Spahn: "Aufpassen, dass der Ballermann nicht zum zweiten Ischgl wird"

Tourist am Magaluf Strand von Calvia
Tourist am Magaluf Strand von Calvia Copyright JAIME REINA/AFP or licensors
Von Andrea Büring mit dpa, afp
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Am Wochenende haben deutsche und englische Touristen auf #Mallorca exzessiv gefeiert. Um neue #Cluster zu verhindern, verschärft die Regionalregierung die #Corona-Regeln.

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Sangria, lange Nächte und wilde Partys - weil deutsche und englische Mallorca-Urlauber am Wochenende zu exzessiv feierten und statt auf Abstand auf Tuchfühlung gingen, gelten auf den Balearen von diesem Montag an strengere Regeln:

  • Fast überall außerhalb der eigenen vier Wände müssen Masken getragen werden, sonst droht eine Strafe von 100 Euro.

  • Sogar Kinder ab sechs Jahren sind davon betroffen.

  • Veranstaltern illegaler Partys droht außerdem ein Bußgeld von bis zu 600.000 Euro.

Das geht aus einem am Montag im Amtsblatt veröffentlichten Dekret hervor.

Ausnahmen der Maskenpflicht

Nur am Strand, am Pool, in der Natur außerhalb von Ortschaften sowie beim Sport darf man Gesicht zeigen. Eine Ausnahme zur Maskenpflicht gilt auch während des Rauchens sowie des Essens und Trinkens in Restaurants und Bars.

Muss die Maske dazwischen wieder aufgesetzt werden? Gesundheitsministerin Patricia Gómez Picard appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen:

Es ist nicht dasselbe, ob man im Restaurant sitzt und etwa auf den nächsten Gang wartet oder ob man ein Bier bestellt hat und drei Stunden lang an der Theke sitzt.

Gesundheitsministerin Gómez zufolge handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme: Die Corona-Zahlen auf den Balearen seien bislang sehr gut.

Schwächen die Regeln die Tourismusbranche?

Die einflussreiche Tourismusbranche, die für 35 Prozent der Einnahmen der vier Baleareninseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera sorgt, hatte noch versucht, die Maßnahme zu verhindern. Sie fürchtet, dass Deutsche und Briten der Insel den Rücken kehren.

Doch die Balearenregierung blieb standhaft: Die Gesundheit der Urlauber und der Einheimischen habe Priorität, begründete Regionalpräsidentin Francina Armengol die Maskenpflicht.

Es wäre ungerecht, wenn die große Mehrheit, die sich verantwortungsbewusst verhält, von wenigen Unvorsichtigen gefährdet wird.
Patricia Gómez Picard
Gesundheitsministerin der Regionalregierung

"Diese Unvorsichtigen" hatten es vergangenen Freitag ordentlich krachen lassen.

Zum ersten Mal nach dem Ende des spanischen Corona-Notstands im Juni machten Hunderte Touristen am Ballermann wieder groß Party. Kaum einer der Feiernden beachtete an der Playa de Palma die derzeit in ganz Spanien geltenden Schutzvorschriften.

Die Balearen folgen mit der neuen Maskenpflicht dem Beispiel Kataloniens und der Extremadura. Weitere spanische Regionen planen ebenfalls entsprechende Anordnungen.

Bisher muss in anderen Teilen des Landes im Freien nur dann eine Maske getragen werden, wenn der Sicherheitsabstand zu Fremden nicht eingehalten werden kann.

Spanien ist mit knapp 28.400 Corona-Toten und 250.000 Infizierten eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Länder Europas. Landesweit sind die Zahlen seit Mitte Mai stark gesunken.

Vorsicht vor Infektionsrisiko

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich besorgt über die Partys der deutschen Touristen auf Mallorca.

Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird. Dort wo miteinander gefeiert wird, ist das Risiko besonders hoch - auch das Rückreiserisiko für alle anderen im Flugzeug und für die Menschen zu Hause.
Jens Spahn
Bundesgesundheitsminister

Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als einer der Ausgangspunkte für die Verbreitung des Coronavirus auch in Deutschland.

Weitere Quellen • Mallorca-Zeitung, La Vanguardia

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