EventsVeranstaltungenPodcasts
Loader
Finden Sie uns
WERBUNG

Eine neue EU-Richtlinie soll Verbraucher vor Greenwashing schützen

Eine neue EU-Richtlinie soll Verbraucher vor Greenwashing schützen
Copyright euronews
Copyright euronews
Von Cyril Fourneris
Zuerst veröffentlicht am
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Mit der neuen EmpCo-Richtlinie (Empowering Consumer Directive) werden die EU-Regeln zur Umweltwerbung deutlich verschärft, um Greenwashing zu verhindern. Unternehmen dürfen künftig nur noch zertifizierte Nachhaltigkeitssiegel verwenden und müssen spezifische Umweltaussagen nachweisen können.

Man sieht sie überall in den Geschäften: kleine Öko- oder Umweltsiegel. Unternehmen betonen ihre grüne Marken. Doch wo ist die Grenze zwischen "Green Branding" und "Greenwashing"? Euronews geht auf eine Recherche in Brüssel in einem der beliebtesten Supermärkte der Belgier: "Grünes Plastik", Recyclingquoten auf den Verpackungen. Glauben die Kunden, dass das stimmt, was da steht? Eine Umfrage:

"Das ist eine gute Frage!", sagt eine Frau. "Glaube ich daran? Ehrlich gesagt nicht unbedingt"! Andere Meinungen: "Dafür muss es Regeln geben." Oder: "Sie wollen verkaufen, deshalb machen sie es so."

Viele haben das Empfinden, dass es zu viele Informationen gibt. Es sei schwierig, da durchzublicken: "Wenn man wirklich wissen will, wie sich das auf die Umwelt auswirkt, muss man richtig recherchieren. Es ist nicht einfach herauszufinden, was hinter jedem Label steckt. Man verliert leicht den Überblick", sagt ein Mann.

Ab 2026 ändern sich die Regeln in ganz Europa. Eine neue Richtlinie soll Verbraucher besser vor Greenwashing schützen. Einige Formulierungen auf den Etiketten könnten verschwinden.

"Für sich genommen bedeutet das nichts, es ist ein gutes Beispiel für eine pauschale Aussage", erklärt Miriam Thiemann, Referentin für nachhaltigen Konsum bei der Europäischen Verbraucherorganisation (BEUC). "Diese sehr vagen Angaben werden verboten. Man kann nicht mehr einfach sagen 'ökologisch' oder 'grün', man muss konkreter werden. Warum genau behauptet man, dass etwas an dem Produkt ökologisch oder grün ist? Wenn man so allgemein bleiben will, muss man beweisen können, warum das ganze Produkt nachhaltig ist und nicht nur ein Aspekt davon."

Die EU will noch weiter gehen. Ziel ist es, veraltete Behauptungen systematisch zu untersuchen und zu überprüfen. Das ist Gegenstand einer weiteren Richtlinie, die derzeit diskutiert wird. Miriam Thiemann:

"Die Grundidee ist, dass ein Händler, bevor er eine "grüne" Behauptung oder ein "grünes" Label verwendet, alle Beweise sammeln muss, um zu beweisen, dass das, was er sagt, wahr ist. Außerdem muss ein unabhängiger Prüfer sicherstellen, dass die Nachweise korrekt sind und den Anforderungen der Richtlinie entsprechen."

Vorbild Ecolabel

Das EU Ecolabel dient als Vorbild, das vor mehr als 30 Jahren von der Kommission eingeführt wurde. Cédric Hananel, Arctik-Hauptgeschäftsführer ist mit einem "Showroom" auf Europatournee zur Förderung der Produkte:

"Es gibt Schuhe, Poloshirts, Textilprodukte, Waschmittel, und Farben! Man kann auch zu Hause Farben mit dem EU-Ecolabel benutzen, das ist besser für Sie und Ihre Kinder."

"Jedes Unternehmen, das sich um das EU-Ecolabel bewirbt, legt alle Unterlagen einem unabhängigen Gutachter vor, der überprüft, ob die Anforderungen des EU-Umweltzeichens tatsächlich erfüllt werden", so Miriam Thiemann.

Das EU-Ecolabel zeichnet fast 100.000 Produkte und Dienstleistungen in der EU aus.

Besuch bei einer der lokalen Niederlassungen von Glowi, einem führenden belgischen Reinigungsunternehmen mit 15.000 Mitarbeitern.

Gibt es zu viele Öko-Labels?

Aus Sicherheitsgründen hat sich das Unternehmen entschlossen, die eigenen Reinigungsmittel zertifizieren zu lassen. Judith Witters, ESG & Diversity Manager bei Glowi: "Mit den neuen Vorschriften und Richtlinien werden diese Labels immer wichtiger. Es gibt eine Vielzahl von Umweltsiegeln."

