Linke, Rechte, Indigenen-Rechte: Sprach-Eklat im peruanischen Parlament

Nach großen Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung ist die neue Regierung in Peru schließlich ins Amt gekommen – und jetzt, nur wenige Wochen später, gibt es einen Eklat im Parlament.
Ministerpräsident Guido Bellido beginnt eine Rede vor den Volksvertretern auf Quechua, einer Sprache der indigenen Bevölkerung. Es ist die Einleitung zu einer Vertrauensabstimmung. Kurz darauf wird er von Parlamentspräsidentin Maria del Carmen Alva zurechtgewiesen, er möge doch bitte seine auf Spanisch weitersprechen.
Das Ereignis offenbart eine tiefe Spaltung der peruanischen Politik, aber auch der Gesellschaft. In mehreren lateinamerikanischen Ländern haben sich indigene Gruppierungen in den vergangenen Jahrzehnten Rechte erkämpft, so auch in Peru. Die Sprache Quechua ist seit den 70er-Jahren zweite Amtssprache, gesprochen wird sie von mehreren Millionen Peruanern. Sie ist auch die Muttersprache von Ministerpräsident Bellido. Dennoch bestehen einige Parlamentarier auf Spanisch als einzige Sprache im Parlament.
Proteste gegen und für die neue Regierung
Die Regierung des linken Präsidenten Pedro Castillo hat im Parlament keine Mehrheit. Und auch auf der Straße ist zu spüren, wie polarisiert das Land ist: Bei Demonstrationen werfen Gegner der neuen Regierung Linksterrorismus vor. Unterstützer der Sozialisten hoffen dagegen, dass die Regierung die Probleme des Landes anpackt – gemeinsam mit dem Parlament.
Castillo und sein Regierungsteam stehen vor großen Aufgaben: Schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung lebt in Armut, und auch die Corona-Krise hat tiefe Spuren hinterlassen. Dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zufolge hat das Land eine der höchsten Covid-Sterblichkeitsraten der Welt. Auch interne Probleme plagen die neue Regierung: Bereits kurz nach der Regierungsbildung trat Außenminister Héctor Béjar zurück. Der ehemalige Guerilla-Kämpfer stand wegen Äußerungen zum Terrorismus in der Kritik.