Leere Polizeistation in Turin: 10 Flughafen-Beamte in Quarantäne nach Cluster-Verdacht

Polizisten in Rom lassen sich impfen: Seit dem 15. Dezember ist die Impfung gegen das Coronavirus für Sicherheitskräfte Pflicht.
Polizisten in Rom lassen sich impfen: Seit dem 15. Dezember ist die Impfung gegen das Coronavirus für Sicherheitskräfte Pflicht. Copyright Alessandra Tarantino/AP
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Von Alexandra Leistner
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Wenige Stunden nach der Einführung einer Impfpflicht für Sicherheitskräfte in Italien, wurde bekannt, dass einer der größten Flughafen des Landes ohne Polizisten auskommen muss - es wird ein Cluster vermutet.

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Das Timing hätte unglücklicher fast nicht sein können: Die Impfpflicht für Angestellte der italienischen Polizei galt gerade wenige Stunden, da war eine städtische Polizeistation wegen eines vermuteten Covid-Ausbruchs bereits unbesetzt.

In Caselle, einer Stadt mit etwas mehr als 13.000 Einwohner:innen in der Provinz Turin, muss die lokale Polizeistation mindestens bis nächsten Montag leer bleiben.

Von den 11 dort angestellten Beamt:innen kann nur die stellvertretende Kommandantin noch zur Arbeit kommen. Sie hatte zufällig keinen Kontakt zu ihren Kolleg:innen. Von den anderen zehn wurden drei positiv auf das Virus getestet, sieben der Kolleg:innen wurden unter Quarantäne gestellt: Erst durch einen Abstrich am Samstag und ein wohl am Montag eintreffendes Testergebnis können sie ihre Isolierung beenden und ihre Arbeit am Flughafen wieder antreten.

Wäre Caselle eine gewöhnliche Kleinstadt, dann wäre das vielleicht kein allzu großes Problem. Allerdings befindet sich dort der internationalen Flughafen Sandro Pertini von Turin. Es ist einer der wichtigsten Flughäfen des Landes: 2019 waren dort täglich 11.000 Passagiere unterwegs - im vergangenen Jahr waren es wegen der Pandemie rund 4.000.

Impfskepsis und Impfpflicht

Der Cluster in der Polizeistation offenbart ein tiefer liegendes Problem: Italiens Sicherheitskräfte zählen zu den impfkritischsten Berufsgruppen. Seit Mittwoch, 15. Dezember, gilt deswegen eine Impfpflicht für Angestellte der Streitkräfte und der Polizei. Bei Nichteinhaltung, so betonte der italienische Innenminister Lamorgese, "erfolgt die sofortige Suspendierung vom Dienst". Wer bei der Arbeit erwischt wird, ohne auch nur eine erste Dosis bekommen zu haben, riskiert zudem ein Bußgeld zwischen 600 und 1.500 Euro.

Um der Impfkampagne Nachdruck zu verleihen hatte Italien gerade erst den Armeegeneral Francesco Paolo Figliuolo eingestellt - doch bisher ohne Erfolg. Er war von Italiens Ministerpräsident Mario Draghi im September ins sein Team geholt worden, unter anderem um die Korruption zu bekämpfen und die Impfquote auf 90 Prozent zu bringen.

Ende November, als die Ankündigung der Ausweitung der Impfpflicht den Ansturm auf die ersten Dosen auch bei Militär und Polizei auslöste, drohten mehr als 50.000 Mitarbeiter:innen die Suspendierung.

Die Gefängnispolizei meldete die schlechtesten Raten, 30 % der Beamt:innen sind dort überhaupt nicht geimpft. Gefolgt von der Armee (13 %) sowie POlizei und Carabinieri (beide etwa 10 %).

"Jeder Schaden wird von der Gemeinde getragen"

Am Vorabend des Inkrafttretens der Impfpflicht verteilte der Verband der städtischen Polizeibeamten von Mailand ein Flugblatt, um eine Initiative zur finanziellen Unterstützung von Beamt:innen ins Leben zu rufen, für diejenigen, bei denen wegen einer Suspendierung das Gehalt ausfällt.

Der Sekretär Daniele Vincini schreibt auf dem Papier, dass im Falle von "Gesundheitsschäden aufgrund der Impfung des Anti-Covid-Impfstoffs" die Stadt Mailand und nicht nur die Regierung sich zu verantworten habe: "Jeder Schaden wird von der Gemeinde getragen", ist dort zu lesen.

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