Mörder auf dem Motorrad: Angst um Sicherheitslage in Teheran nach Attentat auf Offizier

Angehörige von Hassan Sayyad Khodaei stehen neben dem Fahrzeug des hochrangigen Offiziers der Revolutionsgarden kurz nach dessen Mord in Teheran am Sonntag, 22. Mai 2022
Angehörige von Hassan Sayyad Khodaei stehen neben dem Fahrzeug des hochrangigen Offiziers der Revolutionsgarden kurz nach dessen Mord in Teheran am Sonntag, 22. Mai 2022 Copyright IRNA via AP Photo
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Von Euronews
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Oberst Sayad Khodai wurde bei hellichtem Tage mitten im Zentrum von Teheran ermordet. Jetzt gibt es Sorgen um die Sicherheitslage in der iranischen Hauptstadt.

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Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat versprochen, den Tod eines hochrangigen Offiziers der Revolutionsgarden in Teheran zu "rächen".

Oberst Hassan Sayyad Khodai war am Sonntag im Osten der Hauptstadt von zwei Motorradfahrern erschossen worden, wie aus offiziellen Quellen verlautete.

"Ich habe keinen Zweifel, dass das Blut dieses großen Märtyrers gerächt werden wird", sagte Präsident Ebrahim Raisi im staatlichen Fernsehen.

Obwohl nur wenige Einzelheiten über den Angriff am helllichten Tag im Herzen der iranischen Hauptstadt bekannt wurden, wurde die "globale Arroganz" für die Tötung verantwortlich gemacht - eine typische Bezeichnung für die USA und Israel.

Diese Anschuldigung sowie die Tathergang ließen einen Zusammenhang mit anderen Morden im Iran vermuten, die zuvor Israel zugeschrieben wurden. So etwa die Anschläge auf mehrere Atomwissenschaftler des Landes. Ein Bekenntnis zu der Tat gab es vorerst aber nicht.

Laut staatlichen Medien schossen die beiden Angreifer von einem Motorrad aus fünfmal auf Oberst Hassan Sayyad Khodaei in seinem ungepanzerten fahrzeug iranischer Bauart. Zu der Tat kam es an einer überwachten Straße, an der auch das iranische Parlament liegt.

In den Berichten wurde Khodaei als "Verteidiger des Heiligtums" bezeichnet, eine Anspielung auf Iraner, die innerhalb der Eliteeinheit Quds der Garde, die Auslandseinsätze überwacht, gegen die Extremistengruppe Islamischer Staat in Syrien und im Irak kämpfen.

Über Khodaei waren nur wenige Informationen öffentlich verfügbar, da Quds-Offiziere in der Regel schattenhafte Gestalten sind, die geheime militärische Missionen zur Unterstützung der libanesischen militanten Gruppe Hisbollah und anderer Milizen in Syrien, Irak und anderswo durchführen.

Der Teheraner Staatsanwalt traf innerhalb weniger Stunden nach der Tötung am Tatort ein, um die Ermittlungen aufzunehmen, und forderte die Polizei auf, die Täter umgehend festzunehmen. Die Schnelligkeit der Ermittlungen deutet darauf hin, dass Khodaei in der undurchsichtigen Struktur der Auslandsoperationen der Garde eine wichtige Rolle spielte.

Diese Einsätze sind wiederholt durch israelische Luftangriffe in Syrien unter Beschuss gekommen. Bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden im März zwei Mitglieder der Garde getötet, woraufhin der Iran als Vergeltung ein Raketensperrfeuer auf den Nordirak abfeuerte.

Sicherheitskräfte verfolgten die mutmaßlichen Angreifer, berichtete das staatliche Fernsehen, ohne weitere Einzelheiten oder ein Motiv für die Tötung zu nennen.

Etwa zur gleichen Zeit meldeten staatliche Medien, die Sicherheitskräfte der Revolutionsgarde hätten Mitglieder eines im Land operierenden israelischen Geheimdienstnetzes aufgespürt und verhaftet, ohne näher darauf einzugehen, ob sie etwas mit der Ermordung Khodaeis zu tun hatten.

Der Oberst ist seit dem Mord an dem Atomphysiker Mohsen Fakhrizadeh die wichtigste Persönlichkeit, deren Ermordung in Iran von Teheran bekannt gegeben wurde. Er wurde im November 2020 in der Nähe der Hauptstadt bei einem Angriff auf seinen Konvoi getötet, für den der Iran Israel, seinen Erzfeind, verantwortlich machte.

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