Seit 100 Jahren ist es verboten in der Spree zu baden. Viele Berliner sind nun dafür dieses Verbot aufzuheben. Die Wasserqualität habe sich verbessert und mit den immer heißer werdenden Sommern wäre eine Abkühlung für viele willkommen.
Ein Jahrhundert, nachdem die Stadt Berlin das Schwimmen in der Spree verboten hatte, weil sie so verschmutzt war, dass die Menschen krank werden konnten, drängen Schwimmer darauf, wieder ins Wasser zu gehen.
Rund 300 Menschen sprangen am Dienstag in das langsam fließende, grünliche Wasser, um zu zeigen, dass es nicht nur sauber genug ist, sondern auch viel Spaß macht, im Bezirk Mitte entlang der weltberühmten Museumsinsel zu planschen und zu schwimmen.
Eine Gruppe, die sich Fluss Bad Berlin nennt, setzt sich seit Jahren dafür ein, den Fluss wieder für Schwimmer zu öffnen.
"Seit 100 Jahren darf man in der innerstädtischen Spree nicht mehr schwimmen, und wir finden das nicht mehr gerechtfertigt, denn wir können zeigen, dass die Wasserqualität in der Regel gut genug ist, um während der Saison schwimmen zu gehen", sagt Jan Edler, der im Vorstand von Fluss Bad Berlin sitzt und das Schwimmen am Dienstag mitorganisiert hat.
Um das Verbot zu umgehen, hat die Gruppe ihr gemeinsames Schwimmen als offiziellen Protest angemeldet.
Die Stadtverwaltung ist "optimistisch", das Schwimmen im Fluss wieder einzuführen
Auf einer kleinen Treppe, die hinunter zum Spreekanal führt, der an der Südseite der Insel vorbeifließt, betonte Edler: "Wir wollen, dass die Menschen die Spree wieder als Erholungsgebiet nutzen".
Er wies darauf hin, dass der Fluss gründlich gesäubert worden sei und dass sich die Wasserqualität im letzten Jahrzehnt verbessert habe und ständig überwacht werde.
Sogar die Stadtverwaltung von Berlin-Mitte ist daran interessiert, das Schwimmen im Fluss im Jahr 2026 wieder einzuführen.
"Es gibt noch viele Dinge, die geklärt werden müssen, aber ich bin optimistisch, dass es gelingen kann", sagte Bezirksstadtrat Ephraim Gothe kürzlich der Nachrichtenagentur dpa.
Befürworter der Aufhebung des Schwimmverbots verweisen auch auf Paris, wo die Seine im vergangenen Jahr für die Olympischen Spiele für Schwimmer freigegeben wurde und in diesem Sommer für die Pariser Bevölkerung geöffnet wird. Das Schwimmen war dort seit 1923 verboten.
In Wien können Wasserliebhaber im Donaukanal planschen, im schweizerischen Basel können sie im Rhein baden, und in Amsterdam gibt es einige ausgewiesene Bereiche, in denen man sich in die Grachten stürzen kann.
Nur in Berlin ist das Schwimmen in der Spree seit Mai 1925 durchgehend verboten, als die deutsche Hauptstadt alle traditionellen Flussbäder schloss, weil das Wasser als zu giftig angesehen wurde. Einige dieser Becken dienten nicht nur dem Freizeitschwimmen, sondern waren auch ein Ort, an dem sich arme Leute waschen konnten, wenn sie zu Hause dazu keine Möglichkeit hatten.
Heutzutage ist das Wasser an den meisten Tagen sauber, außer bei starkem Regen, der zu einer gewissen Wasserverschmutzung führt.
Berlin könnte von mehr Abkühlungsmöglichkeiten profitieren
Um Schwimmern das Eintauchen in den Fluss zu ermöglichen, müsste auch der Denkmalschutz an einigen Stellen des Ufers gelockert werden, um einfache Zugänge zum Wasser und Plätze für Rettungsschwimmer zu schaffen.
Ein weiteres Problem ist der rege Bootsverkehr auf der Spree, der die Schwimmer gefährden könnte. Die Gruppe Fluss Bad Berlin will jedoch vorerst nur einen knapp 2 Kilometer langen Kanal öffnen, auf dem kein Bootsverkehr herrscht.
Die 3,9-Millionen-Metropole könnte auf jeden Fall von mehr Abkühlungsmöglichkeiten im Sommer profitieren, denn die regulären Freibäder sind an heißen Sommertagen oft hoffnungslos überfüllt.
"Die Städte werden immer heißer", so Edler. "Es ist auch eine Frage der Umweltgerechtigkeit, Angebote für Menschen zu schaffen, die es bei der Hitze nicht mehr aus der Stadt schaffen und sich im Grünen vergnügen können."