Ist Deutschland für die hohen Gaspreise in Europa verantwortlich? Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstags erklärt, warum das aus seiner Sicht der Fall ist.
Ist Deutschland für die Rekordpreise auf dem europäischen Gasmarkt verantwortlich? Das zumindest glaubt der russische Präsident Wladimir Putin. Auf seiner Pressekonferenz zum Jahresende sagte der Kreml-Chef, dass Deutschland das günstige Gas, das Russland liefere nicht an die europäischen Staaten gebe sondern es nach Polen und die Ukraine weiterleite.
Mehr Gas als bereits geliefert hätten Unternehmen aus Frankreich und Deutschland außerdem nicht bestellt: "Gazprom liefert alle Mengen, die unter bestehenden Verträgen angefordert wurden", so Putin.
Er warf Deutschland gleichzeitig vor, die niedrigeren Preisen aus den langfristigen Lieferverträgen zu nutzen, um das Gas mit Gewinn an seine Nachbarländer zu verkaufen. "Wir liefern Gas an Deutschland unter langfristigen Verträgen, und der Preis ist drei bis vier, sogar sechs bis sieben Mal billiger als am Spotmarkt", sagte der russische Präsident.
Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium nahm bisher zu Putins Vorwürfen keine Stellung.
Die Gaspreise in Europa hatten in dieser Woche ein neuen Rekord erreicht, nachdem die Jamal-Pipeline, über die normalerweise russisches Gas zum Beheizen von Wohnhäusern und zur Stromerzeugung in Deutschland transportiert wird, ihre Richtung geändert und begonnen hatte, nach Polen zu fließen.
Diese Entscheidung habe nichts mit der politischen Lage zu tun, so Moskau in der vergangenen Woche, hinter dem Schritt stünden wirtschaftliche Entscheidungen.
Deutschland wird durch die Yamal-Pipeline und die Nord Stream 1 mit Gas aus Russland versorgt. Die zwei großen deutschen Kunden von Gaszprom, Uniper und RWE, bestätigten zudem, dass der russische Lieferant seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkomme.
Kritiker unterstellen Russland, Gaslieferungen nach Europa zurückzuhalten, um Druck im Ukraine-Konflikt und im Genehmigungsverfahren für die Ostseepipeline Nord Stream 2 auszuüben.
Für den Betrieb steht noch das OK der Bundesnetzagentur aus. Rund zwei Drittel des nach Deutschland importierten Gases stammen laut Bundesnetzagentur aus Russland und GUS-Staaten.