Corona-Effekt vorbei: Erdüberlastungstag fällt auf den 29.07.

Foto von der Erde am 18.05.1969, aufgenommen von der Apollo 10-Raumsonde
Foto von der Erde am 18.05.1969, aufgenommen von der Apollo 10-Raumsonde Copyright NASA via AP
Von Euronews
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An diesem Donnerstag hat die Menschheit so viele Ressourcen des Planeten verbraucht, wie alle Ökosysteme der Welt produzieren können.

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Das Corona-Jahr 2020 ließ hoffen, als der Erdüberlastungstag pandemiebedingt um ganze vier Wochen gen Jahresende verschoben wurde. Nicht so 2021: der Tag an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die alle Ökosysteme der Welt bis dahin wieder erneuern können rückt wieder nach vorn, auf das Niveau von 2019.

Rebound-Effekt nach einem Jahr

Expert:innen nennen das den Rebound-Effekt - einen sprunghaften Anstieg der Emissionen nach dem Höhepunkt der Pandemie. Die Berechnungen hat das Global Footprint Network gemacht. Demnach sind der sprunghafte Anstieg der Emissionen (um 6,6 Prozent im Vergleich zu 2020) und dem Verlust der Biokapazität der Wälder, vorangetrieben durch die immer schnellere Abholzung des Amazonas-Regenwaldes, schuld am Vorrücken des Erdüberlastungstages.

Das Global Footprint Network sammelt Daten aus allen Ländern der Welt, um nationale Fußabdrücke zu erstellen. Ihnen liegen die "National Footprint & Biocapacity Accounts" (NFA) zugrunde, die sich auf UN-Datensätzen stützen.

Diese messen die ökologische Ressourcennutzung und stellen sie der Ressourcenkapazität gegenüber. Anders ausgedrückt: wie viel biologisch produktive Fläche benötigt wird, um alle konkurrierenden Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen im Gegensatz biologischen Kapazität der Erde, neue Ressourcen aufzubauen und Abfälle und Emissionen aufzunehmen.

Wie wird der Erdüberlastungstag berechnet?

Die Biokapazität wird gemessen, indem die Menge an biologisch produktiver Land- und Meeresfläche berechnet wird, die zur Verfügung steht, um die Ressourcen, die eine Bevölkerung verbraucht, bereitzustellen und ihre Abfälle aufzunehmen, und zwar unter Berücksichtigung der aktuellen Technologie und Managementpraktiken. Um die Biokapazität über Raum und Zeit hinweg vergleichbar zu machen, werden die Flächen proportional zu ihrer biologischen Produktivität angepasst.

Dem gegenüber stehen Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln, Ackerbau, Aufforstung, Fischgründen, die Aufnahme von Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, bebaute Flächen (Infrastruktur). Der Verbrauch eines Landes wird berechnet, indem die Importe zu seiner nationalen Produktion addiert und die Exporte davon abgezogen werden.

Aus dieser Gegenüberstellung errechnet sich, ob ein Land eine ökologische Reserve (Biokapazität größer als sein Fußabdruck) oder ein ökologisches Defizit hat. 85 Prozent der Weltbevölkerung leben derzeit in Ländern mit einem ökologischen Defizit. Und auch die Welt insgesamt geht mit einem ökologischen Defizit aus der Rechnung. Das heißt: ab diesem Donnerstag beanspruchen die Menschheit für das restliche Jahr mehr Ressourcen in Form von Feldern, Fischgründen und Wald, als zur Verfügung stehen. Die Emissionen, die wir produzieren, können nicht mehr von den Wäldern oder Ozeanen absorbiert werden.

Rein rechnerisch würde die Weltbevölkerung rund 1,7 Erden benötigen, um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken. Dabei sind Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten enorm: würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchte es fünf Erden, um den Ressourcenbedarf zu decken, in Australien sind es drei und in Deutschland 2,9 Planeten. Deutschland liegt damit im oberen Viertel.

Seit 1970 übersteigt der Ressourcenverbrauch die Biokapazität der Erde. Im Jahr 2000 lag der Erüberlastungstag im September. 

Problematisch ist allerdings auch, dass die globale Mittelschicht immer weiter wächst. Sie ist von 1,8 Milliarden im Jahr 2009 auf etwa 3,5 Milliarden Menschen im Jahr 2017 angestiegen. Bis 2030 voraussichtlich auf über 5 Milliarden anwachsen. Das bedeutet, dass die Konsumtrends eher zunehmen werden.

Die Kampagne #MOVETHEDATE soll jede:n Einzelnen dazu ermutigen, etwas dazu beizutragen, den Tag nicht weiter nach vorn zu verschieben. Als Beispiel werden eine vegetarische Ernährung genannt oder der Verzicht aufs Autofahren.

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