehemalige Asow-Battallion - dem ursprünglich auch Rechtsextreme und Neonazis angehörten - kämpft seit 2014 im Osten der Ukraine gegen russische und pro-russische Einheiten. Es wurde aber dann in die Armee der Ukraine integriert, die die Vorwürfe des Rechtsextremismus der Soldaten strikt zurückweist.

Zuletzt hatten nach einem Gefangenenaustausch freigelassene Asow-Kämpfer von Folter in russischer Gefangenschaft berichtet.

Ukraine nennt geplante Prozesse als "Kriegsverbrechen"

Das Außenministerium der Ukraine schrieb in einer Erklärung: "Die Ukraine hat ihre internationalen Partner über die Absichten der Russischen Föderation informiert, ein flagrantes Kriegsverbrechen zu begehen - einen Schauprozess gegen ukrainische Kriegsgefangene, die Verteidiger von Mariupol."

Und weiter heißt es aus Kiew: "Jeder Schauprozess gegen Kriegsgefangene stellt einen schweren Verstoß gegen die UN-Charta, das Genfer Abkommen von 1949 über die Behandlung von Kriegsgefangenen (Genfer Konvention III) und das Zusatzprotokoll I sowie ein Verbrechen gegen die grundlegenden Normen und Prinzipien des Völkerrechts dar und wird Russland für immer als terroristischen Staat und das russische Volk als Barbaren abstempeln."

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