2019: Briten zwischen Chaos, "Order" und Brexit

2019 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem das parlamentarische System in Großbritannien vor der Zerreißprobe stand.
Eine geteilte Nation, gespaltene Parteien und eine geschasste Premierministerin.
Ein ungeregelter EU-Austritt konnte in letzter Minute abgewendet werden, nachdem Brüssel London im Mai eine Verlängerung bis zum 31. Oktober genehmigt hatte.
Doch das Gegenteil war der Fall. Theresa May musste im Unterhaus mehr Niederlagen einstecken, als ihre fünf Vorgänger zusammengerechnet.
Das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen fiel dreimal durch's Parlament.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
May zog die Konsequenzen.
Auftritt ihres Rivalen Boris Johnson. Der versprach im Wahlkampf, den Brexit ohne weitere Verzögerungen durchzuziehen.
Als Premierminister von Journalisten auf eine weitere mögliche Verlängerung der Verhandlungen angesprochen, sagte er, er wolle lieber tot im Graben liegen.
Doch dann verlor er die Mehrheit im Unterhaus und halste sich großen Ärger auf: Hintergrund war sein Vorstoß bei der Queen, das Parlament für fünf Wochen zu schließen. Illegal, urteilte das Oberste Gericht.
Der Durchbruch in den festgefahrenen Brexit-Verhandlungen erfolgte erst nach einem Sondergipfel mit dem irischen Regierungschef Leo Varadkar: Die umstrittene Backstop-Regelung war vom Tisch.
So musste ein sehr lebendiger Premierminister eine weitere Verlängerung in Brüssel beantragen, um den Brexit voranzubringen.
Weil ihm jedoch die Mehrheit im Unterhaus fehlte, wurden in Großbritannien die vierten Parlamentswahlen innerhalb eines Jahrzehnts abgehalten. Anders als May zuvor gelang der Schachzug.
"Get Brexit done"
"Den Brexit durchziehen." Sein Slogan verhalf ihm bei der Parlamentswahl zur größten Mehrheit, die die Konservative Partei innerhalb von 30 Jahren je hatte.
Der Austritt aus der EU soll Ende Januar vollzogen werden. Dann beginnt eine Übergangsphase, innerhalb derer beide Seiten an einem neuen Freihandelsabkommen arbeiten.
Das Jahrzehnt geht auch zu Ende mit dem Rücktritt eines der bekanntesten Gesichter im Brexit-Tauziehen: Unterhaussprecher John Bercow wurde durch sein lautstarkes Durchgreifen und seine bunten Krawatten weltberühmt. Selbst sein Hund hört auf den Namen:
Nachfolger Lindsay Hoyle übernahm das Amt Anfang November.
Das erste Jahr der neuen Johnson-Regierung wird ausschlaggebend sein, um das durch den Brexit ausgelöste Chaos in Großbritannien zu beseitigen.