PCR-Testpflicht in der Schweiz: Was, wenn Genesene positiv getestet werden?

Sitzen viele Schweizer jetzt fest? Für die Einreise in die Schweiz ist ein negativer PCR-Test erforderlich, doch was ist wenn der Test bei genesenen Menschen noch anschlägt?
Sitzen viele Schweizer jetzt fest? Für die Einreise in die Schweiz ist ein negativer PCR-Test erforderlich, doch was ist wenn der Test bei genesenen Menschen noch anschlägt? Copyright FABRICE COFFRINI/AFP
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Von Alexandra Leistner
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Das Bundesamt für Gesundheit sagt zwar, dass es selten sei, doch bis zu drei Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus können PCR-Tests positiv ausfallen. Das hat Konsequenzen für den Tourismus und Reiserückkehrer:innen.

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Die neuen Einreiseregelungen, die für die Schweiz seit 4. Dezember gelten, stehen in der Kritik. Wer in die Schweiz einreisen will, muss ein negatives PCR-Testergebnis vorzeigen. Allerdings melden sich nun vereinzelt Personen zu Wort, die kürzlich mit dem Coronavirus infiziert waren - trotz Doppelimpfung - und als Genesene gelten, jetzt aber positiv auf das Virus getestet werden.

Der Schweizer Reise-Ombudsmann Franco Muff befürchtet, dass die neue Regelung Reisende verunsichern könnte. "Wenn Reisende im Ausland sitzen bleiben, weil der geforderte PCR Test für die Rückreise positiv ist, verursacht dies grosse Problem. Die Betroffenen müssen den Aufenthalt im Ausland finanzieren, restliche Ferientage aufbrauchen, sofern vorhanden. Es kann ebenso zu Diskussionen mit den Arbeitgebern führen. Das Problem ist schliesslich auch, dass genesene Leute noch über eine längere Zeit positiv bei einem Test anzeigen", sagte Muff auf Anfrage von Euronews.

Fluggesellschaft dürfen Passagier:innen nur mit einem negativen PCR-Testergebnis befördern.

Zwar sagt das Bundesamt für Gesundheit (BAG), dass ein positiver Test nach Genesung selten ist, andere offizielle Quellen bestätigen aber, dass es zu diesem Fall kommen kann. Auf der Internetseite des Kanton Basel-Stadt heißt es: "PCR-Tests können auch nach der Erkrankung noch einige Wochen positiv ausfallen, auch wenn Sie dann nicht mehr ansteckend sind."

Offenbar gibt es mehrere Fälle von Personen, die vor Inkrafttreten der neuen Regeln ins Ausland gereist sind und jetzt aufgrund eines fehlenden negativen Testergebnisses nicht in ihre Heimat zurückreisen können.

BAG findet "Übergangslösung"

Am Dienstag, 14. Dezember 2021, kündigte der Sprecher des BAG eine Übergangslösung an. "Sie sind im Besitz einer ärztlichen Bestätigung, die die kürzlich durchgemachte Erkrankung (innerhalb der letzten 30 Tage) belegt. Sie weisen keine Symptome auf. Sie können einen negativen Antigen-Schnelltest, der maximal 24 Stunden alt ist, vorweisen."

Diese Bestimmung sei auch schon am vergangenen Freitag den Airlines, die die Schweiz anfliegen, kommuniziert worden.

Muff hatte zuvor beklagt, dass die neuen Regelungen die falsche Personengruppe treffe: " Geimpfte Personen sind nun Reisebeschränkungen unterworfen, welche kaum beschlossen worden wären, hätte man nicht das Problem mit den Impfgegnern."

Ein Sprecher des Reiseunternehmens Kuoni sagte gegenüber 20Minutes, dass sich die neuen Regelungen auf die Buchungen bereits niederschlage. Die Schweiz befindet sich derzeit mitten in der Wintersaison, Urlauber aus aller Welt reisen für gewöhnlich an, um in den Bergen Wintersport zu treiben.

Michael Buholzer/AP
Eine lange Anstehschlange auf der Münsterbrücke Ende November bei der Abstimmung über die neue Corona-Politik.Michael Buholzer/AP

Positiver Test bei Genesenen?

Tatsächlich kann ein PCR-Test bis zu drei Monate nach einer Infektion positiv ausfallen - in Einzelfällen. In einigen Ländern - darunter Deutschland - wird eine Genesung sogar durch einen positiven PCR-Test nachgewiesen. Entscheidend ist dabei, wie hoch der Ct-Wert (Cycle-threshold-Wert) bei der Analyse im Labor ist - je höher desto weniger ansteckend ist eine Person - desto länger ist die Infektion her.

Weil bei dem PCR-Testverfahren einzig das Erbmaterial nachgewiesen wird, können Wissenschaftler bisher nicht mit Sicherheit bestimmen, ob die gefundenen Viren vermehrungsfähig sind. Laut einer Theorie könnten PCR-Test in Einzelfällen ausschlagen, weil kleine Überbleibsel des Virus auch nach abgeklungener Infektion in den Luftwegen sind - und deshalb noch nachgewiesen werden.

Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass sich Sars-CoV-2 in das Erbgut von gesunden Zellen integriert und deswegen bei PCR-Tests positiv ausschlagen lässt - Forscher:innen kennen dieses Phänomen bisher von Retroviren.

Nach den Regeln, die seit dem 4. Dezember 2021 gelten, muss jede Person, die in die Schweiz einreist ein Einreiseformular ausfüllen, einen negativen PCR-Test vorzeigen und vier bis sieben Tage nach der Einreise einen weiteren PCR- oder Antikörpertest machen. Damit gelten in der Schweiz im weltweiten Vergleich besonders strenge Einreiseregelungen.

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