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Wissenschaftliche Beobachter sind wichtig für den Schutz der Meere

Mit Unterstützung von The European Commission
Wissenschaftliche Beobachter sind wichtig für den Schutz der Meere
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Von Bryan Carter
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die von den Beobachtern vor Ort gesammelten Daten sind die Grundlage für die Entscheidungen der Politiker in Brüssel.

Die Fischereiverordnungen, die unsere Gewässer regeln, werden vielleicht in fernen Büros ausgearbeitet, aber das Wissen, auf dem sie beruhen, kommt von den wissenschaftlichen Beobachtern hier draußen auf See. Diese Männer und Frauen bilden das Rückgrat der EU-Fischereidatenerhebung. Wer sind diese Wissenschaftler? Wie arbeiten sie? Und wie tragen sie dazu bei, unser marines Ökosystem zu erhalten?

Das Meer hat mich schon als Kind fasziniert. Ich bin in einer sehr städtischen Gegend aufgewachsen, dort gab es nicht viel Natur. Das Einzige, was ich hatte, war das Meer, und so verbrachte ich meine Kindheit damit, am Strand herumzulaufen, Krabben zu fangen und alle möglichen Küstenbewohner und -arten zu beobachten. 
Luca Pisani
Meeresbiologe bei Aquatic Resources Malta

Es ist früher Morgen in Malta, dem kleinen EU-Mitgliedstaat im Mittelmeer. An Bord eines traditionellen Fischerbootes sind drei besondere Gäste: Kelly, Luca und Frank, die alle für Aquatic Resources Malta, kurz ARM, arbeiten. 

Diese Forschungsabteilung des maltesischen Ministeriums für Fischerei und Aquakultur hat eine wichtige Aufgabe: Sie soll den politischen Entscheidungsträgern genaue Daten über den Zustand der Meere liefern.

"Ich arbeite mit einem fantastischen Team von Biologen und Feldbeobachtern zusammen, gemeinsam führen wir die gesamte Datenerhebung im Zusammenhang mit den EU-Verpflichtungen durch", erklärt Luca Pisani, Meeresbiologe bei Aquatic Resources Malta. "Das ist eine unserer Routinebeobachtungen, bei der wir die Gelegenheit haben, mit den Fischern an Bord zu sein und zu messen, was sie fangen, sowohl den Fisch, den sie anlanden wollen, als auch den Beifang und die Rückwürfe."

Kelly Camilleri, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Aquatic Resources Malta, findet: "Das ist der beste Teil der Arbeit, denn man beobachtet die Fischer, arbeitet mit ihnen zusammen und bekommt einen Einblick in die gesamte Fischereiindustrie."

Während die Besatzung ihre Fänge einholt, beobachten, analysieren und sammeln die Wissenschaftler grundlegende biologische Daten. Luca Pisani:

"Diese Informationen sind für Politiker und Entscheidungsträger sehr wertvoll, da wir quantifizieren können, was der Fang von kommerziell wichtigen Arten aus ökologischer Sicht kostet. Denn mit jeder kommerziell genutzten Art, die man fängt, fängt man auch Arten, die nicht mit ihr verwandt sind und die sonst nicht gefangen werden würden."

Daten für die Gesundheit der Meere

Diese Daten, die auf EU-Ebene im Rahmen einer mehrjährigen Fischereidatenerhebung erhoben werden, sollen nicht nur die Arbeit der politischen Entscheidungsträger in Bezug auf Fischbestände und Fischereiressourcen unterstützen. Sie dienen auch als Grundlage für die Stärkung des sozioökonomischen Pfeilers des Fischereisektors.

"Ich glaube fest an die Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen Säule, wenn es darum geht, eine Politik für den Sektor zu entwickeln", sagt Alicia Bugeja Said, maltesische Juniorministerin für Fischerei und Aquakultur

Obwohl der Fischereisektor nur ein Prozent des maltesischen BIP ausmacht und rund 1.000 Fischer beschäftigt, ist die Fischerei eng mit der Identität des Landes verbunden, so die Politikerin mit einem akademischen Background. Die Wissenschaft könne eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung dieses kulturellen Erbes spielen. Alicia Bugeja:

"Die Wissenschaft hilft uns, Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen Daten, um die Zukunft vorhersagen zu können. Es gab eine ziemlich repräsentative Anzahl von Wissenschaftlern, die an Bord verschiedener Schiffe waren, sowohl von Trawlern als auch von Schleppnetz- und Langleinenfischern."

