EU-Strategien, um Lebensmittel-Verschwendung zu bekämpfen

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Von Denis LoctierSabine Sans
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Ein EU-Projekt untersucht Maßnahmen in fünf Ländern

Mit dem EU-Projekt REFRESH ("Resource Efficient Food and dRink for the Entire Supply cHain") wurden innovative Ansätze zur Vermeidung und Verwertung von Lebensmittelabfällen entlang aller Abschnitte der Versorgungskette untersucht. An dem Projekt nahmen 26 Partner aus 12 europäischen Ländern und China teil, um gemeinsam auf das Ziel 12.3 der Nachhaltigen Entwicklungsziele hinzuarbeiten, die Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel und von Konsumenten zu halbieren, Lebensmittelverluste entlang der ganzen Wertschöpfungskette zu reduzieren und übertragbare Lösungsansätze zu entwickeln.

Der Gemüse-Kreislauf

"Zwanzig Prozent aller in Europa produzierten Lebensmittel landen auf Mülldeponien oder werden zu Viehfutter verarbeitet. Das kostet die Wirtschaft 140 Milliarden Euro pro Jahr. Um das Problem zu lösen, braucht es Experten zufolge vereinte Anstrengungen: Jeder, vom Erzeuger bis zum Verbraucher, kann etwas dazu betragen", so euronews-Reporter Denis Loctier.

Schadhafte Möhren enden oft als Viehfutter. In dieser niederländischen Fabrik in Veghel wollte man diese Form von "Abfall" vermeiden. Was nicht als frische Snacks oder geschälte Karotten für die Lebensmittelindustrie verwendet werden kann, wird zu Saft oder pulverförmigen Zutaten verarbeitet. Die Produktion richtet sich nach Angebot und Nachfrage.

"Wir arbeiten an einer optimalen Planung, sowohl für die Industrie als auch für den Frisch- und Zutatenmarkt. Wir versuchen außerdem, alle Bestandteile zu nutzen - wir haben Gemüse, wir stellen Saft her. Es gibt Fruchtfleisch als Nebenprodukt: Wir versuchen, die daraus gewonnenen Fasern zu verwerten", erklärt Gerbrand van Veldhuizen, Direktor, vanRijsingengreen.

Billige Abfallprodukte werden zu wertvollen Rohstoffen

Die nahe gelegene "Surplus Food Factory" (Nahrungsmittelüberschussfabrik) nutzt billige Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie als wertvollen Rohstoff. Bob Hutten, Direktor der Surplus Food Factory:

"Tomaten-Enden werden von Hamburger-Produzenten abgelehnt. Wir stellen daraus schmackhafte Soßen und Suppen her. Wir verarbeiten zum Beispiel auch Möhren, die für die Lebensmittelindustrie und den Einzelhandel zu groß sind."

Durch die Verarbeitung von beschädigtem, nicht der Norm entsprechendem Gemüse, das oft als wertlos angesehen wird, konnte die Fabrik ihren Umsatz steigern. Man stellte neue Arbeitskräfte ein, die auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbar sind. Bob Hutten will die Erfahrungen weitergeben:

"Ich lade Menschen aus allen Ländern zu uns ein, um sich anzusehen, wie wir arbeiten. Ich würde sie beraten, ihnen dabei helfen, die Probleme zu identifizieren und ihnen die Lehren vermitteln, die wir hier in unserer Fabrik gezogen haben. Es sollte in jedem Land solche Lebensmittelproduzenten geben."

Das sind nur ein paar Beispiele, die das europäische Forschungsprojekt REFRESH in fünf Ländern untersucht hat: Man will Kooperationen zwischen privaten und öffentlichen Akteuren fördern, um Lebensmittelabfälle in wertvolle Produkte zu verwandeln. Projekt-Koordinator Toine Timmermans:

"Wir haben festgestellt, das es keine Einheitslösung gibt. Aber dank unserer Untersuchungen konnten wir eine Art Blaupause erstellen: Damit können wir jedem Land in Europa und auch darüber hinaus dabei helfen, aus den Erfahrungen zu lernen. Außerdem können wir sie beim Aufbau und Aushandeln von Vereinbarungen zwischen den verschiedenen Interessengruppen in der Lieferkette unterstützen." Auch neue Technologien spielen eine Rolle: Ein niederländisches Start-up-Unternehmen entwickelte eine automatische Kamera für Restaurantküchen: Sie verfolgt alles, was in die Tonne kommt, und liefert detaillierte Statistiken über Lebensmittelabfälle, die hätten vermieden werden können:

"Man wird sich des andauernden Abfalls bewusst und kann sich dafür entscheiden, entweder weniger einzukaufen oder weniger von bestimmten Artikeln zu produzieren, um zu verhindern, dass sie in den Mülleimer wandern", sagt der Orbisk-Geschäftsführer Olaf van der Veen. "Jeder Monitor hat im Durchschnitt das Potenzial, 4000 Kilogramm jährlich einzusparen. Stellen Sie sich einmal vor, wir würden diese Technologe in großem Maßstab anwenden!"

Viele holländische Supermärkte verkaufen Produkte, die sich ihrem Verfallsdatum nähern, für einen Bruchteil ihres ursprünglichen Preises in einer "Überraschungsbox". In diesem Laden wollte man auch den Überschuss an frischem Brot verringern, das täglich liegenblieb: Man reduzierte die Einkaufsmenge und bot eine tiefgefrorene Alternative an.

George Verberne, Franchise-Besitzer "Jumbo Verberne", erzählt: "Jetzt gibt es immer Brot, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Es ist eine Win-Win-Lösung: Man verschwendet weniger Brot und kann seinen Kunden einen besseren Service bieten."

Die verstärkte Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung ist eines der Ziele der europäischen "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie.

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