Israel startet Rafah-Offensive und befreit zwei Geiseln

Das israelische Militär hat ihre Offensive in Rafah gestartet.
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Von Johanna Urbancik mit AP
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Zwei Geiseln wurden aus einem schwer bewachten Haus befreit - eine Operation, die Israel offenbar seit Längerem geplant, aber immer wieder verschoben hatte.

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Mehrere israelische Angriffe haben am frühen Montag auf Rafah stattgefunden. Die Stadt im Süden des Gazastreifens und angrenzend an Ägypten ist der Zufluchtsort für rund 1,4 Millionen Palästinenser geworden, um den israelischen Angriffen auf die Enklave zu entkommen.

Die Angriffe trafen am frühen Montagmorgen das Gebiet rund um das Kuwait-Krankenhaus, bestätigt ein Journalist der Associated Press in Rafah. Einige der Verletzten seien daraufhin in das Krankenhaus gebracht worden. 

In einer Stellungnahme des israelischen Militärs heißt es, dass die Angriffsserie abgeschlossen sei, ohne die Ziele, Schäden oder Opfer zu erläutern. Auch das Hamas-kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza hat bis jetzt keine konkreten Informationen zu den Opferzahlen herausgegeben.

Israel befreit zwei Geiseln im Gazastreifen!

Laut der „Jersualem Post“ seien die nächtlichen Angriffe auf Rafah ein Ablenlungsmanöver gewesen, um zwei Geiseln zu befreien - eine Operation, die seit Längerem geplant gewesen, aber immer wieder verschoben worden sei. Bei den Angriffen waren laut Augenzeugen Flugzeuge, Panzer und Schiffe beteiligt.

Gegen 1 Uhr haben Spezialkräfte nach Angaben der israelischen Armee die beiden Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas befreit. Die beiden Männer waren am 7. Oktober beim Überfall der Hamas und anschließendem Massaker in Israel aus dem Kibbutz Nir Yizhak entführt worden.

Die beiden argentinischen Staatsbürger, der 60-jährige Fernando Simon Marman und der 70-jährige Louis Har sollen im zweiten Stock eines schwer bewachten Gebäudes am Rande der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens festgehalten worden sein. Man habe die Geiseln seit geraumer Zeit beobachtet, sagte Armeesprecher Richard Hecht. Sie seien in gutem Zustand. Die beiden Männer wurden mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht. 

Biden: Israels Reaktion "überzogen"

Bidens Äußerungen sind seine bisher schärfste Sprache in Bezug auf die Offensive gewesen. Biden, der letzte Woche die militärische Antwort Israels im Gazastreifen als "übertrieben" bezeichnet hat, fordert zudem auch "dringende und spezifische" Maßnahmen zur Stärkung der humanitären Hilfe. Israels Fernsehsender Channel 13 hat berichtet, dass das Gespräch 45 Minuten gedauert hat. Netanyahu hat in einer Rede behauptet, die Offensive sei der einzige Weg, die Sicherheit Israels zu garantieren. 

Laut einem anonymen Beamten haben die beiden Staatsoberhäupter auch den möglichen Waffenstillstand gegen die Freilassung der Geiseln besprochen. Der Beamte sagt zudem, dass der militärische Druck auf die Hamas in der südlichen Stadt Chan Junis in den letzten Wochen dazu beigetragen hat, die Gruppe näher an eine Vereinbarung zu bringen.

Hilfsorganisationen warnen vor schweren humanitären Folgen

Nachbarstaaten, Hilfsorganisationen und Regierungsangestellte haben nach Netanyahus Ankündigung vor einer Katastrophe und den Folgen gewarnt. Rafah galt bis jetzt den Zuständen entsprechend als eine der letzten sicheren Orte in Gaza, weswegen über eine Million Palästinenser in der Stadt Schutz gesucht haben. Viele Palästinenser sind zudem an die an Ägypten-grenzende Stadt geflohen, nachdem sie israelischen Evakuierungsbefehlen gefolgt haben. Es ist nicht klar, wohin die Menschen als Nächstes gehen können. Auch der israelische Premierminister hat keine weiteren Informationen verkündet.

Der US-Präsident, Joe Biden, hat Netanyahu bei einem Telefonat aufgefordert, die zivile Bevölkerung mit einem Evakuierungsplan zu schützen. Auch die deutsche Außenministerin, Annalena Baerbock, schreibt auf X, dass die Menschen im Gazastreifen nicht einfach verschwinden können und eine israelische Offensive in Rafah eine "humanitäre Katastrophe in Gang setzen würde". 

Auch der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry hat gesagt, dass jede israelische Bodenoffensive in Rafah "verheerende Folgen" hätte und behauptet zudem, Israel wolle letztendlich die Palästinenser aus ihrem Land vertreiben. Ägypten hat zudem davor gewarnt, dass jede Bewegung von Palästinensern nach Ägypten den vier Jahrzehnte alten Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten gefährden würde. 

Ein weiterer Vermittler, Katar, hat ebenfalls vor einer Katastrophe gewarnt, und Saudi-Arabien hat vor "sehr ernsten Folgen" gewarnt. Es gibt sogar zunehmende Spannungen zwischen Netanyahu und den Vereinigten Staaten. Die Biden-Regierung hat wiederholt, dass eine Invasion in Rafah ohne Plan für die dortigen Zivilisten zu einer Katastrophe führen würde.

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