Streikende in Toulouse, mehrere Gewerkschaften hatten am Dienstag zu einem landesweiten Streik aufgerufen

Video. Streiktag in Frankreich: Tausende kämpfen für höhere Löhne

Tausende von Menschen haben am Dienstag im ganz Frankreich protestiert. Mehrere Gewerkschaften hatten zu einem landesweiten Streik für höhere Löhne aufgerufen, um mit den steigenden Lebenshaltungskosten und der Inflation mitzuhalten.

Tausende von Menschen haben am Dienstag im ganz Frankreich protestiert. Mehrere Gewerkschaften hatten zu einem landesweiten Streik für höhere Löhne aufgerufen, um mit den steigenden Lebenshaltungskosten und der Inflation mitzuhalten.

In Frankreich streiken seit drei Wochen die Raffinerie-Angestellten, was zu einem Spritmangel an Tankstellen geführt hat. An rund 30 Prozent der Tankstellen war mindestens einer der Kraftstoffen ausverkauft. Vielerorts blieben die Tankstellen ganz zu. Die Regierung hatte zuletzt streikendes Personal zum Dienst verpflichtet, um einer Blockade angesichts langer Warteschlangen vorzubeugen.

"Es ist eine Schande, dass es erst zu Blockaden kommen muss, damit etwas passiert", sagte Nadine, eine 45-jährige Angestellte in der metallverarbeitenden Industrie, die zu den mehr als 1.000 Demonstranten in Straßburg im Nordosten Frankreichs gehörte.

In der südfranzösischen Stadt Montpellier demonstrierten rund 1.800 Menschen. Die Arzthelferin Magali Mallet sagte, sie sei dabei, weil viele Arbeitnehmer:innen "auf Messers Schneide leben". 

Eine Arbeitsniederlegung im Transportwesen führte landesweit nicht zu größeren Störungen, 

Auch das Personal der Atomkraftwerke beteiligte sich am Ausstand. Sollte es keine Einigung geben, könnte sich die Wiederinbetriebnahme von Reaktoren, die wegen Wartungs- oder Sicherheitsarbeiten abgeschaltet waren, weiter verzögern. Die 32-jährige Technikerin Henia Abidi aus dem nördlichen Kernkraftwerk Gravelines sagte, dass sie normalerweise nicht protestiere:

"Aber jetzt, wo es um die Inflation und unsere Gehälter geht, bin ich wirklich besorgt. Ich werde nicht aufgeben", sagte sie und fügte hinzu, dass von Lebensmitteln bis hin zu Kraftstoff alles teurer geworden sei.

Der Stromnetzbetreiber RTE warnte am Dienstag, dass "jede Ausweitung der sozialen Bewegung" in den Atomkraftwerken "ernste Folgen" für die Stromversorgung in diesem Winter haben würde.

Derzeit sind nur 30 der insgesamt 56 Reaktoren am Netz, im Januar sollen es wieder 45 sein.

Die linkenGewerkschaften CGT und FO riefen am Dienstag zu einem landesweiten Streik für höhere Löhne und gegen die staatliche Freigabe von Erdöleinrichtungen auf. Die Aktion ist die größte Herausforderung seit der Wiederwahl Macrons zum Präsidenten.

Die Gewerkschaften in anderen Branchen und im öffentlichen Sektor hatten ebenfalls Aktionen angekündigt, um gegen die doppelte Auswirkung der steigenden Energiepreise und der allgemeinen Inflation auf die Lebenshaltungskosten zu protestieren.

Das Bildungsministerium gab an, dass weniger als sechs Prozent der Beschäftigten die Arbeit niedergelegt hätten, obwohl diese Quote bei den Berufsschulen 23 Prozent erreichte. Die Streiks bilden den Auftakt zu einem möglicherweise angespannten Herbst und Winter, in dem Macron auch sein innenpolitisches Flaggschiff, die Anhebung des Renteneintrittsalters, umsetzen will. In Frankreich gehen die Menschen derzeit mit 62 in Rente.

Der wirtschaftliche Druck und das schlechte Abschneiden von Macrons Partei "La Republique en Marche" bei den Parlamentswahlen im Juni machen die Aufgabe für den Präsidenten noch schwieriger.

Eine Umfrage der Elabe-Gruppe ergab, dass jeder dritte Franzose bereit wäre, in den kommenden Wochen an einem Streik oder Protest teilzunehmen, um angesichts der steigenden Inflation Lohnerhöhungen zu fordern.

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