Covid-19: Opferangehörige ziehen vor Gericht

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In der italienischen Stadt Bergamo ist eine zweite Sammelklage eingereicht worden. Der Vorwurf: Die Ausgangsbeschränkungen kamen zu spät.

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In der italienischen Stadt Bergamo haben Angehörige von Covid-19-Opfern eine zweite Sammelklage gegen Unbekannt eingereicht. Es geht um 100 Todesfälle. Bereits im Juni hatten 50 Angehörige von Opfern Anzeige erstattet.

Bergamo war ganz besonders von der Pandemie betroffen. Die Verantwortlichen einer Opfervereinigung haben die Europäische Kommission sowie den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte aufgefordert, die Entwicklung der Ermittlungen zu überwachen.

Sie haben wahrscheinlich Tausende angesteckt.
Stefano Fusco
Opfervereinigung „Noi Denunceremo“

Ausgangsbeschränkungen kamen zu spät

Stefano Fusco ist einer der Gründer der Opfervereinigung „Noi Denunceremo“, sein Großvater kam durch die Atemwegserkrankung ums Leben: „Wenn man die Menschen hier in Bergamo fragt, antworten sie: Das größte Problem war, dass die Ausgangsbeschränkungen zu spät angeordnet wurden. Der Erreger trat hier zuerst am 23. Februar auf, die ganze Region wurde erst am 8. März abgeriegelt. Es geht also um zwei Wochen, in denen sich die Menschen frei bewegen, zur Arbeit und in Restaurants gehen konnten. Sie haben wahrscheinlich Tausende angesteckt. Jetzt sehen wir das Ergebnis.“

Die Regionalregierung der Lombardei, zu der Bergamo gehört, verteidigt ihr Vorgehen im Kampf gegen die Pandemie. Um Entschädigungszahlungen geht es den Angehörigen eigener Aussage nach nicht, sondern um Gerechtigkeit.

„Wer etwas falsch gemacht hat, muss dafür bezahlen“

Sabrina Grigis, Tochter eines Covid-19-Opfers, sagt: „Wir erwarten, dass diejenigen, die Fehler gemacht haben, dafür zahlen. Mein Vater hat es nicht verdient, so zu enden und einsam zu sterben. 15 Tage lang konnten wir als Familienmitglieder ihn nicht sehen, konnten nicht mit ihm sprechen, konnten ihm in diesem tragischen Augenblick nicht zur Seite stehen. Er brauchte uns. Wer etwas falsch gemacht hat, muss dafür bezahlen.“

Nach Angaben der Opfervereinigung „Noi Denunceremo“ kamen in Bergamo in den ersten vier Monaten des Jahres rund 33 Prozent der in Pflege- und Altersheimen wohnenden Menschen ums Leben. 6000 Todesopfer hat das Virus in der Provinz Bergamo insgesamt bisher gefordert.

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