Auf die Frage, ob es zu viele Labels gibt und ob sich die Leute darin verlieren, sagt sie: "Stimmt, Unternehmen auch. Glowi ist ein werteorientiertes Unternehmen und das EU-Ecolabel hat Kriterien, die mit unseren Werten übereinstimmen."

Elly Huysmans, Mitbegründerin und Co-CEO von Glowi, fügt an: "Die Leute verbrauchen zu viel Wasser zu Hause und auch zu viel Chemie. Deshalb haben wir gesagt: Okay, das wollen wir ändern, weil das, was benutzt wird, zu gefährlich ist. Die Auswirkungen auf unser Geschäft sind vor allem: weniger kranke Menschen, mehr Menschen, die arbeiten, zufriedene Kunden und ein wachsendes Geschäft."

Im Kampf gegen Greenwashing kann die EU auf Watch Dogs auf dem ganzen Kontinent zählen. Einige von ihnen sind fest entschlossen, keine irreführenden Behauptungen durchgehen zu lassen.

In Den Haag ist die niederländische Verbraucher- und Marktaufsichtsbehörde ACM dafür zuständig. Die ACM hat der Nachhaltigkeit hohe Priorität eingeräumt. Sie hat unter anderem Maßnahmen gegen bestimmte Energieträger in der Energiewirtschaft und im Luftverkehr ergriffen. Insbesondere solche, die sich auf die angebliche CO2-Neutralität ihrer Produkte und Dienstleistungen berufen.Der Direktor der Verbraucherabteilung Edwin van Houten erklärt:

"Wenn man etwas tut, was das Klima und die Umwelt belastet, dann ist die Belastung bereits eingetreten. Man kann es nicht mehr rückgängig machen. Wir können das beeinflussen. Wir können den Verbrauchern helfen, sich besser zu informieren und nachhaltiger zu konsumieren. Wir können auch Unternehmen schützen, die es gut meinen."

In diesem Jahr hat die ACM Booking.com im Hinblick auf die neue europäische Gesetzgebung unter die Lupe genommen. Auf der Website wurde das Label "Nachhaltig Reisen" durch ein neues Nachhaltigkeitsprogramm ersetzt, das auf einer Zertifizierung durch einen Experten basiert.

Ein Besuch beim europäischen Marktführer für Reisebuchungen, um mehr darüber zu erfahren. Danielle D'Silva, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit:  

"Wir nehmen die Frage sehr ernst, wie wir Reisenden helfen können, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Bei der Zertifizierung durch Dritte handelt es sich um ein Expertengremium, das eine Reihe von Standards für Unterkünfte aufstellt, die als nachhaltig gelten wollen. Dann gehen sie vor Ort und bewerten die Unterkünfte, um sicherzustellen, dass sie diese Standards auch einhalten. Wir arbeiten mit einer Reihe von seriösen Zertifizierungsstellen zusammen. Das EU-Ecolabel ist ein gutes Beispiel. Der Reisende kann sehen, welche Unterkünfte diese Maßnahmen ergriffen haben und hat das Gefühl, dass er diesem Siegel vertrauen kann. Wir haben 16.000 Hotels, die zertifiziert sind. Aber es gibt noch viel mehr Hotels, die noch nicht zertifiziert sind. Die große Frage ist, wie wir den Unterkünften helfen können, sich zertifizieren zu lassen."

Immer mehr Ferienunterkünfte werden mit dem Ecolabel ausgezeichnet. In den Niederlanden gibt es einige davon. Im berühmten Vondelpark in Amsterdam gibt es eine bekannte Jugendherberge, das Stayokay Amsterdam Vondelpark

"Alle unsere Herbergen sind mit dem EU Ecolabel zertifiziert", erklärt Marketing Managerin Naomi Aserraf. "Wir unterstützen die Stiftung Plastic Soup. Deshalb haben wir diese Wand gemacht. Sie hat eine Botschaft. Wir setzen auch KI ein, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Wir scannen die Reste, und dann macht die Maschine eine Vorhersage, so dass wir wissen, dass wir nächste Woche zum Beispiel nicht so viel Brot verbrauchen. Wir haben ein grünes Dach zur Verbesserung der Artenvielfalt. Das ist der Garten. Dort ist das Hotel für unsere Gäste. Und das ist das Bienenhotel für die kleinen Gäste. Es gibt eine Erinnerung daran, beim Duschen Wasser zu sparen. Und wir erinnern unsere Gäste daran, die Heizung herunterzudrehen."

Stayokay-Geschäftsführerin Marijke Schreiner fügt an: "Die Zertifizierung zeigt unsere Seriosität. Es ist kein Greenwashing. Die europäischen Regeln machen es transparenter, man muss nachweisen, was man tut. Der Verwaltungsaufwand ist hoch, aber es ist für die gute Sache. Sonst ist es nur Greenwashing."

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

Warum werden "klimafreundliche" Werbeaussagen in der EU ab 2026 verboten?