Beobachtungen an Bord sind nur eine der Methoden, mit denen die Wissenschaftler die Fischereiwirtschaft untersuchen. Um vier Uhr morgens läutet die Glocke, um den Beginn der maltesischen Fischauktion zu verkünden. Die Käufer wetteifern um die besten Fänge, die auf den Tellern der Insel landen sollen. Doch Frank ist aus einem anderen Grund hier.

"Im Rahmen des Mehrjahresplans für die Datenerhebung haben wir ein Budget, mit dem wir die Fische kaufen können", so Frank Farrugia, Beamter bei Aquatic Resources Malta . "Die gekauften Fische werden dann in unseren Labors verarbeitet. Wir nehmen biometrische Proben: hauptsächlich Länge, Gewicht, Geschlecht und Reifegrad."

Wissenschaftler untersuchen die Fischereiwirtschaft

Die Schwertfische und Goldmakrelen treffen etwa zur gleichen Zeit wie Franks Kollegen im Büro von Aquatic Resources Malta ein. Die Fische werden akribisch seziert, um ihre biologischen Parameter zu untersuchen. Dies ist der erste Schritt einer umfangreichen Datenerhebung, die am Ende der Europäischen Kommission vorgelegt wird.

Jurgen Mifsud, ein leitender Angestellter bei Aquatic Resources Malta, erklärt: "Unsere Fischbestände werden mit unseren Nachbarländern geteilt. Daher ist es sehr wichtig, dass unsere Datensätze zwischen den Mitgliedsstaaten ausgetauscht und dann entsprechend den Datenaufrufen, die wir von der Europäischen Kommission und anderen Foren, die mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten, erhalten, zusammengeführt werden. Die Daten aus diesen Datenaufrufen werden dann für die Modellierung der Bestände, d.h. der Fischbestände rund um die maltesischen Inseln, verwendet. Diese Daten werden dann auf regionaler Ebene aggregiert. Dann können wir die gesammelten Datensätze nutzen, um die Managementmaßnahmen auf politischer Ebene festzulegen."

Als promovierter Statistiker und Mathematiker ist Jurgen gut gerüstet, um die Datenerhebung und andere Projekte der 35 ARM-Mitarbeiter zu überwachen. Sein Interesse an der Fischerei hat aber auch persönliche Gründe: "Im Fischereisektor gibt es vor allem Kleinfischer, also noch traditionelle Fischer, und die liefern immer noch unsere Nahrung. Für mich ist das etwas sehr Wichtiges für ein Land, denn wenn man jemanden hat, eine Familie, die das Land mit Nahrung versorgt, dann ist das sehr wichtig."

Kleinfischer werden vergessen

Wie vielerorts im Mittelmeer sind auch die maltesischen Fischer mit verschiedenen Problemen konfrontiert: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Erschöpfung der Bestände, starker Wettbewerb. Für Kleinfischer sind diese Herausforderungen noch größer.

"Es ist uns nicht gelungen, der Vielfalt und Heterogenität der Fischer, insbesondere der Kleinfischer, gerecht zu werden", meint Alicia Bugeja Said. "Meistens konzentrieren sich diese Foren auf die großen kommerziellen Fischer. Da in Malta mehr als 90 % der Fischer in der Kleinfischerei tätig sind, glaube ich, dass wir mehr europäische Foren brauchen, die sich mit der Kleinfischerei befassen."

Diese Meinung wird von den Wissenschaftlern an Bord der Fischerboote geteilt, die dazu beitragen, das Vertrauen zwischen Fischern und politischen Entscheidungsträgern zu stärken:

"Es ist sehr wichtig, dass wir gut mit den Fischern zusammenarbeiten, denn schließlich sind ihre Interessen auch unsere Interessen", findet Luca Pisani. "Wenn es dem Meer nicht gut geht, wollen wir das wissen. Denn wenn wir wissen, wo die Probleme liegen, können wir sie den Politikern und Entscheidungsträgern mitteilen, so dass diese besser in der Lage sind, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Meer im Interesse der Fischer zu schützen."

Solange die Gesundheit unserer Ozeane gefährdet ist, wird die wissenschaftliche Arbeit von Frank, Luca und Kelly entscheidend sein, um dieses Problem anzugehen und eine gemeinsame Vision für die Zukunft unseres marinen Ökosystems zu entwickeln.

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