Bundeskanzler Merz droht mit einem ESC-Boykott: Sollte Israel ausgeschlossen werden, will Deutschland nicht teilnehmen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erwägt einen Boykott Deutschlands vom Eurovision Song Contest (ESC) sollte Israel ausgeschlossen werden.
Das sagte er vergangenen Abend in der ARD-Show "Caren Miosga". Er würde in diesem Fall auf die freiwillige Teilnahme Deutschlands verzichten, so der Kanzler.
Israels Kriegsführung im Gazastreifen nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas, bei dem über 1.200 Menschen getötet wurden und über 250 verschleppt wurden, hat international zu Kritik geführt.
Dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium sind bereits über 65.000 Palästinenser getötet worden. Diese Zahl ähnelt die, die der ehemalige Staabschef der israelischen Armee, Herzi Halewi, bei einer Rede in Israel Mitte September nannte. "in Gaza leben 2,2 Millionen Menschen. Heute sind mehr als 10 Prozent der Bevölkerung Gazas getötet oder verletzt worden, mehr als 200.000 Menschen. Das ist kein sanfter Krieg", so Halewi.
Der Konflikt in Nahost hat auch die Kulturszene - und somit auch den ESC - erreicht. Die vergangenen zwei Song Conteste waren überschattet von Protesten gegen die israelischen Teilnehmer.
Slowenien, die Niederlande und Irland haben bereits bestätigt, dass sie im kommenden Jahr nicht in Wien antreten werden und nannten dafür die Beteiligung Israels. Spanien und Island haben angedeutet, nachzuziehen.
Auch der Gewinner des diesjährigen ESCs, JJ, forderte den Ausschluss Israels beim Song Contest in Wien nächstes Jahr.
"Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien und ohne Israel stattfinden würde. Aber der Ball liegt bei der EBU. Wir Künstler können nur unsere Stimme in dieser Angelegenheit erheben", sagte der 24-jährige Sänger der spanischen Tageszeitung El Pais im Mai dieses Jahres.
Aufgrund des Protestes mehrerer Teilnahmeländer soll der Veranstalter, die Europäische Rundfunkunion (EBU) eine Sondersitzung planen. Über einen Ausschluss Israels soll demnach Ende November abgestimmt werden.Merz nannte die Tatsache, dass darüber diskutiert wird "einen Skandal" und bekräftigte, dass Israel zum ESC dazugehören würde.
Israelischen Medienberichten zufolge sagte der Direktor des israelischen Fernsehsenders Kan, Golan Jochpaz, dass es "keinen Grund gebe, warum Israel nicht weiterhin ein wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses sein sollte". Jochpaz ergänzte, dass der ESC "unter keinen Umständen politisch werden darf".
Deutschland gehört zu einem der "großen Fünf" des Song Contestes, was eine Teilhabe garantiert. Dieses Jahr hat Berlin 451.216 Euro für den Contest gezahlt, was verglichen zum Vorjahr, wo 454.905 Euro gezahlt wurden, leicht gesunken ist.