Mehr als 6.600 Menschen haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres den Ärmelkanal überquert - so viele wie noch nie. Trotz der Zusammenarbeit mit Frankreich und anderen Ländern sieht der britische Premier mangelnde Koordinierung als mitverantwortlich für das Problem.
Nach Ansicht von Premierminister Keir Starmer ist die mangelnde Koordinierung zwischen Polizei und Geheimdiensten mitverantwortlich für die steigende Zahl von Migranten, die in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen.
Auf dem internationalen Border Security Summit am Montag in London zur Erhöhung der Grenzsicherheit und zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität äußerte Starmer seine Frustration über die Schwierigkeit, jedes Jahr tausende Menschen an der gefährlichen Überfahrt von Frankreich nach Großbritannien zu hindern.
"Wir haben diese totale Zersplitterung zwischen unserer Polizei, unserer Grenzpolizei und unseren Geheimdiensten geerbt", sagte Starmer bei dem Treffen, bei dem hochrangige Regierungsmitglieder und zuständige Behördenmitarbeiter aus mehr als 40 Ländern in London berieten. "Eine Zersplitterung, die, als ich mir das ansah, glasklar machte, dass es Lücken in unserer Verteidigung gibt - eine offene Einladung für die Schleuser, an unseren Grenzen loszuschlagen."
Starmers Mitte-Links-Labour-Regierung, die vor neun Monaten gewählt wurde, kämpft mit einem Problem, das schon ihre konservativen Vorgänger beschäftigte.
Trotz der Zusammenarbeit der britischen Strafverfolgungsbehörden mit Frankreich und mit Ländern, die entlang der Migrationsroute aus Afrika, Asien und dem Nahen Osten liegen, haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als 6.600 Migranten den Ärmelkanal überquert. So viele wie noch nie zuvor.
Die oppositionellen Konservativen halten der Regierung vor, die Zahl zeige, dass die Labour-Partei den umstrittenen Plan der Vorgängerregierung nicht hätte aufgeben sollen, nämlich Asylsuchende, die mit dem Boot ankommen, auf die Rückreise nach Ruanda zu schicken.
Starmer hatte den Ruanda-Plan, der nie umgesetzt wurde, eine "Spielerei" genannt und ihn kurz nach seiner Wahl im Juli gestrichen. Großbritannien hatte zuvor Ruanda Millionen im Rahmen eines Abkommens gezahlt, das die beiden Länder im Jahr 2022 unterzeichneten, ohne dass es zu Abschiebungen kam.
Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni war bei dem Treffen in London. Ihre rechtspopulistische Regierung betreibt in Albanien Zentren für Asylbewerber, während deren Anträge bearbeitet werden. Italiens kontroverses Projekt wird von Starmers Regierung genau beobachtet. Meloni sagte, der Plan sei "anfangs kritisiert worden", habe aber "zunehmend an Zustimmung gewonnen, so dass die Europäische Union heute vorschlägt, Rückführungszentren in Drittländern einzurichten."
Die Regierungen von Albanien, Vietnam und dem Irak, deren Staatsangehörige einen Großteil der Asylsuchenden im Vereinigten Königreich ausmachen, waren ebenfalls beim Summit vertreten.
Starmer, der erklärt hat, organisierte Schleuser sollten genauso behandelt werden wie Terrorgruppen, wurde von Flüchtlingsorganisationen und einigen Labour-Anhängern für seine harte Haltung gegenüber der irregulären Migration kritisiert. Er hielt dem entgegen: "Es ist weder fortschrittlich noch mitfühlend, die Augen davor zu verschließen. Es ist weder fortschrittlich noch mitfühlend, die falsche Hoffnung aufrechtzuerhalten, die Menschen dazu verleitet, diese Reisen zu unternehmen."