Doping in Russland: Mehr als 1.000 Sportler in über 30 Disziplinen am Pranger

Doping in Russland: Mehr als 1.000 Sportler in über 30 Disziplinen am Pranger
Von Euronews

Welt-Doping-Agentur stellt neuen Bericht vor - und klagt Russland an.

Mehr als 1.000 Sportler aus Russland in mehr als 30 Sportarten waren zwischen 2011 und 2015 gedopt. Das hat die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA an diesem Freitag bekanntgegeben. WADA-Chefermittler Richard McLaren sprach von einer großangelegten staatlichen Dopingpolitik Beweisführung beruht nicht auf irgendwelchen mündlichen Aussagen. Untersucht wurden physische Beweise und die Schlussfolgerungen ergeben sich aus den Resultaten. Durch die Auswertung von forensischen Untersuchungen und Laboranalysen kommt der unabhängige Bericht zu dem Schluss, dass die Verschwörung spätestens im Jahr 2011 begann und bis 2015 andauerte.”_

Großangelegte staatliche Dopingpolitik.

Richard McLaren WADA-Chefermittler

Die Athleten sollen entweder selbst gedopt haben oder von der Manipulation des Dopingkontrollprozesses profitiert haben. Im McLaren-Bericht wird eine “institutionelle Verschwörung” im Sommer- und Wintersport als auch unter behinderten Athleten angeprangert. Es seien auch Beweise dafür gefunden worden, dass Dopingproben von zwölf Medaillengewinnern der Winterspiele in Sotschi 2014 manipuliert worden seien. Dabei handele es sich in vier Fällen um Gewinner von Goldmedaillen. Der Bericht basiere auf zahlreichen Interviews mit Zeugen sowie Datensätzen, E-Mails und über 4000 Excel-Dokumenten. Demnach wurden 2014 in Sotschi auch die Urinproben von sechs Paralympics-Siegern manipuliert.

Russland habe die WADA-Maßnahmen immer wieder untergraben

McLaren sagte, die Sportler hätten mit russischen Offiziellen, dem Sportministerium und Institutionen wie dem Inlands-Geheimdienst FSB gemeinsame Sache gemacht, um Dopingtests zu manipulieren. Die Täuschungen und Vertuschungen betreffen demnach die Olympischen Spiele 2012 in London, die Universiade und die Leichtathletik-WM 2013 sowie die Winterspiele 2014 in Sotschi. Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach hat mehrfach betont, die Verantwortlichen eines Dopingsystems – egal ob Athlet, Trainer oder Funktionär – müssten gezielt bestraft werden. Als Reaktion auf den McLaren-Bericht kündigte Bach am Freitag die Überprüfung aller Dopingproben russischer Athleten bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2014 in Sotschi an.

Möglicherweise droht Russland jetzt der komplette Ausschluss von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Der russische Leichtathletik-Verband (RUSAF) war wegen systematischen Dopings vom Weltverband IAAF im vergangenen Juni suspendiert und von den Sommerspielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen worden.

Anfang Dezember hatte der IAAF allerdings schon über ein Ende der Suspendierung beraten.
Im vergangenen Oktober war der Präsident des russischen NOK Alexander Schukow nach den Dopingvorwürfen zurückgetreten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte bereits den ersten WADA-Bericht von Richard McLaren kritisiert.

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