Viele Russen sind nicht mit dem Kriegs-Kurs von Präsident Wladimir Putin einverstanden. Bei Protesten in Dutzenden Städten wurden Bürgerrechtlern zufolge mehr als 1.800 Menschen festgenommen, allein in Moskau mindestens 962.
Viele Russen sind nicht mit dem Kriegs-Kurs von Präsident Wladimir Putin einverstanden. Bei Protesten in Dutzenden Städten wurden Bürgerrechtlern zufolge mehr als 1.800 Menschen festgenommen, allein in Moskau mindestens 962.
MOSKAU
Das Bürgerrechtsportal Owd-Info registrierte Aktionen in Dutzenden russischen Städten – trotz eines verhängten Demonstrationsverbots und angedrohten Strafen. In der Hauptstadt Moskau riefen etwa 1.000 Menschen auf dem zentralen Puschkin-Platz "Nein zum Krieg!" Viele hatten angesichts des Einmarschs in die Ukraine Tränen in den Augen („dpa“).
ST. PETERSBURG
Auch in der zweitgrößten Stadt St. Petersburg ging die Polizei demnach hart vor: 433 Festnahmen.
Einige Demonstranten haben familiäre Verbindungen zur Ukraine.
Elizaveta Petrova (22), Architektin:
"Ich möchte nicht, dass Russland die Ukraine angreift und einmarschiert, ich habe dort Großeltern."
Artem Zhuravel (30), Demonstrant:
"Was heute passiert ist, ist eine Schande, viele von uns haben Verwandte und Freunde in der Ukraine und das ist ein Verrat an ihnen."
JEKATERINBURG
Auch auf dem zentralen Platz von Jekaterinburg versammelten sich Dutzende Menschen. Die Polizei nahm mindestens 40 Personen fest.
Es waren die größten Proteste seit Anfang vergangenen Jahres, als der Kremlgegner Alexej Nawalny nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau festgenommen wurde. Nawalny hatte in Russland knapp einen
Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt und war dann in Deutschland behandelt worden. Er macht Putin für das Attentat verantwortlich.
«Ich bin gegen Krieg», sagte der im Straflager inhaftierte Putin-Gegner, dem in einem neuen umstrittenen Prozess 15 Jahre Haft drohen. Der Angriff auf die Ukraine sei ein Brudermord und verbrecherisch. «Die Kremlbande hat ihn losgetreten, damit sie weiter stehlen kann. Sie töten, um zu klauen», sagte er vor Gericht.
Die Organisation Owd-Info veröffentlichte im sozialen Netzwerk Telegram Fotos von Menschen, die alleine oder in kleineren Gruppen Plakate mit Solidaritätsbekundungen für die Ukraine in die Höhe hielten. Augenzeugen der Kundgebung in Moskau zeigten der Deutschen Presse-Agentur Videos vom gewaltsamen Vorgehen uniformierter Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten. Einige wurden ohne ersichtlichen Grund geschlagen.
Russische Behörden hatten zuvor eindringlich vor Protestaktionen gewarnt und mit Festnahmen gedroht. Die Behörden hatten Kundgebungen immer wieder auch mit Verweis auf die Corona-Pandemie verboten.
su mit dpa
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