US-Präsident Donald Trump hat dem Flugzeughersteller Boeing erneut eine Großbestellung gesichert. Für den europäischen Hersteller Airbus gibt es hingegen keinen vergleichbaren Fürsprecher aus der Politik. Wirkt sich das auf die Auftragslage aus? Experten ordnen ein.
Während Trump den Erfolg seines Luftfahrt-Favoriten Boeing feiert, fehlt es an prominenten Stimmen, die den Flugzeughersteller Airbus unterstützen. Doch das europäische Unternehmen habe bereits den Kampf um das Auftragsbuch gewonnen, so Experten zu Euronews.
"Der Kampf dreht sich heute mehr um den operativen Bereich und die Auslieferungen als um neue Aufträge, denn das Auftragsbuch ist bereits voll", sagte Pascal Fabre, Berater bei AlixPartners, zu Euronews. "Für den Airbus A320 und A350 gibt es praktisch keine Liefertermine mehr vor 2030."
Airbus hat derzeit 8.716 offene Bestellungen. Der Konkurrent Boeing hingegen nur 6.531.
725 neue Deals für Boeing, 600 für Airbus
US-Präsident Donald Trump verkündete am Dienstag einen neuen Auftrag über acht Milliarden Dollar, den Usbekistan für Boeing-Flugzeuge unterzeichnet haben soll. Er lobte den Auftrag auf seiner Truth-Social-Plattform als „einen GROßARTIGEN Deal“.
Der US-amerikanische Flugzeughersteller kann ein Rekordjahr der Aufträge verzeichnen. Es gibt Gerüchte über eine neue Vereinbarung, der diese Woche mit der Türkei bekannt gegeben werden soll. Auch Trumps Reise nach Katar im Mai führte zu einem 96-Milliarden-Dollar-Auftrag.
Fabre spielte die Bedeutung dieser Boeing-Aufträge jedoch herunter. Er bemerkte, dass viele Kunden auf beide Hersteller angewiesen sind. "Viele Aufträge bei Boeing werden von Staaten oder staatseigenen Unternehmen erteilt, die zwischen Airbus und Boeing wechseln. Das ist der Fall bei Katar, der Türkei und China", sagte er.
Bisher hat Boeing in diesem Jahr 725 Aufträge erhalten, während Airbus 600 verzeichnet.
Doch auch der französische Präsident Emmanuel Macron besuchte frankreichs Handelspartner Vietnam im Mai. Die Lobbying-Bemühungen während des offiziellen Besuchs zahlten sich aus: die vietnamesische Fluggesellschaft Vietjet Air gab bekannt, zwanzig Airbus A330-900 zu bestellen. Der Gesamtwert der Bestellung beläuft sich auf sieben Milliarden Euro.
Im Juni gab LOT Polish Airlines ebenfalls eine Bestellung über 40 Flugzeuge beim europäischen Luftfahrt-Champion auf. Es war das erste Mal, dass die polnische Nationalfluggesellschaft Flugzeuge von Airbus kaufte, angesichts polnischer Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsunterstützung durch die USA.
Im Juli richtete das in Irland ansässige Flugzeugleasingunternehmen Avolon seinen Blick auf 90 Airbus-Flugzeuge im geschätzten Wert von 12,4 Milliarden Euro.
Boeing leidet unter Lieferproblemen
So nimmt die Auftragslage für beide Flugzeughersteller zu. Der Ruf des US-Champions leidet allerdings unter seinen Lieferproblemen. "Dass Trump all diese Deals ankündigt, ist ein gutes Zeichen für Boeing. Aber Boeing muss diese erhaltenen Aufträge auch tatsächlich liefern, was ihnen in den letzten fünf bis zehn Jahren größtenteils nicht gelungen ist", sagte Grant Holve, Experte beim Luft- und Raumfahrt-Marktforschungsunternehmen Forecast International, zu Euronews.
Laut dem französischen liberalen Europaabgeordneten Christophe Grudler, Industriespezialist innerhalb seiner Fraktion RENEW, würde dies den ganzen Wirbel um Trump erklären. "Boeing muss PR betreiben, da das Vertrauen in seine Flugzeuge auf einem historischen Tiefpunkt ist", sagte Grudler zu Euronews. Er fügte hinzu: "Airbus-Flugzeuge verkaufen sich weiterhin gut."
Der Europaabgeordnete spielte die Rivalität zwischen Airbus und Boeing herunter, indem er auf die gegenseitige Abhängigkeit der Produktionsketten der beiden Hersteller hinwies. Diese habe letztendlich dazu geführt, dass die USA europäische Flugzeuge im Rahmen des im Juli mit der EU geschlossenen Handelsabkommens von Zöllen ausgenommen hätten.