Nach-Brexit-Verhandlungen: Droht ein neuer Fischerei-Krieg?

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Von Oliver Whitfield Miocic
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Kontrolle zurückgewinnen, auch in der Fischerei, war ein Brexit-Versprechen. Ein schwieriges Thema bei den Verhandlungen zwischen London und der EU.

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"Take back control", die Kontrolle zurückgewinnen - auch in der Fischerei. Das war eines der Versprechen der Brexiteers. Nun ist das hoch emotionale Thema Gegenstand der Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union über die Beziehungen nach dem Austritt Londons. 

Die Gemeinsame Fischereipolitik der EU erlaubt europäischen Fischern, ihre Netze in britschen Gewässern auszubreiten, wovon vor allem die ausländischen KollegInnen profitieren, so die britischen FischerInnen. "EU-Flotten fischen sechs Mal so viel in britischen Gewässern als britische Schiffe in EU-Gewässern", so Barrie Deas vom Dachverband der britischen Fischerorganisationen. "Das ist unausgeglichen."

Die Regierung in London will den Zugang einschränken. Das Thema ist für sie so wichtig, dass sie es bei den Post-Brexit-Gesprächen gesondert verhandeln will. "Unsere Fischfanggebiete sind unsere souveräne Angelegenheit", so Vize-Premier Michael Gove Ende Februar im Parlament. "Und wir werden den Zugang anderer Ländern zu unseren Ressourcen zu unseren eigenen Bedingungen bestimmen."

Britische Fischwirtschaft: Viel Lärm um Nichts?

Die britische Fischwirtschaft trägt ungefähr 1,7 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Das klingt viel - ist aber nur 0,1 Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts. Großbritannien exportiert drei Viertel seines Fischs, den Großteil in die EU.

Vor allem Frankreich drängt darauf, dass europäische FischerInnen weiter automatisch Zugang zu britischen Gewässern bekommen. Für die Fischfang- und Fischverarbeitungsindustrie in Frankreichs wichtigstem Fischereihafen Boulogne-sur-Mer ist das besonders wichtig. Die französischen FischerInnen drohen den BritInnen damit, dass der europäische Markt für diese wegfallen könnte. "Wenn wir in den Krieg ziehen, würde das für die Briten auf dem europäischen Markt Verluste bedeuten und sie würden ihre Produkte nicht in Frankreich verkaufen können", so Olivier Leprêtre vom Komitee für Hochseefischerei und -züchtung der nordfranzösischen Region Hauts de France.

Was ist London die Fischindustrie wert?

Der Konflikt ruft Erinnerungen an 2018 hervor, als der sogenannte Jakobsmuschelstreit zwischen britischen und französischen Fischern im Ärmelkanal eskalierte. Auslöser waren unterschiedliche Fangbegrenzungen für Briten und Franzosen. Die FischerInnen bewarfen sich mit Steinen und Leuchtraketen, was zeigt, welche zumindest emotional große Bedeutung das Thema hat.

Dazu euronews-Korrespondent Oliver Whitfield-Miocic: "Egal, von welcher Seite man es betrachtet, eine Partei wird bei den Verhandlungen verlieren. Womöglich werden die Fangzonen für FischerInnen aus der EU kleiner oder britsche FischerInnen riskieren Exportgebühren oder sogar eine französische Blockade. Die Frage ist: Wie sehr will London sich für einen verhältnismäßig unbedeutenden Wirtschaftszweig in einen Kampf begeben?"

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