Von Bulldozern und künstlichen Dramen: Michel Barniers Brexit-Memoiren

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Copyright Virginia Mayo/Copyright 2018 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews
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Der ehemalige Brexit-Chefunterhändler der EU, Michel Barnier, hat seine Erinnerungen an die jahrelangen Scheidungsgespräche zwischen Briten und der EU in einem Buch zusammengefasst. Es gewährt tiefe Einblicke in die Spitzenpolitik.

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Er war eine Schlüsselfigur der Scheidung zwischen Großbritannien und der Europäischen Union. Jetzt hat EU-Chefunterhändler Michel Barnier einen Insiderblick auf diese harten und streckenweise unendlich erscheinenden Brexit-Gespräche gewährt.

Veröffentlicht zunächst auf Französisch und bald auch in Englisch, präsentiert Barnier auf 500 Seiten Erinnerungen, die es in sich haben.

Unter dem vielversprechenden Titel: "Die große Illusion - Geheimes Tagebuch des Brexits" verrät der Franzose etwa, was er von seinen britischen Amtskollegen hielt, die mit rasanter Geschwindigkeit kamen und gingen, und von ihren Chefs.

Das frühe Problem der Briten, sagt Barnier, war, dass sie zunächst "mit sich selbst" geredet hätten. Und sie unterschätzten die rechtliche Komplexität dieser Scheidung und viele ihrer Konsequenzen.

Ex-Premierministerin Theresa May charakterisiert Barnier, als "direkt, entschlossen und ziemlich steif und bemängelte ihre fehlende Flexibilität. Die englischsprachige Version des Buches lässt noch einige Monate auf sich warten.

Johnson: "Wie ein Bulldozer"

Über Mays Nachfolger Boris Johnson schreibt Barnier, dass dieser trotz all des Comic-ähnlichen Bluffs und Getöses "wie ein Bulldozer" vorzugehen schien.

Dem britischen Verhandlungsführer Lord David Frost wirft Barnier vor, Johnson schlecht beraten zu haben. Frost habe zur Gesichtswahrung künstliche Dramen erschaffen und vorübergehend den Verhandlungstisch verlassen.

Der in Brüssel ansässige Journalist und politische Blogger Jon Worth sagt, die EU sollte Barnier für das Geleistete schätzen: "Ich denke, was wir in den vergangenen Monaten gesehen haben, seit Barnier von der Bildfläche verschwunden ist, ist, welch gute Arbeit Barnier als Chefunterhändler geleistet hat. Er hat die EU vereint und ruhig gehalten trotz dieser Provokationen, von denen er in seinem Buch spricht. Deshalb ist die Einheit auf der Seite der Europäischen Union in diesen wenigen Monaten, seit er von der Bildfläche verschwunden ist, ein wenig ausgefranst."

Barnier warnt die EU aber auch: Die populistischen Gefühle, die zum Brexit geführt haben, hielten in vielen Teilen Europas an - und die EU müsse darauf mit Respekt und politischem Mut reagieren.

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